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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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mein Herr hat eine Caroline, und ich habe ihrer
zwei erobert.

Hiermit fiel der Vorhang.

Der Magister hatte weder dem ehrlichen Jo-
hann Jacob, noch sonst jemanden seiner Freunde,
während er dieses vortrefliche Stück ausarbeitete,
ein Wort davon gesagt; als es aber fertig war,
brach er in der Tabagie unvermuthet damit hervor,
und sagte: "ich habe hier eine Comödie verfertigt,
die wohl nicht geringen Effect thun soll, wenn sie
aufgeführt wird: denn ich greife das Laster der
Wollust so recht in der Wurzel an, und lasse das-
selbe bestraft werden. Wenn man nicht immer
Geld brauchte; so würde ich dem Publikum ein Ge-
schenk damit machen: das heißt, ich würde es um-
sonst aufführen lassen. Da aber doch ein jeder von
seinem Fleiße leben muß, werde ich es an den Di-
rector unsrer Truppe verhandeln: und ich kann es,
seinem Werthe nach, nicht unter 50 Thalern las-
sen.

Die Gesellschaft bezeigte schon im Voraus
viel Achtung für das Product ihres Präses, und
versicherte, daß er es nicht anders lassen könnte.
Man wartete mit Verlangen, das Stück selbst zu
hören, und war stolz darauf, die erste Versamm-
lung zu sein, der es mitgetheilt würde. Der Ma-

gister

mein Herr hat eine Caroline, und ich habe ihrer
zwei erobert.

Hiermit fiel der Vorhang.

Der Magiſter hatte weder dem ehrlichen Jo-
hann Jacob, noch ſonſt jemanden ſeiner Freunde,
waͤhrend er dieſes vortrefliche Stuͤck ausarbeitete,
ein Wort davon geſagt; als es aber fertig war,
brach er in der Tabagie unvermuthet damit hervor,
und ſagte: „ich habe hier eine Comoͤdie verfertigt,
die wohl nicht geringen Effect thun ſoll, wenn ſie
aufgefuͤhrt wird: denn ich greife das Laſter der
Wolluſt ſo recht in der Wurzel an, und laſſe daſ-
ſelbe beſtraft werden. Wenn man nicht immer
Geld brauchte; ſo wuͤrde ich dem Publikum ein Ge-
ſchenk damit machen: das heißt, ich wuͤrde es um-
ſonſt auffuͤhren laſſen. Da aber doch ein jeder von
ſeinem Fleiße leben muß, werde ich es an den Di-
rector unſrer Truppe verhandeln: und ich kann es,
ſeinem Werthe nach, nicht unter 50 Thalern laſ-
ſen.

Die Geſellſchaft bezeigte ſchon im Voraus
viel Achtung fuͤr das Product ihres Praͤſes, und
verſicherte, daß er es nicht anders laſſen koͤnnte.
Man wartete mit Verlangen, das Stuͤck ſelbſt zu
hoͤren, und war ſtolz darauf, die erſte Verſamm-
lung zu ſein, der es mitgetheilt wuͤrde. Der Ma-

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[24/0030] mein Herr hat eine Caroline, und ich habe ihrer zwei erobert. Hiermit fiel der Vorhang. Der Magiſter hatte weder dem ehrlichen Jo- hann Jacob, noch ſonſt jemanden ſeiner Freunde, waͤhrend er dieſes vortrefliche Stuͤck ausarbeitete, ein Wort davon geſagt; als es aber fertig war, brach er in der Tabagie unvermuthet damit hervor, und ſagte: „ich habe hier eine Comoͤdie verfertigt, die wohl nicht geringen Effect thun ſoll, wenn ſie aufgefuͤhrt wird: denn ich greife das Laſter der Wolluſt ſo recht in der Wurzel an, und laſſe daſ- ſelbe beſtraft werden. Wenn man nicht immer Geld brauchte; ſo wuͤrde ich dem Publikum ein Ge- ſchenk damit machen: das heißt, ich wuͤrde es um- ſonſt auffuͤhren laſſen. Da aber doch ein jeder von ſeinem Fleiße leben muß, werde ich es an den Di- rector unſrer Truppe verhandeln: und ich kann es, ſeinem Werthe nach, nicht unter 50 Thalern laſ- ſen. Die Geſellſchaft bezeigte ſchon im Voraus viel Achtung fuͤr das Product ihres Praͤſes, und verſicherte, daß er es nicht anders laſſen koͤnnte. Man wartete mit Verlangen, das Stuͤck ſelbſt zu hoͤren, und war ſtolz darauf, die erſte Verſamm- lung zu ſein, der es mitgetheilt wuͤrde. Der Ma- giſter

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/30>, abgerufen am 29.04.2024.