Grad zu Grad, und wenn Reisende im Abstand einer Meile, bei Tag mit einer lang flatternden Fahne, bei Nacht mit einem Raketenschein sich meldeten, trafen sie alles bereit.
Das Fahrzeug, worin die Schöne nach Afrika eilen sollte, war mit zwanzig rüstigen Thieren bespannt. Guido bat flehend um die Erlaubniß, sie einen Grad begleiten zu dürfen. Athania und Gelino willigten ein. Er miethete also eine kleine offene Gondel, wie sie zu Briefposten im Gebrauch war, die nur an einem kleinen Ball hing und von zwei Adlern fortgeschaft werden konnte. Diese ward an das größere Fahr¬ zeug befestigt und die beiden Adler einstweilen vorne mitgebraucht.
Man stieg an einem herrlichen Morgen ein, und ließ das Fahrzeug sich hoch erheben. Welche herrliche erquickende Empfindung, im reineren Aether oben, welch' entzückendes Schauspiel, die Sonne, die dem Thale erst im Purpurhauche am Ost sich verkündet hatte, nun schnell am tiefen Erdrund zu gewahren, da der Flug ihr zuvor eilte. Die Reisenden sahen die klare Sonnenscheibe des unbewölkten Himmels, doch unter ihnen schwand noch alles in Dunkel, weil
Grad zu Grad, und wenn Reiſende im Abſtand einer Meile, bei Tag mit einer lang flatternden Fahne, bei Nacht mit einem Raketenſchein ſich meldeten, trafen ſie alles bereit.
Das Fahrzeug, worin die Schoͤne nach Afrika eilen ſollte, war mit zwanzig ruͤſtigen Thieren beſpannt. Guido bat flehend um die Erlaubniß, ſie einen Grad begleiten zu duͤrfen. Athania und Gelino willigten ein. Er miethete alſo eine kleine offene Gondel, wie ſie zu Briefpoſten im Gebrauch war, die nur an einem kleinen Ball hing und von zwei Adlern fortgeſchaft werden konnte. Dieſe ward an das groͤßere Fahr¬ zeug befeſtigt und die beiden Adler einſtweilen vorne mitgebraucht.
Man ſtieg an einem herrlichen Morgen ein, und ließ das Fahrzeug ſich hoch erheben. Welche herrliche erquickende Empfindung, im reineren Aether oben, welch' entzuͤckendes Schauſpiel, die Sonne, die dem Thale erſt im Purpurhauche am Oſt ſich verkuͤndet hatte, nun ſchnell am tiefen Erdrund zu gewahren, da der Flug ihr zuvor eilte. Die Reiſenden ſahen die klare Sonnenſcheibe des unbewoͤlkten Himmels, doch unter ihnen ſchwand noch alles in Dunkel, weil
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0037"n="25"/>
Grad zu Grad, und wenn Reiſende im Abſtand<lb/>
einer Meile, bei Tag mit einer lang flatternden<lb/>
Fahne, bei Nacht mit einem Raketenſchein ſich<lb/>
meldeten, trafen ſie alles bereit.</p><lb/><p>Das Fahrzeug, worin die Schoͤne nach Afrika<lb/>
eilen ſollte, war mit zwanzig ruͤſtigen Thieren<lb/>
beſpannt. Guido bat flehend um die Erlaubniß,<lb/>ſie einen Grad begleiten zu duͤrfen. Athania<lb/>
und Gelino willigten ein. Er miethete alſo<lb/>
eine kleine offene Gondel, wie ſie zu Briefpoſten<lb/>
im Gebrauch war, die nur an einem kleinen<lb/>
Ball hing und von zwei Adlern fortgeſchaft<lb/>
werden konnte. Dieſe ward an das groͤßere Fahr¬<lb/>
zeug befeſtigt und die beiden Adler einſtweilen<lb/>
vorne mitgebraucht.</p><lb/><p>Man ſtieg an einem herrlichen Morgen ein,<lb/>
und ließ das Fahrzeug ſich hoch erheben. Welche<lb/>
herrliche erquickende Empfindung, im reineren<lb/>
Aether oben, welch' entzuͤckendes Schauſpiel, die<lb/>
Sonne, die dem Thale erſt im Purpurhauche<lb/>
am Oſt ſich verkuͤndet hatte, nun ſchnell am<lb/>
tiefen Erdrund zu gewahren, da der Flug ihr<lb/>
zuvor eilte. Die Reiſenden ſahen die klare<lb/>
Sonnenſcheibe des unbewoͤlkten Himmels, doch<lb/>
unter ihnen ſchwand noch alles in Dunkel, weil<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[25/0037]
Grad zu Grad, und wenn Reiſende im Abſtand
einer Meile, bei Tag mit einer lang flatternden
Fahne, bei Nacht mit einem Raketenſchein ſich
meldeten, trafen ſie alles bereit.
Das Fahrzeug, worin die Schoͤne nach Afrika
eilen ſollte, war mit zwanzig ruͤſtigen Thieren
beſpannt. Guido bat flehend um die Erlaubniß,
ſie einen Grad begleiten zu duͤrfen. Athania
und Gelino willigten ein. Er miethete alſo
eine kleine offene Gondel, wie ſie zu Briefpoſten
im Gebrauch war, die nur an einem kleinen
Ball hing und von zwei Adlern fortgeſchaft
werden konnte. Dieſe ward an das groͤßere Fahr¬
zeug befeſtigt und die beiden Adler einſtweilen
vorne mitgebraucht.
Man ſtieg an einem herrlichen Morgen ein,
und ließ das Fahrzeug ſich hoch erheben. Welche
herrliche erquickende Empfindung, im reineren
Aether oben, welch' entzuͤckendes Schauſpiel, die
Sonne, die dem Thale erſt im Purpurhauche
am Oſt ſich verkuͤndet hatte, nun ſchnell am
tiefen Erdrund zu gewahren, da der Flug ihr
zuvor eilte. Die Reiſenden ſahen die klare
Sonnenſcheibe des unbewoͤlkten Himmels, doch
unter ihnen ſchwand noch alles in Dunkel, weil
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/37>, abgerufen am 15.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.