Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Zeit das Blut ihme häuffig zum Hertzen eilet/ wordurch es zugleich erhitzt/ vermittelst einer Süssigkeit ihn zu kitzlen pfleget/ daß er also lieblich zu singen beginnet. Zwar sind auch einige/ die da sagen/ der Schwan weine vielmehr um diese Zeit/ als daß er singen solte/ dann die allzutieff-eingewachsene Haupt-Federn berühren das Gehirn/ woraus nothwendig der Tod folgen müsse.

Der Hahn ist dem Apollo geheiligt. Pausanias schreibet/ die Griechen haben einen Hahn geehrt/ als der dem Apollo heilig/ weil er mit seinem Gesang frühmorgens der Sonnen Ankunfft verkündige; Dahero vielleicht auch kommen/ daß die Alten zum öfftern aus seinem zu behöriger Zeit beschehenen krähen/ glücklicher Sachen Anzeigungen genommen/ aus dem allzufrühen oder langsamen Hanen-Geschrey aber das Widerspiel geweissaget haben: dann also haben die Boeotier den edlen und berühmten Leuctricanischen Sieg/ welchen sie wider die Lacedemonier erhalten/ vorher gemuhtmasset/ weil die vorhergehende gantze Nacht die Hahnen beständig zusammen gekrähet; Sintemahl ein Hahn/ der von dem andern überwunden worden/ zu schweigen und sich zu verstecken beginnet/ wo und wie er kan/ weil er dem andern unter Augen zu gehen nicht trauet; wann er aber den Sieg darvon getragen/ so springet er für Freuden/ und weis mit krähen seinen Sieg nicht gnugsam zu rühmen und auszubreiten.

Der Habicht dem Apollo gewidmet. Homerus will eben diesem Apollo auch den Habicht gewidmet haben/ welchen er des Apollo hurtigen Boten nennet/ wann er erzehlet/ daß Telemachus/ als er wieder gen Ithaca zurück gekehrt/ einen Habicht gesehen/ der eine Taube zerrissen/ woraus er diese glückliche Muhtmassung gefasst/ er werde sein Haus in kurtzen von den unverschämten Buhlern frey machen. Die Egyptier haben unter dem Habichts-Zeichen den Osiris/ so bey ihnen die Sonne war/ verstanden; theils/ weil dieser Vogel ein vortrefflich-scharffes Gesicht hat; theils auch/ weil der schnellste im Fliegen ist. Diesem thäten die Egyptier (wie Diodorus Siculus erzehlet/ da er die Thiere/ so von den Egyptiern für Götter gehalten wurden/ beschreibet/) Göttliche Ehre an/ sowol unterschiedlicher anderer Ursachen halber/ als insonderheit/ weil vor alten Zeiten ein Habicht/ aus unbekannten Landen nach Theben (so die Haupt-Stadt in Egypten war) zu den Priestern ein mit rohten Buchstaben beschriebnes Buch gebracht hatte/ worinnen die Ceremonien und Gebräuche des Gottesdiensts enthalten Wer bey den Egyptiern einen roten Hut getragen. waren. Daher dann kommen/ daß die Schreiber und Lehrer Göttlicher Dinge bey ihnen einen mit einer Habichts-Feder gezierten roten Hut zu tragen pflegten. Porphyrius meldet im Buch von Enthaltung des Thier-Fleisches/ daß dem Apollo bey den Egyptiern der Habicht/ Käfer/ Widder und [Spaltenumbruch] Crocodil vor andern Göttern geheiligt und zugeeignet gewesen.

