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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Frühling hervortriebe, wie er von außen
um mich glänzt und schwillt und sich trei¬
bend blüht. Der Himmel hier ist fast im¬
mer heiter, alle Wolken ziehn nach Norden,
so auch die Sorgen, die Unzufriedenheit.
O, liebster Bruder, Du solltest hier seyn,
die Harfenstimmen der Geister, die Blumen¬
hände der unsichtbaren Engel würden auch
Dich berühren und heilen.

In wenigen Tagen reise ich nach Rom.
Ein verständiger Mann, der die Kunst über
alles liebt, ist mein Begleiter, er und seine
junge schöne Frau reisen ebenfalls nach Rom.
Er heißt Castellani.

Ich habe mancherlei unterdessen gear¬
beitet, womit ich aber nicht sonderlich zu¬
frieden bin: doch erleichtert mir mein Ver¬
dienst die Reise. Laß es mir doch niemals
an Nachrichten von Dir mangeln. Lebe
wohl, liebe immer wie sonst

Deinen Franz Sternbald.

Frühling hervortriebe, wie er von außen
um mich glänzt und ſchwillt und ſich trei¬
bend blüht. Der Himmel hier iſt faſt im¬
mer heiter, alle Wolken ziehn nach Norden,
ſo auch die Sorgen, die Unzufriedenheit.
O, liebſter Bruder, Du ſollteſt hier ſeyn,
die Harfenſtimmen der Geiſter, die Blumen¬
hände der unſichtbaren Engel würden auch
Dich berühren und heilen.

In wenigen Tagen reiſe ich nach Rom.
Ein verſtändiger Mann, der die Kunſt über
alles liebt, iſt mein Begleiter, er und ſeine
junge ſchöne Frau reiſen ebenfalls nach Rom.
Er heißt Caſtellani.

Ich habe mancherlei unterdeſſen gear¬
beitet, womit ich aber nicht ſonderlich zu¬
frieden bin: doch erleichtert mir mein Ver¬
dienſt die Reiſe. Laß es mir doch niemals
an Nachrichten von Dir mangeln. Lebe
wohl, liebe immer wie ſonſt

Deinen Franz Sternbald.

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[352/0360] Frühling hervortriebe, wie er von außen um mich glänzt und ſchwillt und ſich trei¬ bend blüht. Der Himmel hier iſt faſt im¬ mer heiter, alle Wolken ziehn nach Norden, ſo auch die Sorgen, die Unzufriedenheit. O, liebſter Bruder, Du ſollteſt hier ſeyn, die Harfenſtimmen der Geiſter, die Blumen¬ hände der unſichtbaren Engel würden auch Dich berühren und heilen. In wenigen Tagen reiſe ich nach Rom. Ein verſtändiger Mann, der die Kunſt über alles liebt, iſt mein Begleiter, er und ſeine junge ſchöne Frau reiſen ebenfalls nach Rom. Er heißt Caſtellani. Ich habe mancherlei unterdeſſen gear¬ beitet, womit ich aber nicht ſonderlich zu¬ frieden bin: doch erleichtert mir mein Ver¬ dienſt die Reiſe. Laß es mir doch niemals an Nachrichten von Dir mangeln. Lebe wohl, liebe immer wie ſonſt Deinen Franz Sternbald.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/360>, abgerufen am 28.04.2024.