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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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traut, wie er ihn zu hohen Staatsämtern
berufen wolle.

Athania. Und Ini ward mir von einer Afri¬
kanerin übergeben, die ich nur verschleiert sah,
die aber auf einen hohen Stand schließen ließ, und
bis dahin die Tochter in einem Fündlinghause
hatte erziehen lassen. Daß sie sich Inis Ehe
zu bestimmen vorbehalten bat, läßt sich um so
eher erwarten, als ich bald mit dem Mädchen
nach Afrika beschieden bin. Gleichwohl dürften
wir mit all' unserer Sorge nicht so viel an den
Pflegbefohlnen erziehen wie die Liebe.

Gelino. Darin stimme ich vollkommen ein.

Athania. Gestatten wir den jungen Leuten
sich zu lieben, den Frühling ihrer Jahre entzückt
zu genießen. Doch werde ihnen auch gleich
verkündet, wie Besitz nimmer das Ziel dieser
Liebe sein könne, wie sie sich an den Freuden
des Augenblicks und an wechselseitiger Erziehung
zu genügen hat.

Gelino wandte noch manches ein, gab aber
endlich nach, wobei denn noch beschlossen ward,
die jungen Personen sollten sich immer in einiger
Entfernung bewacht finden.

Athania sprach mit Ini, welche erröthete,

traut, wie er ihn zu hohen Staatsaͤmtern
berufen wolle.

Athania. Und Ini ward mir von einer Afri¬
kanerin uͤbergeben, die ich nur verſchleiert ſah,
die aber auf einen hohen Stand ſchließen ließ, und
bis dahin die Tochter in einem Fuͤndlinghauſe
hatte erziehen laſſen. Daß ſie ſich Inis Ehe
zu beſtimmen vorbehalten bat, laͤßt ſich um ſo
eher erwarten, als ich bald mit dem Maͤdchen
nach Afrika beſchieden bin. Gleichwohl duͤrften
wir mit all' unſerer Sorge nicht ſo viel an den
Pflegbefohlnen erziehen wie die Liebe.

Gelino. Darin ſtimme ich vollkommen ein.

Athania. Geſtatten wir den jungen Leuten
ſich zu lieben, den Fruͤhling ihrer Jahre entzuͤckt
zu genießen. Doch werde ihnen auch gleich
verkuͤndet, wie Beſitz nimmer das Ziel dieſer
Liebe ſein koͤnne, wie ſie ſich an den Freuden
des Augenblicks und an wechſelſeitiger Erziehung
zu genuͤgen hat.

Gelino wandte noch manches ein, gab aber
endlich nach, wobei denn noch beſchloſſen ward,
die jungen Perſonen ſollten ſich immer in einiger
Entfernung bewacht finden.

Athania ſprach mit Ini, welche erroͤthete,

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[22/0034] traut, wie er ihn zu hohen Staatsaͤmtern berufen wolle. Athania. Und Ini ward mir von einer Afri¬ kanerin uͤbergeben, die ich nur verſchleiert ſah, die aber auf einen hohen Stand ſchließen ließ, und bis dahin die Tochter in einem Fuͤndlinghauſe hatte erziehen laſſen. Daß ſie ſich Inis Ehe zu beſtimmen vorbehalten bat, laͤßt ſich um ſo eher erwarten, als ich bald mit dem Maͤdchen nach Afrika beſchieden bin. Gleichwohl duͤrften wir mit all' unſerer Sorge nicht ſo viel an den Pflegbefohlnen erziehen wie die Liebe. Gelino. Darin ſtimme ich vollkommen ein. Athania. Geſtatten wir den jungen Leuten ſich zu lieben, den Fruͤhling ihrer Jahre entzuͤckt zu genießen. Doch werde ihnen auch gleich verkuͤndet, wie Beſitz nimmer das Ziel dieſer Liebe ſein koͤnne, wie ſie ſich an den Freuden des Augenblicks und an wechſelſeitiger Erziehung zu genuͤgen hat. Gelino wandte noch manches ein, gab aber endlich nach, wobei denn noch beſchloſſen ward, die jungen Perſonen ſollten ſich immer in einiger Entfernung bewacht finden. Athania ſprach mit Ini, welche erroͤthete,

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/34>, abgerufen am 29.03.2024.