Das Sonnen-Schiff. Es bildeten aber die Egyptier die Sonne auch mit einem runden Jünglings-Angesichte/ und setzten sie in ein Schiff/ das von einem Crocodil getragen wurde/ da sie durch das Schiff/ der Sonnen Bewegung in der Feuchte/ durch den Crocodill aber das Regenwasser/ dessen Ursach der Sonne zugeschrieben wird/ andeuten wollen/ worvon sie mit ihren fruchtbaren und heilsamen Strahlen alles/ was schädlich ist/ abscheidet. Dieses schreibet Eusebius. Jamblichus aber/ indem er von der Egyptier Geheimnussen redet/ meldet unter andern/ daß die Egyptier/ wann sie einen Gott in ein Schiff gesetzt/ dardurch gleichsam dessen Steuermann/ und die erste und vornehmste Ursach aller Dinge verstehen wollen/ als welcher dieses gantze Welt-Rund regiere/ und unbeweglich-bleibend/ von oben herab/ die untere/ in gewisser Ordnung an einander hangenden Dinge/ auch durch dieselben diese gantze Welt bewege; eben auf solche Weise als ein Schiffmann durch leichte Bewegung des Steuer-Ruders das gantze Schiff/ wohin er will/ bewegen und lencken kan. Wann Martianus seine Philologiam zu dem Sonnen-Himmel/ oder Sphaera einführet/ machet er gleichsam eine redende Person draus/ welche spricht: Sie sehe allda ein Schiff/ so von unterschiedlicher Leute Meinung regieret/ bald hieher/ bald dorthin/ wie es der Natur Trieb mit sich bringet/ gestossen werde/ und endlich in liechter Lohe brennenden Flammen aufgehe; Solches sey mit denen kostbarsten Waaren beladen/ und werde von sieben Brüdern beherrschet; auf dem Mast sey ein Löw/ und auswendig ein Crocodill gemacht; innwendig habe es den Brunnquell des Liechts/ den es durch einige verborgene Wege/ in die gantze Welt ausgiesse.

Der Roß-Käfer bey den Egyptiern hoch gehalten. Vom Roß-Käfer lieset man beym Eusebius/ daß ihn die Egyptier sehr hoch gehalten/ und für ein ausgedrucktes Bildnus der Sonnen geehrt haben: dann es sind/ wie Elianus bezeuget/ alle Roß-Käfer Männlein; dannenhero die Egyptische Soldaten Ringe antrugen/ worein das Bildnus eines Roß-Käfers geschnitten war/ darmit sie/ wann sie dasselbe ansahen/ die weibliche Weichheit weglegen/ und zur männlichen Tapferkeit möchten aufgemuntert werden. Die Roß-Käfer pflantzen sich also fort: sie schütten ihren Saamen aus in den Mist/ und machen kleine runde Kügelein darvon/ die sie acht und zwantzig Tage mit ihren Füssen umwenden/ biß sie/ nach genugsamer Erwärmung/ lebendig werden; und daher kommen die jungen Käfer. Also giesset auch die Sonne ihre Krafft in die Erde/ wendet sie immerdar um; und indem sie sich selbst in einem Circul umdrehet/ verschaffet sie/ daß der Mond alle Monaten erneuet werde/

[Spaltenumbruch] Zeit das Blut ihme häuffig zum Hertzen eilet/ wordurch es zugleich erhitzt/ vermittelst einer Süssigkeit ihn zu kitzlen pfleget/ daß er also lieblich zu singen beginnet. Zwar sind auch einige/ die da sagen/ der Schwan weine vielmehr um diese Zeit/ als daß er singen solte/ dann die allzutieff-eingewachsene Haupt-Federn berühren das Gehirn/ woraus nothwendig der Tod folgen müsse.

Der Hahn ist dem Apollo geheiligt. Pausanias schreibet/ die Griechen haben einen Hahn geehrt/ als der dem Apollo heilig/ weil er mit seinem Gesang frühmorgens der Sonnen Ankunfft verkündige; Dahero vielleicht auch kommen/ daß die Alten zum öfftern aus seinem zu behöriger Zeit beschehenen krähen/ glücklicher Sachen Anzeigungen genommen/ aus dem allzufrühen oder langsamen Hanen-Geschrey aber das Widerspiel geweissaget haben: dann also haben die Boeotier den edlen und berühmten Leuctricanischen Sieg/ welchen sie wider die Lacedemonier erhalten/ vorher gemuhtmasset/ weil die vorhergehende gantze Nacht die Hahnen beständig zusammen gekrähet; Sintemahl ein Hahn/ der von dem andern überwunden worden/ zu schweigen und sich zu verstecken beginnet/ wo und wie er kan/ weil er dem andern unter Augen zu gehen nicht trauet; wann er aber den Sieg darvon getragen/ so springet er für Freuden/ und weis mit krähen seinen Sieg nicht gnugsam zu rühmen und auszubreiten.

