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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Worte hören konte) so viel zu ihm: mein Herr,
vergebet mir, daß ich euch den Tantz abschlage, in-
dem ich euren Zustand weiß, und mich Zeit-Lebens
nicht zu frieden geben könte, wenn ihr eure Wunden
erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit
keinen andern tantzen, sondern mich mit Kopff-
Schmertzen entschuldigen. Lieber wolte ich euch
noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch
tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorsorge und
Nachsinnen wegen eurer Gesundheit. Jch will
mich zu eurem Herrn Bruder setzen, mit ihm ein
gut Gespräche halten, und darbey dem Tantze zu-
sehen, weil derselbe, wie ich mercke, auch keinen
Appetit zum Tantzen hat. Also kam mein Bru-
der zu uns, setzte sich neben das Fräulein, so daß
wir sie recht in der Mitten hatten, und führeten ein
lustiges Gespräch. Es kamen ihrer viele, die das
Fräulein zum Tantze auffordern wolten, allein sie
schützte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es
gegen 10. Uhr kam, von uns Abschied, und begab
sich zur Ruhe. Da das Schwärmen jedoch kein En-
de nehmen wolte, wurden wir es auch überdrüßig,
und schlichen auf unsere Zimmer, befahlen aber ei-
nem Pagen, dem Herrn Gouverneur und dessen
Gemahlin uns nicht ungnädig zu vermercken, daß
wir stillschweigend fortgeschlichen wären, indem
uns die Schmertzen unserer Wunden zum Ver-
binden getrieben hätten. Der übrigen Compa-
gnie
aber solte er unsern gehorsamsten Respect
vermelden.

Nachdem wir auf unsern Zimmern angelan-
get, kam dieser Page bald hinter uns her, und

brachte

Worte hoͤren konte) ſo viel zu ihm: mein Herr,
vergebet mir, daß ich euch den Tantz abſchlage, in-
dem ich euren Zuſtand weiß, und mich Zeit-Lebens
nicht zu frieden geben koͤnte, wenn ihr eure Wunden
erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit
keinen andern tantzen, ſondern mich mit Kopff-
Schmertzen entſchuldigen. Lieber wolte ich euch
noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch
tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorſorge und
Nachſinnen wegen eurer Geſundheit. Jch will
mich zu eurem Herrn Bruder ſetzen, mit ihm ein
gut Geſpraͤche halten, und darbey dem Tantze zu-
ſehen, weil derſelbe, wie ich mercke, auch keinen
Appetit zum Tantzen hat. Alſo kam mein Bru-
der zu uns, ſetzte ſich neben das Fraͤulein, ſo daß
wir ſie recht in der Mitten hatten, und fuͤhreten ein
luſtiges Geſpraͤch. Es kamen ihrer viele, die das
Fraͤulein zum Tantze auffordern wolten, allein ſie
ſchuͤtzte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es
gegen 10. Uhr kam, von uns Abſchied, und begab
ſich zur Ruhe. Da das Schwaͤrmen jedoch kein En-
de nehmen wolte, wurden wir es auch uͤberdruͤßig,
und ſchlichen auf unſere Zimmer, befahlen aber ei-
nem Pagen, dem Herrn Gouverneur und deſſen
Gemahlin uns nicht ungnaͤdig zu vermercken, daß
wir ſtillſchweigend fortgeſchlichen waͤren, indem
uns die Schmertzen unſerer Wunden zum Ver-
binden getrieben haͤtten. Der uͤbrigen Compa-
gnie
aber ſolte er unſern gehorſamſten Reſpect
vermelden.

Nachdem wir auf unſern Zimmern angelan-
get, kam dieſer Page bald hinter uns her, und

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[94/0104] Worte hoͤren konte) ſo viel zu ihm: mein Herr, vergebet mir, daß ich euch den Tantz abſchlage, in- dem ich euren Zuſtand weiß, und mich Zeit-Lebens nicht zu frieden geben koͤnte, wenn ihr eure Wunden erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit keinen andern tantzen, ſondern mich mit Kopff- Schmertzen entſchuldigen. Lieber wolte ich euch noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorſorge und Nachſinnen wegen eurer Geſundheit. Jch will mich zu eurem Herrn Bruder ſetzen, mit ihm ein gut Geſpraͤche halten, und darbey dem Tantze zu- ſehen, weil derſelbe, wie ich mercke, auch keinen Appetit zum Tantzen hat. Alſo kam mein Bru- der zu uns, ſetzte ſich neben das Fraͤulein, ſo daß wir ſie recht in der Mitten hatten, und fuͤhreten ein luſtiges Geſpraͤch. Es kamen ihrer viele, die das Fraͤulein zum Tantze auffordern wolten, allein ſie ſchuͤtzte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es gegen 10. Uhr kam, von uns Abſchied, und begab ſich zur Ruhe. Da das Schwaͤrmen jedoch kein En- de nehmen wolte, wurden wir es auch uͤberdruͤßig, und ſchlichen auf unſere Zimmer, befahlen aber ei- nem Pagen, dem Herrn Gouverneur und deſſen Gemahlin uns nicht ungnaͤdig zu vermercken, daß wir ſtillſchweigend fortgeſchlichen waͤren, indem uns die Schmertzen unſerer Wunden zum Ver- binden getrieben haͤtten. Der uͤbrigen Compa- gnie aber ſolte er unſern gehorſamſten Reſpect vermelden. Nachdem wir auf unſern Zimmern angelan- get, kam dieſer Page bald hinter uns her, und brachte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/104>, abgerufen am 11.05.2024.