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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] das Feld zu bauen/ als auch eherne Müntze zu schlagen gezeiget hatte/ da man zuvor an selbigem Orte nur ledernes Geld gebrauchet: dannenhero hernachmals auf einer Seite der Müntze ein Schiff/ darinnen Saturnus in Italien überkommen/ auf der andern aber des zweyköpfigten Janus Bildnus ausgedruckt worden; dieweil man dem Janus eine solche Figur/ wie wir etwas besser unten sehen werden/ zugeeignet. Wegen dieser und anderer dergleichen herrlicher Thaten hat Saturnus das ganze Volck ihme dermassen gewogen gemachet/ daß er endlich mit und neben dem Janus göttlicher Ehre gewürdigt worden: dieweil damahliger Zeit die jenige unter die Zahl der Götter gerechnet wurden/ welche eine oder die andere dem menschlichem Geschlechte dienliche Kunst erfunden/ und die Menschen gelehrt hatten/ unter welchen allen in Warheit nichts bessers erdacht werden kan/ als die Art und Weise das Feld zu bauen und zu düngen/ die Saturnus diesen ungeschickten Leuten gewiesen/ und darvon den Zunamen Sterculius/ als einer der die Felder mit Mist dünget/ bekommen. Dannenhero er auch/ nach etlicher Meinung/ die Sichel führet/ als dero Erfinder er gleichfalls bey den Italiänern gewesen: dieweil man derselben zu Einerndtung der Saturnus wird für die Zeit genommen. Früchte benöhtigt ist. Durch den Saturnus haben die Alten auch die Zeit andeuten wollen; worzu sie viel Ursachen angeführt/ welche/ weil sie zu unserm Vornehmen wenig dienlich/ wir allhier mit Fleiß übergehen.

Sein Bildnis. Die Griechen haben ihn Khronon genennt/ welches eben so viel als die Zeit bedeutet. Diese stellen sie in einem Bilde vor/ als einen alten zerlumpten Mann/ mit bloßem Haupte/ in der einen Hand eine Sichel haltend/ in der andern aber weis nicht was in ein Tuch gewikelt/ und schiene er solches ins Maul zu schieben/ vor oder neben ihm lagen vier Kinder/ welches Erklärung derselben. ins gemein also erkläret wird: Saturnus wird als ein alter und mit Lumpen umhängter Mann beschrieben/ weil die Zeit entweder immerdar gewesen/ oder mit der Welt angefangen hat/ das ist/ sobald die Unterscheidung der vier Elementen aus dem vermischten Chaos oder Klumpen angegangen/ und folgbar die Erschaffung aller Dinge ihren Anfang genommen/ indem damahls zum ersten der Himmel über der Erden sich umzudrehen angefangen/ nach dessen Bewegung auch die Menschen die Zeit zu theilen begonnen; und hieraus ist auch die Fabel entstanden/ welche den Saturnus zu des Uranus/ oder/ welches eben so viel ist/ des Himmels Sohne machet. Die Römer aber haben/ nachdem sie diesem Gott einen Tempel erbauet/ auf dessen Spitze den Triton Wann die Historia angefangen. mit einem Horn setzen lassen/ hierdurch/ wie Macrobius will/ zu verstehen zu geben/ daß durch dessen Erinnerung die Historie oder Geschicht/ biß auf unsere Zeit bekannt und ruchtbar[Spaltenumbruch] worden/ die vor ihme verborgen/ dunckel und unbekannt gewesen.