Der Habicht dem Apollo gewidmet. Homerus will eben diesem Apollo auch den Habicht gewidmet haben/ welchen er des Apollo hurtigen Boten nennet/ wann er erzehlet/ daß Telemachus/ als er wieder gen Ithaca zurück gekehrt/ einen Habicht gesehen/ der eine Taube zerrissen/ woraus er diese glückliche Muhtmassung gefasst/ er werde sein Haus in kurtzen von den unverschämten Buhlern frey machen. Die Egyptier haben unter dem Habichts-Zeichen den Osiris/ so bey ihnen die Sonne war/ verstanden; theils/ weil dieser Vogel ein vortrefflich-scharffes Gesicht hat; theils auch/ weil der schnellste im Fliegen ist. Diesem thäten die Egyptier (wie Diodorus Siculus erzehlet/ da er die Thiere/ so von den Egyptiern für Götter gehalten wurden/ beschreibet/) Göttliche Ehre an/ sowol unterschiedlicher anderer Ursachen halber/ als insonderheit/ weil vor alten Zeiten ein Habicht/ aus unbekannten Landen nach Theben (so die Haupt-Stadt in Egypten war) zu den Priestern ein mit rohten Buchstaben beschriebnes Buch gebracht hatte/ worinnen die Ceremonien und Gebräuche des Gottesdiensts enthalten Wer bey den Egyptiern einen roten Hut getragen. waren. Daher dann kommen/ daß die Schreiber und Lehrer Göttlicher Dinge bey ihnen einen mit einer Habichts-Feder gezierten roten Hut zu tragen pflegten. Porphyrius meldet im Buch von Enthaltung des Thier-Fleisches/ daß dem Apollo bey den Egyptiern der Habicht/ Käfer/ Widder und [Spaltenumbruch] Crocodil vor andern Göttern geheiligt und zugeeignet gewesen.

Das Sonnen-Schiff. Es bildeten aber die Egyptier die Sonne auch mit einem runden Jünglings-Angesichte/ und setzten sie in ein Schiff/ das von einem Crocodil getragen wurde/ da sie durch das Schiff/ der Sonnen Bewegung in der Feuchte/ durch den Crocodill aber das Regenwasser/ dessen Ursach der Sonne zugeschrieben wird/ andeuten wollen/ worvon sie mit ihren fruchtbaren und heilsamen Strahlen alles/ was schädlich ist/ abscheidet. Dieses schreibet Eusebius. Jamblichus aber/ indem er von der Egyptier Geheimnussen redet/ meldet unter andern/ daß die Egyptier/ wann sie einen Gott in ein Schiff gesetzt/ dardurch gleichsam dessen Steuermann/ und die erste und vornehmste Ursach aller Dinge verstehen wollen/ als welcher dieses gantze Welt-Rund regiere/ und unbeweglich-bleibend/ von oben herab/ die untere/ in gewisser Ordnung an einander hangenden Dinge/ auch durch dieselben diese gantze Welt bewege; eben auf solche Weise als ein Schiffmann durch leichte Bewegung des Steuer-Ruders das gantze Schiff/ wohin er will/ bewegen und lencken kan. Wann Martianus seine Philologiam zu dem Sonnen-Himmel/ oder Sphaera einführet/ machet er gleichsam eine redende Person draus/ welche spricht: Sie sehe allda ein Schiff/ so von unterschiedlicher Leute Meinung regieret/ bald hieher/ bald dorthin/ wie es der Natur Trieb mit sich bringet/ gestossen werde/ und endlich in liechter Lohe brennenden Flammen aufgehe; Solches sey mit denen kostbarsten Waaren beladen/ und werde von sieben Brüdern beherrschet; auf dem Mast sey ein Löw/ und auswendig ein Crocodill gemacht; innwendig habe es den Brunnquell des Liechts/ den es durch einige verborgene Wege/ in die gantze Welt ausgiesse.

