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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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"boßhafftig und gifftig/ daßer nichts guts kan oder mag lei-
"den/ und ist ihm leid/ daß ein Apffel auff einem Baum
"wächset/ es thut ihm weh und verdreüßt ihn/ daß du einen
"gesunden Finger hast/ und wenn ers thun könte/ so zerrisse
"er alles/ was da ist/ und würffs in einander. Und aber-
"mahl. (b.) Der Teuffel ist ein solcher Geist/ dem ohn Un-
"terlaß dürstet nach unsern Thränen/ und Blutßtropffen
"vom Hertzen/ daß wir für Traurigkeit verschmachten und
"verzagen sollen.

§. 23.

Daß aber niemand meine/ der Satan habe
sich etwa geändert/ und sey frömmer worden/ so kan uns
das schreckliche Exempel/ so wir diese Tage für Augen ge-
habt/ und dieses elenden Aussage gnugsam versichern/ daß
er noch jetzo seine Freude in unserm Leid/ und seine Lust in
unser Unlust suchet: Wie erschrecklich hat er ihn gequälet/
die Glieder aus einander gezerret/ die Brust hoch auffge-
trieben/ ihn rücklings so gekrümmet/ daß man ein Krachen
seiner Gebeine gehöret/ sonderlich hat er ihm das Hertz/
gleichsam mit seinen Klauen zerrissen/ daß er öffters auß-
"geruffen: O weh! O weh! mein Hertz! Ach mein Hertz!
"mein Hertz! Er will mir das Hertz aus dem Leibe reissen!
"Ach/ sagte er manchmahl: Wie süsse Worte hat er mir
"gegeben? Nun aber träncket ers mir ein: Ach es ist nicht
"zu sagen/ wie süsse Worte er geben kan/ süsser alß Zucker
"und Honig/ nun aber sehe ich wie es gemeinet gewesen.

§. 24.

Dieses alles nun dienet dazu/ daß wir der heili-
gen Schrifft/ darinnen die ewige Warheit enthalten ist/
Redensarten desto besser verstehen/ und ihr desto freudiger
glauben können/ Wenn sie uns des Satans Grausamkeit/

ver-
(b.) Tom. VII. in cap. XV. Johann.

“boßhafftig und gifftig/ daßer nichts guts kan oder mag lei-
“den/ und iſt ihm leid/ daß ein Apffel auff einem Baum
“waͤchſet/ es thut ihm weh und verdreuͤßt ihn/ daß du einen
“geſunden Finger haſt/ und wenn ers thun koͤnte/ ſo zerriſſe
“er alles/ was da iſt/ und wuͤrffs in einander. Und aber-
“mahl. (b.) Der Teuffel iſt ein ſolcher Geiſt/ dem ohn Un-
“terlaß duͤrſtet nach unſern Thraͤnen/ und Blutßtropffen
“vom Hertzen/ daß wir fuͤr Traurigkeit verſchmachten und
“verzagen ſollen.

§. 23.

Daß aber niemand meine/ der Satan habe
ſich etwa geaͤndert/ und ſey froͤmmer worden/ ſo kan uns
das ſchreckliche Exempel/ ſo wir dieſe Tage fuͤr Augen ge-
habt/ und dieſes elenden Auſſage gnugſam verſichern/ daß
er noch jetzo ſeine Freude in unſerm Leid/ und ſeine Luſt in
unſer Unluſt ſuchet: Wie erſchrecklich hat er ihn gequaͤlet/
die Glieder aus einander gezerret/ die Bruſt hoch auffge-
trieben/ ihn ruͤcklings ſo gekruͤmmet/ daß man ein Krachen
ſeiner Gebeine gehoͤret/ ſonderlich hat er ihm das Hertz/
gleichſam mit ſeinen Klauen zerriſſen/ daß er oͤffters auß-
“geruffen: O weh! O weh! mein Hertz! Ach mein Hertz!
“mein Hertz! Er will mir das Hertz aus dem Leibe reiſſen!
“Ach/ ſagte er manchmahl: Wie ſuͤſſe Worte hat er mir
“gegeben? Nun aber traͤncket ers mir ein: Ach es iſt nicht
“zu ſagen/ wie ſuͤſſe Worte er geben kan/ ſuͤſſer alß Zucker
“und Honig/ nun aber ſehe ich wie es gemeinet geweſen.

§. 24.

Dieſes alles nun dienet dazu/ daß wir der heili-
gen Schrifft/ darinnen die ewige Warheit enthalten iſt/
Redensarten deſto beſſer verſtehen/ und ihr deſto freudiger
glauben koͤnnen/ Wenn ſie uns des Satans Grauſamkeit/

ver-
(b.) Tom. VII. in cap. XV. Johann.
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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/60>, abgerufen am 28.04.2024.