Es war aber derselbe mit so geringem Habit angethan/ damit man sehen und abnehmen solte/ wie anfänglich/ und gleich nach Erschaffung der Welt/ die Einfalt in Bedeckung des Leibes von den Menschen beliebt und kein Zierraht gesucht worden/ weil man mit blosser Decke vergnügt gewesen. Ja es waren seine Kleider nicht allein schlecht/ sondern auch abgetragen und zerrissen/ weil diese am besten dienten das Alter vorzustellen und auszubilden. Uber dis war er auch bloßes Haupts; dieweil zur selben Zeit/ als er an die Regierung kam/ und man sagte/ es wäre die güldne Zeit/ die Warheit allen bloß und entdeckt/ nicht aber mit falschem Scheine und Lügen/ wie hernachmahls geschehen/ vermascaradet war. Und eben aus dieser Ursach pflegte man ihm auch vor zeiten mit blossem Haupte Gottesdienst zu erzeigen/ da man hingegen das Haupt bedeckte/ wann man andern Göttern opfferte. Die Sichel in der Hand deutete an/ daß die Zeit alles verzehre und zu Grunde richte. Dasjenige aber/ so er/ als ob ers fressen wolte/ nach dem Maul langte/ bedeutet/ daß gleich wie alles in der Zeit entstehet/ also auch durch dieselbe alles wiederum verzehret werde. Umb welcher Ursache willen diese Die Fabel vom Saturnus. Fabel von den Poeten erdichtet worden:

Nachdem Saturnus erlernet hatte/daß/ durch Göttliche Vorsehung/ einer aus seinen Söhnen ihn vom Reich verjagen solte/ hat er seiner Gemahlin der Ops oder Rhea befohlen/ daß sie die Frucht/ so sie zur Welt gebären würde/ alsobald zeigen solte/ dieweil er kein Söhnlein leben zu lassen/ sondern sie alle zu fressen bey sich beschlossen hätte. In der ersten Geburt brachte ihme die Rhea den Jupiter und die Juno zugleich/ daher sie ihm die Juno allein zeigte/ sich versichert haltend/ er werde ihr/ weils eine Tochter/ kein Leid zufügen/ den Jupiter aber hielte sie verborgen. Als nun Saturnus solches merckete/ schrie er/ man solte ihm denselben auch herbringen: die Ops aber/ damit sie ihn betröge/ gab ihme einen/ in ein Tuch/ eingewickelten Stein/ vorgebende/ das sey der Sohn/ welchen er umzubringen suche. Der Stein vom Saturnus gefressen. Weil nun Saturnus nicht zuvor genau besahe/ was es wäre/ fuhre er stracks darmit nach dem Maule zu/ verschluckte denselben mit grosser Begierde/ gab ihn aber alsobald durch ein Erbrechen wieder von sich/ wie er dann auch alle seine Kinder/ die er gefressen hatte/ von Stund an wieder ausspye. Dannenhero Pausanias schreibet/ daß zu Delphis in des Apollo Tempel ein Stein zu sehen/ der von mittelmässiger Grösse/ mit grossem Fleiß verwahret werde/ und/ wie man sagte/ vom Saturnus an statt des Jupiters gefressen worden seyn solte/ diesen pflegten sie täglich/ insonderheit aber an

[Spaltenumbruch] das Feld zu bauen/ als auch eherne Müntze zu schlagen gezeiget hatte/ da man zuvor an selbigem Orte nur ledernes Geld gebrauchet: dannenhero hernachmals auf einer Seite der Müntze ein Schiff/ darinnen Saturnus in Italien überkommen/ auf der andern aber des zweyköpfigten Janus Bildnus ausgedruckt worden; dieweil man dem Janus eine solche Figur/ wie wir etwas besser unten sehen werden/ zugeeignet. Wegen dieser und anderer dergleichen herrlicher Thaten hat Saturnus das ganze Volck ihme dermassen gewogen gemachet/ daß er endlich mit und neben dem Janus göttlicher Ehre gewürdigt worden: dieweil damahliger Zeit die jenige unter die Zahl der Götter gerechnet wurden/ welche eine oder die andere dem menschlichem Geschlechte dienliche Kunst erfunden/ und die Menschen gelehrt hatten/ unter welchen allen in Warheit nichts bessers erdacht werden kan/ als die Art und Weise das Feld zu bauen und zu düngen/ die Saturnus diesen ungeschickten Leuten gewiesen/ und darvon den Zunamen Sterculius/ als einer der die Felder mit Mist dünget/ bekommen. Dannenhero er auch/ nach etlicher Meinung/ die Sichel führet/ als dero Erfinder er gleichfalls bey den Italiänern gewesen: dieweil man derselben zu Einerndtung der Saturnus wird für die Zeit genommen. Früchte benöhtigt ist. Durch den Saturnus haben die Alten auch die Zeit andeuten wollen; worzu sie viel Ursachen angeführt/ welche/ weil sie zu unserm Vornehmen wenig dienlich/ wir allhier mit Fleiß übergehen.

