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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
§. 4.
Was man vor Mühe hat, wenn man ihr Briefe
sendet,
Jhr zu Gefallen reißt, und sonsten viel verwendet,
Auch wie noch weiter mehr dergleichen Kosten gehn,
Soll in der Höflichkeit der lieben Frau bestehn.
22) Schreiben an einen Freund,
dem er Neuigkeiten übersendete.
Ein neues Zeitungs-Blat,
Das mich vergnüget hat,
Jst bey mir angekommen,
Da ich dein Diener bin,
Schick ich dir solches hin,
Du wilst, wie ich vernommen,
Auch balde bey mir seyn;
O Freund! sprich morgen ein,
Erquicke Geist und Glieder,
Bring meine Zeitung wieder.
Jch aber bin zum Schluß,
Dein treuer Fusius.
Daß itzung Winters-Zeit/ ist aller Welt bekannt,
Und mir absonderlich, weil ich viel Holtz ver-
brannt.
Jndessen höret man aus Nova Zembla sagen,
Daß sich was seltsames daselbsten zugetragen;
Und weil man solchen Fall nicht alle Tage hat,
So lese, wer es sieht, hier dieses kurtze Blat:
So bald das neue Jahr, der Jenner, angekommen,
Hat auch die Kält und Frost erschrecklich zugenommen;
Die Füchse sturben weg, die Wölffe wurden zahm,
So, daß man Peltz genung von solchem Vieh bekam.
Es
Vermiſchte Send-Schreiben.
§. 4.
Was man vor Muͤhe hat, wenn man ihr Briefe
ſendet,
Jhr zu Gefallen reißt, und ſonſten viel verwendet,
Auch wie noch weiter mehr dergleichen Koſten gehn,
Soll in der Hoͤflichkeit der lieben Frau beſtehn.
22) Schreiben an einen Freund,
dem er Neuigkeiten uͤberſendete.
Ein neues Zeitungs-Blat,
Das mich vergnuͤget hat,
Jſt bey mir angekommen,
Da ich dein Diener bin,
Schick ich dir ſolches hin,
Du wilſt, wie ich vernommen,
Auch balde bey mir ſeyn;
O Freund! ſprich morgen ein,
Erquicke Geiſt und Glieder,
Bring meine Zeitung wieder.
Jch aber bin zum Schluß,
Dein treuer Fuſius.
Daß itzung Winters-Zeit/ iſt aller Welt bekannt,
Und mir abſonderlich, weil ich viel Holtz ver-
brannt.
Jndeſſen hoͤret man aus Nova Zembla ſagen,
Daß ſich was ſeltſames daſelbſten zugetragen;
Und weil man ſolchen Fall nicht alle Tage hat,
So leſe, wer es ſieht, hier dieſes kurtze Blat:
So bald das neue Jahr, der Jenner, angekommen,
Hat auch die Kaͤlt und Froſt erſchrecklich zugenom̃en;
Die Fuͤchſe ſturben weg, die Woͤlffe wurden zahm,
So, daß man Peltz genung von ſolchem Vieh bekam.
Es
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[144/0166] Vermiſchte Send-Schreiben. §. 4. Was man vor Muͤhe hat, wenn man ihr Briefe ſendet, Jhr zu Gefallen reißt, und ſonſten viel verwendet, Auch wie noch weiter mehr dergleichen Koſten gehn, Soll in der Hoͤflichkeit der lieben Frau beſtehn. 22) Schreiben an einen Freund, dem er Neuigkeiten uͤberſendete. Ein neues Zeitungs-Blat, Das mich vergnuͤget hat, Jſt bey mir angekommen, Da ich dein Diener bin, Schick ich dir ſolches hin, Du wilſt, wie ich vernommen, Auch balde bey mir ſeyn; O Freund! ſprich morgen ein, Erquicke Geiſt und Glieder, Bring meine Zeitung wieder. Jch aber bin zum Schluß, Dein treuer Fuſius. Daß itzung Winters-Zeit/ iſt aller Welt bekannt, Und mir abſonderlich, weil ich viel Holtz ver- brannt. Jndeſſen hoͤret man aus Nova Zembla ſagen, Daß ſich was ſeltſames daſelbſten zugetragen; Und weil man ſolchen Fall nicht alle Tage hat, So leſe, wer es ſieht, hier dieſes kurtze Blat: So bald das neue Jahr, der Jenner, angekommen, Hat auch die Kaͤlt und Froſt erſchrecklich zugenom̃en; Die Fuͤchſe ſturben weg, die Woͤlffe wurden zahm, So, daß man Peltz genung von ſolchem Vieh bekam. Es

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/166>, abgerufen am 26.04.2024.