Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

kurz, Sie werden sich ganz den Freuden Ihres Besuches hingeben - - nun Adieu, Herr Professor! für den Rest werde ich sorgen. Adieu! Bedenken Sie, daß Ihr Leben auf dem Spiel steht - -"

Da war der Doktor verschwunden.

Von der Angst, die der Professor nach dem Fortgehen des Doktors ausstand, kann sich nur Der eine richtige Idee machen, der überhaupt die Qualen eines Gerechten zu würdigen versteht. Der gelehrte Herr war außer sich. Zwanzig Mal in Zeit von zehn Minuten erlosch ihm die Pfeife. Vierzig Mal rieb er die Stirn und achtzig Mal sah er mit frommen Augen andächtig gen Himmel, innerlich flehend, daß dieser Kelch der Freude an ihm vorübergehe. Vor allen Dingen suchte er nach irgend einer Entschuldigung für seine bevorstehende Sünde, denn das Wagniß seines Lebens schien ihm ein keineswegs ausreichender Grund zu sein. Er schlug den Irenaeus nach, den Augustinus, den Eusebius, den Lactantius, den Chrysostomus und einige dreißig andere Schweinslederbände, um nachzuforschen, ob denn nicht irgend ein Kirchenvater weiland in demselben Falle gewesen sei, und ob nicht Einer von ihnen auch nur ein Wörtlein über diesen kitzlichen Punkt habe fallen lassen - aber vergebens!

kurz, Sie werden sich ganz den Freuden Ihres Besuches hingeben – – nun Adieu, Herr Professor! für den Rest werde ich sorgen. Adieu! Bedenken Sie, daß Ihr Leben auf dem Spiel steht – –“

Da war der Doktor verschwunden.

Von der Angst, die der Professor nach dem Fortgehen des Doktors ausstand, kann sich nur Der eine richtige Idee machen, der überhaupt die Qualen eines Gerechten zu würdigen versteht. Der gelehrte Herr war außer sich. Zwanzig Mal in Zeit von zehn Minuten erlosch ihm die Pfeife. Vierzig Mal rieb er die Stirn und achtzig Mal sah er mit frommen Augen andächtig gen Himmel, innerlich flehend, daß dieser Kelch der Freude an ihm vorübergehe. Vor allen Dingen suchte er nach irgend einer Entschuldigung für seine bevorstehende Sünde, denn das Wagniß seines Lebens schien ihm ein keineswegs ausreichender Grund zu sein. Er schlug den Irenaeus nach, den Augustinus, den Eusebius, den Lactantius, den Chrysostomus und einige dreißig andere Schweinslederbände, um nachzuforschen, ob denn nicht irgend ein Kirchenvater weiland in demselben Falle gewesen sei, und ob nicht Einer von ihnen auch nur ein Wörtlein über diesen kitzlichen Punkt habe fallen lassen – aber vergebens!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0169" n="163"/>
kurz, Sie werden sich ganz den Freuden Ihres Besuches hingeben &#x2013; &#x2013; nun Adieu, Herr Professor! für den Rest werde ich sorgen. Adieu! Bedenken Sie, daß Ihr Leben auf dem Spiel steht &#x2013; &#x2013;&#x201C;</p>
          <p>Da war der Doktor verschwunden.</p>
          <p>Von der Angst, die der Professor nach dem Fortgehen des Doktors ausstand, kann sich nur Der eine richtige Idee machen, der überhaupt die Qualen eines Gerechten zu würdigen versteht. Der gelehrte Herr war außer sich. Zwanzig Mal in Zeit von zehn Minuten erlosch ihm die Pfeife. Vierzig Mal rieb er die Stirn und achtzig Mal sah er mit frommen Augen andächtig gen Himmel, innerlich flehend, daß dieser Kelch der Freude an ihm vorübergehe. Vor allen Dingen suchte er nach irgend einer Entschuldigung für seine bevorstehende Sünde, denn das Wagniß seines Lebens schien ihm ein keineswegs ausreichender Grund zu sein. Er schlug den Irenaeus nach, den Augustinus, den Eusebius, den Lactantius, den Chrysostomus und einige dreißig andere Schweinslederbände, um nachzuforschen, ob denn nicht irgend ein Kirchenvater weiland in demselben Falle gewesen sei, und ob nicht Einer von ihnen auch nur ein Wörtlein über diesen kitzlichen Punkt habe fallen lassen &#x2013; aber vergebens!</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0169] kurz, Sie werden sich ganz den Freuden Ihres Besuches hingeben – – nun Adieu, Herr Professor! für den Rest werde ich sorgen. Adieu! Bedenken Sie, daß Ihr Leben auf dem Spiel steht – –“ Da war der Doktor verschwunden. Von der Angst, die der Professor nach dem Fortgehen des Doktors ausstand, kann sich nur Der eine richtige Idee machen, der überhaupt die Qualen eines Gerechten zu würdigen versteht. Der gelehrte Herr war außer sich. Zwanzig Mal in Zeit von zehn Minuten erlosch ihm die Pfeife. Vierzig Mal rieb er die Stirn und achtzig Mal sah er mit frommen Augen andächtig gen Himmel, innerlich flehend, daß dieser Kelch der Freude an ihm vorübergehe. Vor allen Dingen suchte er nach irgend einer Entschuldigung für seine bevorstehende Sünde, denn das Wagniß seines Lebens schien ihm ein keineswegs ausreichender Grund zu sein. Er schlug den Irenaeus nach, den Augustinus, den Eusebius, den Lactantius, den Chrysostomus und einige dreißig andere Schweinslederbände, um nachzuforschen, ob denn nicht irgend ein Kirchenvater weiland in demselben Falle gewesen sei, und ob nicht Einer von ihnen auch nur ein Wörtlein über diesen kitzlichen Punkt habe fallen lassen – aber vergebens!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/169
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/169>, abgerufen am 30.04.2024.