Sein Bildnis. Die Griechen haben ihn Χρόνον genennt/ welches eben so viel als die Zeit bedeutet. Diese stellen sie in einem Bilde vor/ als einen alten zerlumpten Mann/ mit bloßem Haupte/ in der einen Hand eine Sichel haltend/ in der andern aber weis nicht was in ein Tuch gewikelt/ und schiene er solches ins Maul zu schieben/ vor oder neben ihm lagen vier Kinder/ welches Erklärung derselben. ins gemein also erkläret wird: Saturnus wird als ein alter und mit Lumpen umhängter Mann beschrieben/ weil die Zeit entweder immerdar gewesen/ oder mit der Welt angefangen hat/ das ist/ sobald die Unterscheidung der vier Elementen aus dem vermischten Chaos oder Klumpen angegangen/ und folgbar die Erschaffung aller Dinge ihren Anfang genommen/ indem damahls zum ersten der Himmel über der Erden sich umzudrehen angefangen/ nach dessen Bewegung auch die Menschen die Zeit zu theilen begonnen; und hieraus ist auch die Fabel entstanden/ welche den Saturnus zu des Uranus/ oder/ welches eben so viel ist/ des Himmels Sohne machet. Die Römer aber haben/ nachdem sie diesem Gott einen Tempel erbauet/ auf dessen Spitze den Triton Wann die Historia angefangen. mit einem Horn setzen lassen/ hierdurch/ wie Macrobius will/ zu verstehen zu geben/ daß durch dessen Erinnerung die Historie oder Geschicht/ biß auf unsere Zeit bekannt und ruchtbar[Spaltenumbruch] worden/ die vor ihme verborgen/ dunckel und unbekannt gewesen.

Es war aber derselbe mit so geringem Habit angethan/ damit man sehen und abnehmen solte/ wie anfänglich/ und gleich nach Erschaffung der Welt/ die Einfalt in Bedeckung des Leibes von den Menschen beliebt und kein Zierraht gesucht worden/ weil man mit blosser Decke vergnügt gewesen. Ja es waren seine Kleider nicht allein schlecht/ sondern auch abgetragen und zerrissen/ weil diese am besten dienten das Alter vorzustellen und auszubilden. Uber dis war er auch bloßes Haupts; dieweil zur selben Zeit/ als er an die Regierung kam/ und man sagte/ es wäre die güldne Zeit/ die Warheit allen bloß und entdeckt/ nicht aber mit falschem Scheine und Lügen/ wie hernachmahls geschehen/ vermascaradet war. Und eben aus dieser Ursach pflegte man ihm auch vor zeiten mit blossem Haupte Gottesdienst zu erzeigen/ da man hingegen das Haupt bedeckte/ wann man andern Göttern opfferte. Die Sichel in der Hand deutete an/ daß die Zeit alles verzehre und zu Grunde richte. Dasjenige aber/ so er/ als ob ers fressen wolte/ nach dem Maul langte/ bedeutet/ daß gleich wie alles in der Zeit entstehet/ also auch durch dieselbe alles wiederum verzehret werde. Umb welcher Ursache willen diese Die Fabel vom Saturnus. Fabel von den Poeten erdichtet worden:

Nachdem Saturnus erlernet hatte/daß/ durch Göttliche Vorsehung/ einer aus seinen Söhnen ihn vom Reich verjagen solte/ hat er seiner Gemahlin der Ops oder Rhea befohlen/ daß sie die Frucht/ so sie zur Welt gebären würde/ alsobald zeigen solte/ dieweil er kein Söhnlein leben zu lassen/ sondern sie alle zu fressen bey sich beschlossen hätte. In der ersten Geburt brachte ihme die Rhea den Jupiter und die Juno zugleich/ daher sie ihm die Juno allein zeigte/ sich versichert haltend/ er werde ihr/ weils eine Tochter/ kein Leid zufügen/ den Jupiter aber hielte sie verborgen. Als nun Saturnus