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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Augenblicken nur ein Handwerker zu seyn;
wenn er dann wieder den hurtigen erfinde¬
rischen Geist betrachtete, den nie rastenden
Eifer, die Liebe zu allem Vortreflichen, so
schämte er sich seines Mißtrauens.

Als er an einem Morgen Lukas Werk¬
stelle besuchte, -- wie erstaunte er, was
glich seiner Freude! -- als er seinen Lehrer,
seinen über alles geschätzten Dürer neben
dem niederländischen Mahler sitzen sah.
Erst schien es ihm nur ein Blendwerk seiner
Augen zu seyn; aber Dürer stand auf und
schloß ihn herzlich in seine Arme; die drei
Mahler waren überaus fröhlich sich zu sehn,
Fragen und Antworten durchkreuzten sich,
besonders hinderte der lebhafte Lukas auf
alle Weise das Gespräch, zu einer stillen
Ruhe zu kommen, denn er fing immer
wieder von neuem an sich zu verwundern
und zu freuen. Er rieb die Hände, und

Augenblicken nur ein Handwerker zu ſeyn;
wenn er dann wieder den hurtigen erfinde¬
riſchen Geiſt betrachtete, den nie raſtenden
Eifer, die Liebe zu allem Vortreflichen, ſo
ſchämte er ſich ſeines Mißtrauens.

Als er an einem Morgen Lukas Werk¬
ſtelle beſuchte, — wie erſtaunte er, was
glich ſeiner Freude! — als er ſeinen Lehrer,
ſeinen über alles geſchätzten Dürer neben
dem niederländiſchen Mahler ſitzen ſah.
Erſt ſchien es ihm nur ein Blendwerk ſeiner
Augen zu ſeyn; aber Dürer ſtand auf und
ſchloß ihn herzlich in ſeine Arme; die drei
Mahler waren überaus fröhlich ſich zu ſehn,
Fragen und Antworten durchkreuzten ſich,
beſonders hinderte der lebhafte Lukas auf
alle Weiſe das Geſpräch, zu einer ſtillen
Ruhe zu kommen, denn er fing immer
wieder von neuem an ſich zu verwundern
und zu freuen. Er rieb die Hände, und

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[202/0213] Augenblicken nur ein Handwerker zu ſeyn; wenn er dann wieder den hurtigen erfinde¬ riſchen Geiſt betrachtete, den nie raſtenden Eifer, die Liebe zu allem Vortreflichen, ſo ſchämte er ſich ſeines Mißtrauens. Als er an einem Morgen Lukas Werk¬ ſtelle beſuchte, — wie erſtaunte er, was glich ſeiner Freude! — als er ſeinen Lehrer, ſeinen über alles geſchätzten Dürer neben dem niederländiſchen Mahler ſitzen ſah. Erſt ſchien es ihm nur ein Blendwerk ſeiner Augen zu ſeyn; aber Dürer ſtand auf und ſchloß ihn herzlich in ſeine Arme; die drei Mahler waren überaus fröhlich ſich zu ſehn, Fragen und Antworten durchkreuzten ſich, beſonders hinderte der lebhafte Lukas auf alle Weiſe das Geſpräch, zu einer ſtillen Ruhe zu kommen, denn er fing immer wieder von neuem an ſich zu verwundern und zu freuen. Er rieb die Hände, und

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/213>, abgerufen am 26.04.2024.