Der Roß-Käfer bey den Egyptiern hoch gehalten. Vom Roß-Käfer lieset man beym Eusebius/ daß ihn die Egyptier sehr hoch gehalten/ und für ein ausgedrucktes Bildnus der Sonnen geehrt haben: dann es sind/ wie Elianus bezeuget/ alle Roß-Käfer Männlein; dannenhero die Egyptische Soldaten Ringe antrugen/ worein das Bildnus eines Roß-Käfers geschnitten war/ darmit sie/ wann sie dasselbe ansahen/ die weibliche Weichheit weglegen/ und zur männlichen Tapferkeit möchten aufgemuntert werden. Die Roß-Käfer pflantzen sich also fort: sie schütten ihren Saamen aus in den Mist/ und machen kleine runde Kügelein darvon/ die sie acht und zwantzig Tage mit ihren Füssen umwenden/ biß sie/ nach genugsamer Erwärmung/ lebendig werden; und daher kommen die jungen Käfer. Also giesset auch die Sonne ihre Krafft in die Erde/ wendet sie immerdar um; und indem sie sich selbst in einem Circul umdrehet/ verschaffet sie/ daß der Mond alle Monaten erneuet werde/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1367.1">
          <p><pb facs="#f0080" xml:id="pb-1371" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 24"/><cb/>
Zeit das Blut ihme häuffig zum Hertzen eilet/ wordurch es zugleich erhitzt/ vermittelst einer Süssigkeit ihn zu kitzlen pfleget/ daß er also lieblich zu singen beginnet. Zwar sind auch einige/ die da sagen/ der Schwan weine vielmehr um diese Zeit/ als daß er singen solte/ dann die allzutieff-eingewachsene Haupt-Federn berühren das Gehirn/ woraus nothwendig der Tod folgen müsse.</p>
          <p xml:id="p1371.1"><note place="right">Der Hahn ist dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> geheiligt.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> schreibet/ die Griechen haben einen Hahn geehrt/ als der dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> heilig/ weil er mit seinem Gesang frühmorgens der Sonnen Ankunfft verkündige; Dahero vielleicht auch kommen/ daß die Alten zum öfftern aus seinem zu behöriger Zeit beschehenen krähen/ glücklicher Sachen Anzeigungen genommen/ aus dem allzufrühen oder langsamen Hanen-Geschrey aber das Widerspiel geweissaget haben: dann also haben die Boeotier den edlen und berühmten Leuctricanischen Sieg/ welchen sie wider die Lacedemonier erhalten/ vorher gemuhtmasset/ weil die vorhergehende gantze Nacht die Hahnen beständig zusammen gekrähet; Sintemahl ein Hahn/ der von dem andern überwunden worden/ zu schweigen und sich zu verstecken beginnet/ wo und wie er kan/ weil er dem andern unter Augen zu gehen nicht trauet; wann er aber den Sieg darvon getragen/ so springet er für Freuden/ und weis mit krähen seinen Sieg nicht gnugsam zu rühmen und auszubreiten.</p>
          <p xml:id="p1371.2"><note place="right">Der Habicht dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> gewidmet.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> will eben diesem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> auch den Habicht gewidmet haben/ welchen er des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> hurtigen Boten nennet/ wann er erzehlet/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3221 http://d-nb.info/gnd/118756419 http://viaf.org/viaf/8183225">Telemachus</persName>/ als er wieder gen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1293 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1007519">Ithaca</placeName> zurück gekehrt/ einen Habicht gesehen/ der eine Taube zerrissen/ woraus er diese glückliche Muhtmassung gefasst/ er werde sein Haus in kurtzen von den unverschämten