Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
und gottesfürchtigen Freund um sich hat, der ihn
mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu solchen
Sünden verleiten kann, durch welche er vor GOtt
und allen zuchtliebenden Menschen zu schanden
wird. Auch hat Satan bey denen, so allein sind,
offtmals einen grossen Eingang, daß er sie aufs
greulichste sichten, und ihnen mit seinen Versu-
chungen hefftig zusetzen kann. Summa, wer al-
lein ist, mag leicht von jemand überwältiget wer-
den.

Mancher begehet greuliche Sünden, ohne ein-
mal zu wissen, daß es so grob gefehlt sey, weil er
niemanden hat, den er darüber fragen dürffe.
Mancher zappelt in seinem Jammer, wäre gern
draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets-
freund, der ihm hülfliche Hand biete: Will ge-
schweigen, daß die wenigsten wissen, wie der be-
gangene Fehler zu verbessern sey. Ein Uebel,
daß man nicht länger in sich selbst verschließt und
versteckt, sondern einem weisen Freund, in GOtt
offenbaret, ist halb gehoben; ein entlastetes Ge-
wissen bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban-
den, und Krafft im Wege der Gottseligkeit fortzu-
wandern mit Lust und Freudigkeit.

Und warum wolte man doch das nicht thun?
es ist ja noch wol ein frommer weiser Mann un-
ter den Predigern und andern zu finden. Warum
sich schämen? Fürs erste, kann man ja wol hin-
ten herum Rath fragen, ohne sich bloß zu geben,
wen es angehe? Hernach, gesetzt auch, man
komme durch sein Geständniß in einige Gering-
achtung: ists nicht besser den Seelenfrieden der
Weltehre vorzuziehen, als eine eingeschlossene
Hertzensquaal und nagenden Wurm in sich lei-
den, und zuletzt gar verderben? Wann der König

oder

Anhang zum dritten Theil,
und gottesfuͤrchtigen Freund um ſich hat, der ihn
mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu ſolchen
Suͤnden verleiten kann, durch welche er vor GOtt
und allen zuchtliebenden Menſchen zu ſchanden
wird. Auch hat Satan bey denen, ſo allein ſind,
offtmals einen groſſen Eingang, daß er ſie aufs
greulichſte ſichten, und ihnen mit ſeinen Verſu-
chungen hefftig zuſetzen kann. Summa, wer al-
lein iſt, mag leicht von jemand uͤberwaͤltiget wer-
den.

Mancher begehet greuliche Suͤnden, ohne ein-
mal zu wiſſen, daß es ſo grob gefehlt ſey, weil er
niemanden hat, den er daruͤber fragen duͤrffe.
Mancher zappelt in ſeinem Jammer, waͤre gern
draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets-
freund, der ihm huͤlfliche Hand biete: Will ge-
ſchweigen, daß die wenigſten wiſſen, wie der be-
gangene Fehler zu verbeſſern ſey. Ein Uebel,
daß man nicht laͤnger in ſich ſelbſt verſchließt und
verſteckt, ſondern einem weiſen Freund, in GOtt
offenbaret, iſt halb gehoben; ein entlaſtetes Ge-
wiſſen bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban-
den, und Krafft im Wege der Gottſeligkeit fortzu-
wandern mit Luſt und Freudigkeit.

Und warum wolte man doch das nicht thun?
es iſt ja noch wol ein frommer weiſer Mann un-
ter den Predigern und andern zu finden. Warum
ſich ſchaͤmen? Fuͤrs erſte, kann man ja wol hin-
ten herum Rath fragen, ohne ſich bloß zu geben,
wen es angehe? Hernach, geſetzt auch, man
komme durch ſein Geſtaͤndniß in einige Gering-
achtung: iſts nicht beſſer den Seelenfrieden der
Weltehre vorzuziehen, als eine eingeſchloſſene
Hertzensquaal und nagenden Wurm in ſich lei-
den, und zuletzt gar verderben? Wann der Koͤnig

