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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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-- "Wir haben Rothwild und Büffel vollauf,
auch einen schönen Lagerplatz und Wasser genug ge-
funden," nahm ein Anderer das Wort. "Du wirst
das sehen, wenn du mit uns kommst, denn wir hof-
fen, daß du unser Gast so gut seyn wirst, wie du
schon mehre Male der der Sioux warest: hast du
uns doch auch deine Brüder genannt, und sind wir
die deinigen!"

-- "Jch nehme gern euren Vorschlag an," war
die Antwort des jungen Weißen, "und hoffe, daß
auch wir einander lieb gewinnen werden."

-- "Wer wollte daran zweifeln?" versetzte der
Nanawa. "Aber jetzt komm mit uns, Bleichgesicht:
unsre Wigwams sind nicht fern und die Mustangs
werden uns schnell hinführen. Sie grasen keine tau-
send Schritte von hier und du sollst das beste Pferd
von allen haben."

Dieser Vorschlag ward von unserm jungen Freunde
mit Vergnügen und um so lieber angenommen, da
er die Nachtruhe in der Hütte eines Jndianers der
im Walde immer doch vorziehen mußte, schon weil
erstere völlig gefahrlos war, und so eilte man raschen
Schritts der Stelle zu, wo die Mustangs, schöne,
stolze, aber noch ziemlich wilde Thiere, mit gesperr-
ten Füßen weideten; denn diese Vorsicht mußte man
trotz dem anwenden, daß man einen Wächter bei

— „Wir haben Rothwild und Büffel vollauf,
auch einen ſchönen Lagerplatz und Waſſer genug ge-
funden,“ nahm ein Anderer das Wort. „Du wirſt
das ſehen, wenn du mit uns kommſt, denn wir hof-
fen, daß du unſer Gaſt ſo gut ſeyn wirſt, wie du
ſchon mehre Male der der Sioux wareſt: haſt du
uns doch auch deine Brüder genannt, und ſind wir
die deinigen!“

— „Jch nehme gern euren Vorſchlag an,“ war
die Antwort des jungen Weißen, „und hoffe, daß
auch wir einander lieb gewinnen werden.“

— „Wer wollte daran zweifeln?“ verſetzte der
Nanawa. „Aber jetzt komm mit uns, Bleichgeſicht:
unſre Wigwams ſind nicht fern und die Mustangs
werden uns ſchnell hinführen. Sie graſen keine tau-
ſend Schritte von hier und du ſollſt das beſte Pferd
von allen haben.“

Dieſer Vorſchlag ward von unſerm jungen Freunde
mit Vergnügen und um ſo lieber angenommen, da
er die Nachtruhe in der Hütte eines Jndianers der
im Walde immer doch vorziehen mußte, ſchon weil
erſtere völlig gefahrlos war, und ſo eilte man raſchen
Schritts der Stelle zu, wo die Mustangs, ſchöne,
ſtolze, aber noch ziemlich wilde Thiere, mit geſperr-
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[11/0017] — „Wir haben Rothwild und Büffel vollauf, auch einen ſchönen Lagerplatz und Waſſer genug ge- funden,“ nahm ein Anderer das Wort. „Du wirſt das ſehen, wenn du mit uns kommſt, denn wir hof- fen, daß du unſer Gaſt ſo gut ſeyn wirſt, wie du ſchon mehre Male der der Sioux wareſt: haſt du uns doch auch deine Brüder genannt, und ſind wir die deinigen!“ — „Jch nehme gern euren Vorſchlag an,“ war die Antwort des jungen Weißen, „und hoffe, daß auch wir einander lieb gewinnen werden.“ — „Wer wollte daran zweifeln?“ verſetzte der Nanawa. „Aber jetzt komm mit uns, Bleichgeſicht: unſre Wigwams ſind nicht fern und die Mustangs werden uns ſchnell hinführen. Sie graſen keine tau- ſend Schritte von hier und du ſollſt das beſte Pferd von allen haben.“ Dieſer Vorſchlag ward von unſerm jungen Freunde mit Vergnügen und um ſo lieber angenommen, da er die Nachtruhe in der Hütte eines Jndianers der im Walde immer doch vorziehen mußte, ſchon weil erſtere völlig gefahrlos war, und ſo eilte man raſchen Schritts der Stelle zu, wo die Mustangs, ſchöne, ſtolze, aber noch ziemlich wilde Thiere, mit geſperr- ten Füßen weideten; denn dieſe Vorſicht mußte man trotz dem anwenden, daß man einen Wächter bei

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/17>, abgerufen am 30.04.2024.