solches merckete/ schrie er/ man solte ihm denselben auch herbringen: die Ops aber/ damit sie ihn betröge/ gab ihme einen/ in ein Tuch/ eingewickelten Stein/ vorgebende/ das sey der Sohn/ welchen er umzubringen suche. Der Stein vom Saturnus gefressen. Weil nun Saturnus nicht zuvor genau besahe/ was es wäre/ fuhre er stracks darmit nach dem Maule zu/ verschluckte denselben mit grosser Begierde/ gab ihn aber alsobald durch ein Erbrechen wieder von sich/ wie er dann auch alle seine Kinder/ die er gefressen hatte/ von Stund an wieder ausspye. Dannenhero Pausanias schreibet/ daß zu Delphis in des Apollo Tempel ein Stein zu sehen/ der von mittelmässiger Grösse/ mit grossem Fleiß verwahret werde/ und/ wie man sagte/ vom Saturnus an statt des Jupiters gefressen worden seyn solte/ diesen pflegten sie täglich/ insonderheit aber an

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 14/0070] das Feld zu bauen/ als auch eherne Müntze zu schlagen gezeiget hatte/ da man zuvor an selbigem Orte nur ledernes Geld gebrauchet: dannenhero hernachmals auf einer Seite der Müntze ein Schiff/ darinnen Saturnus in Italien überkommen/ auf der andern aber des zweyköpfigten Janus Bildnus ausgedruckt worden; dieweil man dem Janus eine solche Figur/ wie wir etwas besser unten sehen werden/ zugeeignet. Wegen dieser und anderer dergleichen herrlicher Thaten hat Saturnus das ganze Volck ihme dermassen gewogen gemachet/ daß er endlich mit und neben dem Janus göttlicher Ehre gewürdigt worden: dieweil damahliger Zeit die jenige unter die Zahl der Götter gerechnet wurden/ welche eine oder die andere dem menschlichem Geschlechte dienliche Kunst erfunden/ und die Menschen gelehrt hatten/ unter welchen allen in Warheit nichts bessers erdacht werden kan/ als die Art und Weise das Feld zu bauen und zu düngen/ die Saturnus diesen ungeschickten Leuten gewiesen/ und darvon den Zunamen Sterculius/ als einer der die Felder mit Mist dünget/ bekommen. Dannenhero er auch/ nach etlicher Meinung/ die Sichel führet/ als dero Erfinder er gleichfalls bey den Italiänern gewesen: dieweil man derselben zu Einerndtung der Früchte benöhtigt ist. Durch den Saturnus haben die Alten auch die Zeit andeuten wollen; worzu sie viel Ursachen angeführt/ welche/ weil sie zu unserm Vornehmen wenig dienlich/ wir allhier mit Fleiß übergehen. Saturnus wird für die Zeit genommen. Die Griechen haben ihn Χρόνον genennt/ welches eben so viel als die Zeit bedeutet. Diese stellen sie in einem Bilde vor/ als einen alten zerlumpten Mann/ mit bloßem Haupte/ in der einen Hand eine Sichel haltend/ in der andern aber weis nicht was in ein Tuch gewikelt/ und schiene er solches ins Maul zu schieben/ vor oder neben ihm lagen vier Kinder/ welches ins gemein also erkläret wird: Saturnus wird als ein alter und mit Lumpen umhängter Mann beschrieben/ weil die Zeit entweder immerdar gewesen/ oder mit der Welt angefangen hat/ das ist/ sobald die Unterscheidung der vier Elementen aus dem vermischten Chaos oder Klumpen angegangen/ und folgbar die Erschaffung aller Dinge ihren Anfang genommen/ indem damahls zum ersten der Himmel über der Erden sich umzudrehen angefangen/ nach dessen Bewegung auch die Menschen die Zeit zu theilen begonnen; und hieraus ist auch die Fabel entstanden/ welche den Saturnus zu des Uranus/ oder/ welches eben so viel ist/ des Himmels Sohne machet. Die Römer aber haben/ nachdem sie diesem Gott einen Tempel erbauet/ auf dessen Spitze den Triton mit einem Horn setzen lassen/ hierdurch/ wie Macrobius will/ zu verstehen zu geben/ daß durch dessen Erinnerung die Historie oder Geschicht/ biß auf unsere Zeit bekannt und ruchtbar worden/ die vor ihme verborgen/ dunckel und unbekannt gewesen. Sein Bildnis. Erklärung derselben. Wann die Historia angefangen.Es war aber derselbe mit so geringem Habit angethan/ damit man sehen und abnehmen solte/ wie anfänglich/ und gleich nach Erschaffung der Welt/ die Einfalt in Bedeckung des Leibes von den Menschen beliebt und kein Zierraht gesucht worden/ weil man mit blosser Decke vergnügt gewesen. Ja es waren seine Kleider nicht allein schlecht/ sondern auch abgetragen und zerrissen/ weil diese am besten dienten das Alter vorzustellen und auszubilden. Uber dis war er auch bloßes Haupts; dieweil zur selben Zeit/ als er an die Regierung kam/ und man sagte/ es wäre die güldne Zeit/ die Warheit allen bloß und entdeckt/ nicht aber mit falschem Scheine und Lügen/ wie hernachmahls geschehen/ vermascaradet war. Und eben aus dieser Ursach pflegte man ihm auch vor zeiten mit blossem Haupte Gottesdienst zu erzeigen/ da man hingegen das Haupt bedeckte/ wann man andern Göttern opfferte. Die Sichel in der Hand deutete an/ daß die Zeit alles verzehre und zu Grunde richte. Dasjenige aber/ so er/ als ob ers fressen wolte/ nach dem Maul langte/ bedeutet/ daß gleich wie alles in der Zeit entstehet/ also auch durch dieselbe alles wiederum verzehret werde. Umb welcher Ursache willen diese Fabel von den Poeten erdichtet worden: Die Fabel vom Saturnus.Nachdem Saturnus erlernet hatte/daß/ durch Göttliche Vorsehung/ einer aus seinen Söhnen ihn vom Reich verjagen solte/ hat er seiner Gemahlin der Ops oder Rhea befohlen/ daß sie die Frucht/ so sie zur Welt gebären würde/ alsobald zeigen solte/ dieweil er kein Söhnlein leben zu lassen/ sondern sie alle zu fressen bey sich beschlossen hätte. In der ersten Geburt brachte ihme die Rhea den Jupiter und die Juno zugleich/ daher sie ihm die Juno allein zeigte/ sich versichert haltend/ er werde ihr/ weils eine Tochter/ kein Leid zufügen/ den Jupiter aber hielte sie verborgen. Als nun Saturnus solches merckete/ schrie er/ man solte ihm denselben auch herbringen: die Ops aber/ damit sie ihn betröge/ gab ihme einen/ in ein Tuch/ eingewickelten Stein/ vorgebende/ das sey der Sohn/ welchen er umzubringen suche. Weil nun Saturnus nicht zuvor genau besahe/ was es wäre/ fuhre er stracks darmit nach dem Maule zu/ verschluckte denselben mit grosser Begierde/ gab ihn aber alsobald durch ein Erbrechen wieder von sich/ wie er dann auch alle seine Kinder/ die er gefressen hatte/ von Stund an wieder ausspye. Dannenhero Pausanias schreibet/ daß zu Delphis in des Apollo Tempel ein Stein zu sehen/ der von mittelmässiger Grösse/ mit grossem Fleiß verwahret werde/ und/ wie man sagte/ vom Saturnus an statt des Jupiters gefressen worden seyn solte/ diesen pflegten sie täglich/ insonderheit aber an Der Stein vom Saturnus gefressen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/70>, abgerufen am 26.04.2024.