Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Schnitzer zuvor, und bot ihm das benöthigte an, sich
neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confuse-
lius des folgenden Morgens ungesäumt abholte.

Confuselius hoffte in ganzem Ernste, sein
Stück anzubringen, und war so begierig, sich da-
mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß
er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues
Kleid fertig werden könnte, und daher zu einem
Kleiderhändler gieng sich da alles, was er brauchte,
auslas, für das übrige Geld gute Schuhe und
Strümpfe anschaffte, und seine Wäscherinn bezahl-
te, die ihm sein bischen Wäsche bisher, weil sie
lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte.
Somit setzte er sich denn in den Stand, dem Di-
rector der Schauspielergesellschaft seinen Besuch zu
machen.

Der Director empfieng ihn sehr höflich, nahm
das Stück an versprach, dasselbe mit Fleiße zu le-
sen, und bat den Herrn Magister, nach drei Ta-
gen ihm wiederum die Ehre seines Besuchs zu gön-
nen. Confuselius gieng den dritten Tag wieder hin,
hatte aber die Kränkung, daß ihm der Director
seine Nothzüchtigung und Heirath aus
Zwang
mit den frostigen Worten zurück gab: "hier
ist ihr Stück; ich kann's nicht brauchen.

Con-

Schnitzer zuvor, und bot ihm das benoͤthigte an, ſich
neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confuſe-
lius des folgenden Morgens ungeſaͤumt abholte.

Confuſelius hoffte in ganzem Ernſte, ſein
Stuͤck anzubringen, und war ſo begierig, ſich da-
mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß
er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues
Kleid fertig werden koͤnnte, und daher zu einem
Kleiderhaͤndler gieng ſich da alles, was er brauchte,
auslas, fuͤr das uͤbrige Geld gute Schuhe und
Struͤmpfe anſchaffte, und ſeine Waͤſcherinn bezahl-
te, die ihm ſein bischen Waͤſche bisher, weil ſie
lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte.
Somit ſetzte er ſich denn in den Stand, dem Di-
rector der Schauſpielergeſellſchaft ſeinen Beſuch zu
machen.

Der Director empfieng ihn ſehr hoͤflich, nahm
das Stuͤck an verſprach, daſſelbe mit Fleiße zu le-
ſen, und bat den Herrn Magiſter, nach drei Ta-
gen ihm wiederum die Ehre ſeines Beſuchs zu goͤn-
nen. Confuſelius gieng den dritten Tag wieder hin,
hatte aber die Kraͤnkung, daß ihm der Director
ſeine Nothzuͤchtigung und Heirath aus
Zwang
mit den froſtigen Worten zuruͤck gab: „hier
iſt ihr Stuͤck; ich kann’s nicht brauchen.

Con-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="27"/>
Schnitzer zuvor, und bot ihm das beno&#x0364;thigte an, &#x017F;ich<lb/>
neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confu&#x017F;e-<lb/>
lius des folgenden Morgens unge&#x017F;a&#x0364;umt abholte.</p><lb/>
        <p>Confu&#x017F;elius hoffte in ganzem Ern&#x017F;te, &#x017F;ein<lb/>
Stu&#x0364;ck anzubringen, und war &#x017F;o begierig, &#x017F;ich da-<lb/>
mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß<lb/>
er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues<lb/>
Kleid fertig werden ko&#x0364;nnte, und daher zu einem<lb/>
Kleiderha&#x0364;ndler gieng &#x017F;ich da alles, was er brauchte,<lb/>
auslas, fu&#x0364;r das u&#x0364;brige Geld gute Schuhe und<lb/>
Stru&#x0364;mpfe an&#x017F;chaffte, und &#x017F;eine Wa&#x0364;&#x017F;cherinn bezahl-<lb/>
te, die ihm &#x017F;ein bischen Wa&#x0364;&#x017F;che bisher, weil &#x017F;ie<lb/>
lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte.<lb/>
Somit &#x017F;etzte er &#x017F;ich denn in den Stand, dem Di-<lb/>
rector der Schau&#x017F;pielerge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;einen Be&#x017F;uch zu<lb/>
machen.</p><lb/>
        <p>Der Director empfieng ihn &#x017F;ehr ho&#x0364;flich, nahm<lb/>
das Stu&#x0364;ck an ver&#x017F;prach, da&#x017F;&#x017F;elbe mit Fleiße zu le-<lb/>
&#x017F;en, und bat den Herrn Magi&#x017F;ter, nach drei Ta-<lb/>
gen ihm wiederum die Ehre &#x017F;eines Be&#x017F;uchs zu go&#x0364;n-<lb/>
nen. Confu&#x017F;elius gieng den dritten Tag wieder hin,<lb/>
hatte aber die Kra&#x0364;nkung, daß ihm der Director<lb/>
&#x017F;eine <hi rendition="#g">Nothzu&#x0364;chtigung und Heirath aus<lb/>
Zwang</hi> mit den fro&#x017F;tigen Worten zuru&#x0364;ck gab: &#x201E;hier<lb/>
i&#x017F;t ihr Stu&#x0364;ck; ich kann&#x2019;s nicht brauchen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Con-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] Schnitzer zuvor, und bot ihm das benoͤthigte an, ſich neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confuſe- lius des folgenden Morgens ungeſaͤumt abholte. Confuſelius hoffte in ganzem Ernſte, ſein Stuͤck anzubringen, und war ſo begierig, ſich da- mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues Kleid fertig werden koͤnnte, und daher zu einem Kleiderhaͤndler gieng ſich da alles, was er brauchte, auslas, fuͤr das uͤbrige Geld gute Schuhe und Struͤmpfe anſchaffte, und ſeine Waͤſcherinn bezahl- te, die ihm ſein bischen Waͤſche bisher, weil ſie lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte. Somit ſetzte er ſich denn in den Stand, dem Di- rector der Schauſpielergeſellſchaft ſeinen Beſuch zu machen. Der Director empfieng ihn ſehr hoͤflich, nahm das Stuͤck an verſprach, daſſelbe mit Fleiße zu le- ſen, und bat den Herrn Magiſter, nach drei Ta- gen ihm wiederum die Ehre ſeines Beſuchs zu goͤn- nen. Confuſelius gieng den dritten Tag wieder hin, hatte aber die Kraͤnkung, daß ihm der Director ſeine Nothzuͤchtigung und Heirath aus Zwang mit den froſtigen Worten zuruͤck gab: „hier iſt ihr Stuͤck; ich kann’s nicht brauchen. Con-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/33
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/33>, abgerufen am 29.04.2024.