Buhlern frey machen. Die Egyptier haben unter dem Habichts-Zeichen den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName>/ so bey ihnen die Sonne war/ verstanden; theils/ weil dieser Vogel ein vortrefflich-scharffes Gesicht hat; theils auch/ weil der schnellste im Fliegen ist. Diesem thäten die Egyptier (wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-97 http://d-nb.info/gnd/118679627 http://viaf.org/viaf/10639948">Diodorus Siculus</persName> erzehlet/ da er die Thiere/ so von den Egyptiern für Götter gehalten wurden/ beschreibet/) Göttliche Ehre an/ sowol unterschiedlicher anderer Ursachen halber/ als insonderheit/ weil vor alten Zeiten ein Habicht/ aus unbekannten Landen nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1294 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001297">Theben</placeName> (so die Haupt-Stadt in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> war) zu den Priestern ein mit rohten Buchstaben beschriebnes Buch gebracht hatte/ worinnen die <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en und Gebräuche des Gottesdiensts enthalten <note xml:id="n1371.1" place="right">Wer bey den Egyptiern einen roten Hut getragen.</note> waren. Daher dann kommen/ daß die Schreiber und Lehrer Göttlicher Dinge bey ihnen einen mit einer Habichts-Feder gezierten roten Hut zu tragen pflegten. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2855 http://d-nb.info/gnd/118595873 http://viaf.org/viaf/64016141">Porphyrius</persName> meldet im Buch von Enthaltung des Thier-Fleisches/ daß dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> bey den Egyptiern der Habicht/ Käfer/ Widder und
<cb/>
Crocodil vor andern Göttern geheiligt und zugeeignet gewesen.</p>
          <p xml:id="p1371.3"><note place="right">Das Sonnen-Schiff.</note> Es bildeten aber die Egyptier die Sonne auch mit einem runden Jünglings-Angesichte/ und setzten sie in ein Schiff/ das von einem Crocodil getragen wurde/ da sie durch das Schiff/ der Sonnen Bewegung in der Feuchte/ durch den Crocodill aber das Regenwasser/ dessen Ursach der Sonne zugeschrieben wird/ andeuten wollen/ worvon sie mit ihren fruchtbaren und heilsamen Strahlen alles/ was schädlich ist/ abscheidet. Dieses schreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2959 http://d-nb.info/gnd/118555154 http://viaf.org/viaf/12310254">Jamblichus</persName> aber/ indem er von der Egyptier Geheimnussen redet/ meldet unter andern/ daß die Egyptier/ wann sie einen Gott in ein Schiff gesetzt/ dardurch gleichsam dessen Steuermann/ und die erste und vornehmste Ursach aller Dinge verstehen wollen/ als welcher dieses gantze Welt-Rund regiere/ und unbeweglich-bleibend/ von oben herab/ die untere/ in gewisser Ordnung an einander hangenden Dinge/ auch durch dieselben diese gantze Welt bewege; eben auf solche Weise als ein Schiffmann durch leichte Bewegung des Steuer-Ruders das gantze Schiff/ wohin er will/ bewegen und lencken kan. Wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2044 http://d-nb.info/gnd/118578278 http://viaf.org/viaf/95152094">Martianus</persName> seine <hi rendition="#aq">Philologiam</hi> zu dem Sonnen-Himmel/ oder <hi rendition="#aq">Sphaera</hi> einführet/ machet er gleichsam eine redende Person draus/ welche spricht: Sie sehe allda ein Schiff/ so von unterschiedlicher Leute Meinung regieret/ bald hieher/ bald dorthin/ wie es der Natur Trieb mit sich bringet/ gestossen werde/ und endlich in liechter Lohe brennenden Flammen aufgehe; Solches sey mit denen kostbarsten Waaren beladen/ und werde von sieben Brüdern beherrschet; auf dem Mast sey ein Löw/ und auswendig ein Crocodill gemacht; innwendig habe es den Brunnquell des Liechts/ den es durch einige verborgene Wege/ in die gantze Welt ausgiesse.</p>
