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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
oder sein Bottschaffter an ein Haus anklopfet,
und frägt: ob dieser oder jener Rebell nicht etwa
darin verstecket sey? Sagt man nein: so ist es je
ein Zeichen, man sey ein Verräther. Sagt man
aber ach ja! ach ja! helft mir ihn doch hinausmu-
stern! sehet, Herr König! dort liegt euer Maje-
stät geschworner Feind, der Greuel etc. das ist je
eine rechtschaffene Treue an dem König bewiesen,
und ein Zeichen einer redlichen Sinnesänderung;
ja ein Anfang der Seligkeit. Ach da nimmt man
die Schmach, zeitliche Schande und Schmertzen
nicht mehr zu Hertzen, wegen der äussersten Be-
schämung des Gewissens, so gar zu schändlich und
abscheulich vor GOttes allerheiligstem Angesicht
gelebt zu haben.

* (Jnsonderheit aber können Eltern ihren Kin-
dern zu künfftiger Keuschheit behülflich seyn, wann
sie sich mit gantzem Ernst befleißigen, ihnen von
zarter Kindheit an eine tieffe Schamhafftigkeit
einzuprägen. Den Kindern eine anständige Ehr-
barkeit anzugewöhnen ist schlechter Dings nöthig,
und das zarte Alter nimmts von sich selbst an: ist
aber die Schamhafftigkeit einmal dahin, so ists al-
les verloren; und dergleichen arme Kinder kommen
kaum ihr Lebelang wieder zurecht. Derowegen
müssen sich Eltern vor allen ärgerlichen Worten
und Wercken voraus wohl hüten, über unzüchtige
Reden oder Geschichte nie lachen; sondern im Ge-
gentheil ein sauer Gesicht dazu machen, und über
allen Unflätereyen eine Scham und Abscheu be-
zeugen. Eltern müssen ihre Kinder lehren, wenig,
schlecht, gering und zu rechter Zeit essen, (nichts
zwischen hinein, welches ohne hin eine gantz gewis-
se, unverantwortliche und gewaltthätige Verfüh-
rung zur Näscherey, und tausend andern daraus

ent-
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
oder ſein Bottſchaffter an ein Haus anklopfet,
und fraͤgt: ob dieſer oder jener Rebell nicht etwa
darin verſtecket ſey? Sagt man nein: ſo iſt es je
ein Zeichen, man ſey ein Verraͤther. Sagt man
aber ach ja! ach ja! helft mir ihn doch hinausmu-
ſtern! ſehet, Herr Koͤnig! dort liegt euer Maje-
ſtaͤt geſchworner Feind, der Greuel ꝛc. das iſt je
eine rechtſchaffene Treue an dem Koͤnig bewieſen,
und ein Zeichen einer redlichen Sinnesaͤnderung;
ja ein Anfang der Seligkeit. Ach da nimmt man
die Schmach, zeitliche Schande und Schmertzen
nicht mehr zu Hertzen, wegen der aͤuſſerſten Be-
ſchaͤmung des Gewiſſens, ſo gar zu ſchaͤndlich und
abſcheulich vor GOttes allerheiligſtem Angeſicht
gelebt zu haben.

* (Jnſonderheit aber koͤnnen Eltern ihren Kin-
dern zu kuͤnfftiger Keuſchheit behuͤlflich ſeyn, wann
ſie ſich mit gantzem Ernſt befleißigen, ihnen von
zarter Kindheit an eine tieffe Schamhafftigkeit
einzupraͤgen. Den Kindern eine anſtaͤndige Ehr-
barkeit anzugewoͤhnen iſt ſchlechter Dings noͤthig,
und das zarte Alter nimmts von ſich ſelbſt an: iſt
aber die Schamhafftigkeit einmal dahin, ſo iſts al-
les verloren; und dergleichen arme Kinder kommen
kaum ihr Lebelang wieder zurecht. Derowegen
muͤſſen ſich Eltern vor allen aͤrgerlichen Worten
und Wercken voraus wohl huͤten, uͤber unzuͤchtige
Reden oder Geſchichte nie lachen; ſondern im Ge-
gentheil ein ſauer Geſicht dazu machen, und uͤber
allen Unflaͤtereyen eine Scham und Abſcheu be-
zeugen. Eltern muͤſſen ihre Kinder lehren, wenig,
ſchlecht, gering und zu rechter Zeit eſſen, (nichts
zwiſchen hinein, welches ohne hin eine gantz gewiſ-
ſe, unverantwortliche und gewaltthaͤtige Verfuͤh-
rung zur Naͤſcherey, und tauſend andern daraus

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[697/0717] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. oder ſein Bottſchaffter an ein Haus anklopfet, und fraͤgt: ob dieſer oder jener Rebell nicht etwa darin verſtecket ſey? Sagt man nein: ſo iſt es je ein Zeichen, man ſey ein Verraͤther. Sagt man aber ach ja! ach ja! helft mir ihn doch hinausmu- ſtern! ſehet, Herr Koͤnig! dort liegt euer Maje- ſtaͤt geſchworner Feind, der Greuel ꝛc. das iſt je eine rechtſchaffene Treue an dem Koͤnig bewieſen, und ein Zeichen einer redlichen Sinnesaͤnderung; ja ein Anfang der Seligkeit. Ach da nimmt man die Schmach, zeitliche Schande und Schmertzen nicht mehr zu Hertzen, wegen der aͤuſſerſten Be- ſchaͤmung des Gewiſſens, ſo gar zu ſchaͤndlich und abſcheulich vor GOttes allerheiligſtem Angeſicht gelebt zu haben. * (Jnſonderheit aber koͤnnen Eltern ihren Kin- dern zu kuͤnfftiger Keuſchheit behuͤlflich ſeyn, wann ſie ſich mit gantzem Ernſt befleißigen, ihnen von zarter Kindheit an eine tieffe Schamhafftigkeit einzupraͤgen. Den Kindern eine anſtaͤndige Ehr- barkeit anzugewoͤhnen iſt ſchlechter Dings noͤthig, und das zarte Alter nimmts von ſich ſelbſt an: iſt aber die Schamhafftigkeit einmal dahin, ſo iſts al- les verloren; und dergleichen arme Kinder kommen kaum ihr Lebelang wieder zurecht. Derowegen muͤſſen ſich Eltern vor allen aͤrgerlichen Worten und Wercken voraus wohl huͤten, uͤber unzuͤchtige Reden oder Geſchichte nie lachen; ſondern im Ge- gentheil ein ſauer Geſicht dazu machen, und uͤber allen Unflaͤtereyen eine Scham und Abſcheu be- zeugen. Eltern muͤſſen ihre Kinder lehren, wenig, ſchlecht, gering und zu rechter Zeit eſſen, (nichts zwiſchen hinein, welches ohne hin eine gantz gewiſ- ſe, unverantwortliche und gewaltthaͤtige Verfuͤh- rung zur Naͤſcherey, und tauſend andern daraus ent- X x 5

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/717>, abgerufen am 14.05.2024.