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0716" n="696"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
und gottesfu&#x0364;rchtigen Freund um &#x017F;ich hat, der ihn<lb/>
mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu &#x017F;olchen<lb/>
Su&#x0364;nden verleiten kann, durch welche er vor GOtt<lb/>
und allen zuchtliebenden Men&#x017F;chen zu &#x017F;chanden<lb/>
wird. Auch hat Satan bey denen, &#x017F;o allein &#x017F;ind,<lb/>
offtmals einen gro&#x017F;&#x017F;en Eingang, daß er &#x017F;ie aufs<lb/>
greulich&#x017F;te &#x017F;ichten, und ihnen mit &#x017F;einen Ver&#x017F;u-<lb/>
chungen hefftig zu&#x017F;etzen kann. Summa, wer al-<lb/>
lein i&#x017F;t, mag leicht von jemand u&#x0364;berwa&#x0364;ltiget wer-<lb/>
den.</p><lb/>
            <p>Mancher begehet greuliche Su&#x0364;nden, ohne ein-<lb/>
mal zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß es &#x017F;o grob gefehlt &#x017F;ey, weil er<lb/>
niemanden hat, den er daru&#x0364;ber fragen du&#x0364;rffe.<lb/>
Mancher zappelt in &#x017F;einem Jammer, wa&#x0364;re gern<lb/>
draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets-<lb/>
freund, der ihm hu&#x0364;lfliche Hand biete: Will ge-<lb/>
&#x017F;chweigen, daß die wenig&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en, wie der be-<lb/>
gangene Fehler zu verbe&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ey. Ein Uebel,<lb/>
daß man nicht la&#x0364;nger in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chließt und<lb/>
ver&#x017F;teckt, &#x017F;ondern einem wei&#x017F;en Freund, in GOtt<lb/>
offenbaret, i&#x017F;t halb gehoben; ein entla&#x017F;tetes Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban-<lb/>
den, und Krafft im Wege der Gott&#x017F;eligkeit fortzu-<lb/>
wandern mit Lu&#x017F;t und Freudigkeit.</p><lb/>
            <p>Und warum wolte man doch das nicht thun?<lb/>
es i&#x017F;t ja noch wol ein frommer wei&#x017F;er Mann un-<lb/>
ter den Predigern und andern zu finden. Warum<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;men? Fu&#x0364;rs er&#x017F;te, kann man ja wol hin-<lb/>
ten herum Rath fragen, ohne &#x017F;ich bloß zu geben,<lb/>
wen es angehe? Hernach, ge&#x017F;etzt auch, man<lb/>
komme durch &#x017F;ein Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß in einige Gering-<lb/>
achtung: i&#x017F;ts nicht be&#x017F;&#x017F;er den Seelenfrieden der<lb/>
Weltehre vorzuziehen, als eine einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Hertzensquaal und nagenden Wurm in &#x017F;ich lei-<lb/>
den, und zuletzt gar verderben? Wann der Ko&#x0364;nig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[696/0716] Anhang zum dritten Theil, und gottesfuͤrchtigen Freund um ſich hat, der ihn mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu ſolchen Suͤnden verleiten kann, durch welche er vor GOtt und allen zuchtliebenden Menſchen zu ſchanden wird. Auch hat Satan bey denen, ſo allein ſind, offtmals einen groſſen Eingang, daß er ſie aufs greulichſte ſichten, und ihnen mit ſeinen Verſu- chungen hefftig zuſetzen kann. Summa, wer al- lein iſt, mag leicht von jemand uͤberwaͤltiget wer- den. Mancher begehet greuliche Suͤnden, ohne ein- mal zu wiſſen, daß es ſo grob gefehlt ſey, weil er niemanden hat, den er daruͤber fragen duͤrffe. Mancher zappelt in ſeinem Jammer, waͤre gern draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets- freund, der ihm huͤlfliche Hand biete: Will ge- ſchweigen, daß die wenigſten wiſſen, wie der be- gangene Fehler zu verbeſſern ſey. Ein Uebel, daß man nicht laͤnger in ſich ſelbſt verſchließt und verſteckt, ſondern einem weiſen Freund, in GOtt offenbaret, iſt halb gehoben; ein entlaſtetes Ge- wiſſen bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban- den, und Krafft im Wege der Gottſeligkeit fortzu- wandern mit Luſt und Freudigkeit. Und warum wolte man doch das nicht thun? es iſt ja noch wol ein frommer weiſer Mann un- ter den Predigern und andern zu finden. Warum ſich ſchaͤmen? Fuͤrs erſte, kann man ja wol hin- ten herum Rath fragen, ohne ſich bloß zu geben, wen es angehe? Hernach, geſetzt auch, man komme durch ſein Geſtaͤndniß in einige Gering- achtung: iſts nicht beſſer den Seelenfrieden der Weltehre vorzuziehen, als eine eingeſchloſſene Hertzensquaal und nagenden Wurm in ſich lei- den, und zuletzt gar verderben? Wann der Koͤnig oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/716
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/716>, abgerufen am 14.05.2024.