          <p xml:id="p1371.4"><note place="right">Der Roß-Käfer bey den Egyptiern hoch gehalten.</note> Vom Roß-Käfer lieset man beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName>/ daß ihn die Egyptier sehr hoch gehalten/ und für ein ausgedrucktes Bildnus der Sonnen geehrt haben: dann es sind/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2035 http://d-nb.info/gnd/119160285 http://viaf.org/viaf/100219416">Elianus</persName> bezeuget/ alle Roß-Käfer Männlein; dannenhero die Egyptische Soldaten Ringe antrugen/ worein das Bildnus eines Roß-Käfers geschnitten war/ darmit sie/ wann sie dasselbe ansahen/ die weibliche Weichheit weglegen/ und zur männlichen Tapferkeit möchten aufgemuntert werden. Die Roß-Käfer pflantzen sich also fort: sie schütten ihren Saamen aus in den Mist/ und machen kleine runde Kügelein darvon/ die sie acht und zwantzig Tage mit ihren Füssen umwenden/ biß sie/ nach genugsamer Erwärmung/ lebendig werden; und daher kommen die jungen Käfer. Also giesset auch die Sonne ihre Krafft in die Erde/ wendet sie immerdar um; und indem sie sich selbst in einem Circul umdrehet/ verschaffet sie/ daß der Mond alle Monaten erneuet werde/
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 24/0080] Zeit das Blut ihme häuffig zum Hertzen eilet/ wordurch es zugleich erhitzt/ vermittelst einer Süssigkeit ihn zu kitzlen pfleget/ daß er also lieblich zu singen beginnet. Zwar sind auch einige/ die da sagen/ der Schwan weine vielmehr um diese Zeit/ als daß er singen solte/ dann die allzutieff-eingewachsene Haupt-Federn berühren das Gehirn/ woraus nothwendig der Tod folgen müsse. Pausanias schreibet/ die Griechen haben einen Hahn geehrt/ als der dem Apollo heilig/ weil er mit seinem Gesang frühmorgens der Sonnen Ankunfft verkündige; Dahero vielleicht auch kommen/ daß die Alten zum öfftern aus seinem zu behöriger Zeit beschehenen krähen/ glücklicher Sachen Anzeigungen genommen/ aus dem allzufrühen oder langsamen Hanen-Geschrey aber das Widerspiel geweissaget haben: dann also haben die Boeotier den edlen und berühmten Leuctricanischen Sieg/ welchen sie wider die Lacedemonier erhalten/ vorher gemuhtmasset/ weil die vorhergehende gantze Nacht die Hahnen beständig zusammen gekrähet; Sintemahl ein Hahn/ der von dem andern überwunden worden/ zu schweigen und sich zu verstecken beginnet/ wo und wie er kan/ weil er dem andern unter Augen zu gehen nicht trauet; wann er aber den Sieg darvon getragen/ so springet er für Freuden/ und weis mit krähen seinen Sieg nicht gnugsam zu rühmen und auszubreiten. Der Hahn ist dem Apollo geheiligt. Homerus will eben diesem Apollo auch den Habicht gewidmet haben/ welchen er des Apollo hurtigen Boten nennet/ wann er erzehlet/ daß Telemachus/ als er wieder gen Ithaca zurück gekehrt/ einen Habicht gesehen/ der eine Taube zerrissen/ woraus er diese glückliche Muhtmassung gefasst/ er werde sein Haus in kurtzen von den unverschämten Buhlern frey machen. Die Egyptier haben unter dem Habichts-Zeichen den Osiris/ so bey ihnen die Sonne war/ verstanden; theils/ weil dieser Vogel ein vortrefflich-scharffes Gesicht hat; theils auch/ weil der schnellste im Fliegen ist. Diesem thäten die Egyptier (wie Diodorus Siculus erzehlet/ da er die Thiere/ so von den Egyptiern für Götter gehalten wurden/ beschreibet/) Göttliche Ehre an/ sowol unterschiedlicher anderer Ursachen halber/ als insonderheit/ weil vor alten Zeiten ein Habicht/ aus unbekannten Landen nach Theben (so die Haupt-Stadt in Egypten war) zu den Priestern ein mit rohten Buchstaben beschriebnes Buch gebracht hatte/ worinnen die Ceremonien und Gebräuche des Gottesdiensts enthalten waren. Daher dann kommen/ daß die Schreiber und Lehrer Göttlicher Dinge bey ihnen einen mit einer Habichts-Feder gezierten roten Hut zu tragen pflegten. Porphyrius meldet im Buch von Enthaltung des Thier-Fleisches/ daß dem Apollo bey den Egyptiern der Habicht/ Käfer/ Widder und Crocodil vor andern Göttern geheiligt und zugeeignet gewesen. Der Habicht dem Apollo gewidmet. Wer bey den Egyptiern einen roten Hut getragen. Es bildeten aber die Egyptier die Sonne auch mit einem runden Jünglings-Angesichte/ und setzten sie in ein Schiff/ das von einem Crocodil getragen wurde/ da sie durch das Schiff/ der Sonnen Bewegung in der Feuchte/ durch den Crocodill aber das Regenwasser/ dessen Ursach der Sonne zugeschrieben wird/ andeuten wollen/ worvon sie mit ihren fruchtbaren und heilsamen Strahlen alles/ was schädlich ist/ abscheidet. Dieses schreibet Eusebius. Jamblichus aber/ indem er von der Egyptier Geheimnussen redet/ meldet unter andern/ daß die Egyptier/ wann sie einen Gott in ein Schiff gesetzt/ dardurch gleichsam dessen Steuermann/ und die erste und vornehmste Ursach aller Dinge verstehen wollen/ als welcher dieses gantze Welt-Rund regiere/ und unbeweglich-bleibend/ von oben herab/ die untere/ in gewisser Ordnung an einander hangenden Dinge/ auch durch dieselben diese gantze Welt bewege; eben auf solche Weise als ein Schiffmann durch leichte Bewegung des Steuer-Ruders das gantze Schiff/ wohin er will/ bewegen und lencken kan. Wann Martianus seine Philologiam zu dem Sonnen-Himmel/ oder Sphaera einführet/ machet er gleichsam eine redende Person draus/ welche spricht: Sie sehe allda ein Schiff/ so von unterschiedlicher Leute Meinung regieret/ bald hieher/ bald dorthin/ wie es der Natur Trieb mit sich bringet/ gestossen werde/ und endlich in liechter Lohe brennenden Flammen aufgehe; Solches sey mit denen kostbarsten Waaren beladen/ und werde von sieben Brüdern beherrschet; auf dem Mast sey ein Löw/ und auswendig ein Crocodill gemacht; innwendig habe es den Brunnquell des Liechts/ den es durch einige verborgene Wege/ in die gantze Welt ausgiesse. Das Sonnen-Schiff. Vom Roß-Käfer lieset man beym Eusebius/ daß ihn die Egyptier sehr hoch gehalten/ und für ein ausgedrucktes Bildnus der Sonnen geehrt haben: dann es sind/ wie Elianus bezeuget/ alle Roß-Käfer Männlein; dannenhero die Egyptische Soldaten Ringe antrugen/ worein das Bildnus eines Roß-Käfers geschnitten war/ darmit sie/ wann sie dasselbe ansahen/ die weibliche Weichheit weglegen/ und zur männlichen Tapferkeit möchten aufgemuntert werden. Die Roß-Käfer pflantzen sich also fort: sie schütten ihren Saamen aus in den Mist/ und machen kleine runde Kügelein darvon/ die sie acht und zwantzig Tage mit ihren Füssen umwenden/ biß sie/ nach genugsamer Erwärmung/ lebendig werden; und daher kommen die jungen Käfer. Also giesset auch die Sonne ihre Krafft in die Erde/ wendet sie immerdar um; und indem sie sich selbst in einem Circul umdrehet/ verschaffet sie/ daß der Mond alle Monaten erneuet werde/ Der Roß-Käfer bey den Egyptiern hoch gehalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/80
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/80>, abgerufen am 28.04.2024.