ter und dann dich an seine Brust. Mein häuslich Glück war nun vollendet.
Da ward auf einmal Hilarion geheimnißvoll. Jch drängte mich an sein Herz, und er sagte mir, vom Norden segle eine Macht herbey, den Musel- mann auf seinem Boden anzugreifen. Jch staunte, ich ward entzückt. Gott! rief ich begeistert, der Tag ist gekommen, auf den wir gewartet.
Jch stürzte auf die Wiese, verkündet' es den Brüdern; alles eilte von einander.
Jn einigen Tagen war Misitra unter Waffen. Die Nachricht erscholl durch die Thäler des Tayge- tos. Die Völker standen auf.
Vor meinen Sinnen war nichts, als das Ge- schnaube, das morddrohende Gerassel anrennender Kriegsrosse, das Feld- und Stadtdurchhallende, dröhnende Waffengetöse der geharnischten Brüder, das einherwogende Gebrülle vom Athem des Ares geschwellter Männer -- der furchtbare vom Wieder- hall zurückgetrieb'ne Donner der Geschütze -- die stöhnenden Seufzer und Gebete hülfeflehender, das Bild der Panagia umfassender Jungfrau'n, him- melanwirbelndes Staubgewölke; -- die Flamme
ter und dann dich an ſeine Bruſt. Mein haͤuslich Gluͤck war nun vollendet.
Da ward auf einmal Hilarion geheimnißvoll. Jch draͤngte mich an ſein Herz, und er ſagte mir, vom Norden ſegle eine Macht herbey, den Muſel- mann auf ſeinem Boden anzugreifen. Jch ſtaunte, ich ward entzuͤckt. Gott! rief ich begeiſtert, der Tag iſt gekommen, auf den wir gewartet.
Jch ſtuͤrzte auf die Wieſe, verkuͤndet’ es den Bruͤdern; alles eilte von einander.
Jn einigen Tagen war Miſitra unter Waffen. Die Nachricht erſcholl durch die Thaͤler des Tayge- tos. Die Voͤlker ſtanden auf.
Vor meinen Sinnen war nichts, als das Ge- ſchnaube, das morddrohende Geraſſel anrennender Kriegsroſſe, das Feld- und Stadtdurchhallende, droͤhnende Waffengetoͤſe der geharniſchten Bruͤder, das einherwogende Gebruͤlle vom Athem des Ares geſchwellter Maͤnner — der furchtbare vom Wieder- hall zuruͤckgetrieb’ne Donner der Geſchuͤtze — die ſtoͤhnenden Seufzer und Gebete huͤlfeflehender, das Bild der Panagia umfaſſender Jungfrau’n, him- melanwirbelndes Staubgewoͤlke; — die Flamme
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ter und dann dich an ſeine Bruſt. Mein haͤuslich
Gluͤck war nun vollendet.
Da ward auf einmal Hilarion geheimnißvoll.
Jch draͤngte mich an ſein Herz, und er ſagte mir,
vom Norden ſegle eine Macht herbey, den Muſel-
mann auf ſeinem Boden anzugreifen. Jch ſtaunte,
ich ward entzuͤckt. Gott! rief ich begeiſtert, der
Tag iſt gekommen, auf den wir gewartet.
Jch ſtuͤrzte auf die Wieſe, verkuͤndet’ es den
Bruͤdern; alles eilte von einander.
Jn einigen Tagen war Miſitra unter Waffen.
Die Nachricht erſcholl durch die Thaͤler des Tayge-
tos. Die Voͤlker ſtanden auf.
Vor meinen Sinnen war nichts, als das Ge-
ſchnaube, das morddrohende Geraſſel anrennender
Kriegsroſſe, das Feld- und Stadtdurchhallende,
droͤhnende Waffengetoͤſe der geharniſchten Bruͤder,
das einherwogende Gebruͤlle vom Athem des Ares
geſchwellter Maͤnner — der furchtbare vom Wieder-
hall zuruͤckgetrieb’ne Donner der Geſchuͤtze — die
ſtoͤhnenden Seufzer und Gebete huͤlfeflehender, das
Bild der Panagia umfaſſender Jungfrau’n, him-
melanwirbelndes Staubgewoͤlke; — die Flamme
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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/42>, abgerufen am 29.03.2023.
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