Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Andertes Buch. So muß daß blosse Nichts dein Trost im Untrostseyn. 7. Daß wahre Liecht. Gott ist daß wahre Licht/ du hast sonst nichts als glast: Jm falle du nicht Jhn daß Licht der Lichter haft. 8. Mit Schweigen lernet man. Schweig allerliebster schweig: kanstu nur gäntzlich schweigen: So wird dir GOtt mehr gutts/ als du begehrst/ er- zeigen. in Apocal. 9. Daß Weib auf dem Monden. Was sinnestu so tieff? daß Weib im Sonneschein Daß auf dem Monden steht/ muß deine Seele seyn. 10. Die Braut ist doch daß liebste. Sag was du wilt: die Braut ist doch daß liebste kind/ Daß man in GOttes schoß/ und seinen armen findt. 11. Die beste Sicherheit. Schlaf meine Seele schlaf: Dann in deß Liebsten Wunden Hastu die sicherheit und volle Ruh gefunden. 12. Die Jungfrauschafft. Was ist die Jungfrauschafft? frag was die GOtt- heit sey: Doch kennstu Lauterkeit/ so kennstu alle zwey. 13. Die GOttheit und Jungfrauschafft. Die GOttheit ist so nah der Jungfrauschafft ver- wandt/ Daß sie auch ohne dir nicht GOttheit wird erkandt. 14. Wer eins nur liebt ist Braut. Die Seele/ die nichts weiß/ nichts wil/ nichts liebt/ dann Ein: Muß beute noch die Braut deß Ewgen Bräutgams seyn. 15. Die
Andertes Buch. So muß daß bloſſe Nichts dein Troſt im Untroſtſeyn. 7. Daß wahre Liecht. Gott iſt daß wahre Licht/ du haſt ſonſt nichts als glaſt: Jm falle du nicht Jhn daß Licht der Lichter haft. 8. Mit Schweigen lernet man. Schweig allerliebſter ſchweig: kanſtu nur gaͤntzlich ſchweigen: So wird dir GOtt mehr gutts/ als du begehrſt/ er- zeigen. in Apocal. 9. Daß Weib auf dem Monden. Was ſinneſtu ſo tieff? daß Weib im Sonneſchein Daß auf dem Monden ſteht/ muß deine Seele ſeyn. 10. Die Braut iſt doch daß liebſte. Sag was du wilt: die Braut iſt doch daß liebſte kind/ Daß man in GOttes ſchoß/ und ſeinen armen findt. 11. Die beſte Sicherheit. Schlaf meine Seele ſchlaf: Dann in deß Liebſten Wunden Haſtu die ſicherheit und volle Ruh gefunden. 12. Die Jungfrauſchafft. Was iſt die Jungfrauſchafft? frag was die GOtt- heit ſey: Doch kennſtu Lauterkeit/ ſo kennſtu alle zwey. 13. Die GOttheit uñ Jungfrauſchafft. Die GOttheit iſt ſo nah der Jungfrauſchafft ver- wandt/ Daß ſie auch ohne dir nicht GOttheit wird erkandt. 14. Wer eins nur liebt iſt Braut. Die Seele/ die nichts weiß/ nichts wil/ nichts liebt/ dann Ein: Muß beute noch die Braut deß Ewgen Braͤutgams ſeyn. 15. Die
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Andertes Buch.
So muß daß bloſſe Nichts dein Troſt im Untroſt
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7. Daß wahre Liecht.
Gott iſt daß wahre Licht/ du haſt ſonſt nichts als glaſt:
Jm falle du nicht Jhn daß Licht der Lichter haft.
8. Mit Schweigen lernet man.
Schweig allerliebſter ſchweig: kanſtu nur gaͤntzlich
ſchweigen:
So wird dir GOtt mehr gutts/ als du begehrſt/ er-
zeigen.
in Apocal.
9. Daß Weib auf dem Monden.
Was ſinneſtu ſo tieff? daß Weib im Sonneſchein
Daß auf dem Monden ſteht/ muß deine Seele ſeyn.
10. Die Braut iſt doch daß liebſte.
Sag was du wilt: die Braut iſt doch daß liebſte kind/
Daß man in GOttes ſchoß/ und ſeinen armen findt.
11. Die beſte Sicherheit.
Schlaf meine Seele ſchlaf: Dann in deß Liebſten
Wunden
Haſtu die ſicherheit und volle Ruh gefunden.
12. Die Jungfrauſchafft.
Was iſt die Jungfrauſchafft? frag was die GOtt-
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Doch kennſtu Lauterkeit/ ſo kennſtu alle zwey.
13. Die GOttheit uñ Jungfrauſchafft.
Die GOttheit iſt ſo nah der Jungfrauſchafft ver-
wandt/
Daß ſie auch ohne dir nicht GOttheit wird erkandt.
14. Wer eins nur liebt iſt Braut.
Die Seele/ die nichts weiß/ nichts wil/ nichts liebt/
dann Ein:
Muß beute noch die Braut deß Ewgen Braͤutgams
ſeyn.
15. Die
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 59[57]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/63>, abgerufen am 29.11.2023. |