Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Herzogin hatte sich indeß aufmerksamer emporgerichtet. Sie warf den rothen Kaschmirshawl in geheimnisvollere Falten, und dem Ritter das adlige Profil zeigend, den Handschuh der zierlichen Hand und den kleinen Fuß, erwiederte Sie mit freundlichem Lächeln: ""Aber, in der That, Herr Ritter, Sie führen eine wahre Seufzer-Konversation; Sie müssen entsetzlich unglücklich sein -""

"Entsetzlich! gnädige Frau -"

""Aber geistreiche Leute sollten nie unglücklich sein; wenigstens sollten sie nie so sehr an ihrem Glück verzweifeln, daß sie sich länger als einen Tag lang ärgerten, oder ennuyirten. - Sagen Sie mir aufrichtig, Herr Ritter, sind Sie seit gestern unglücklich, oder seit heute?""

"Seit zehn Minuten, gnädige Frau!" - Der Ritter faltete die Hände und sah die Herzogin mit schwärmerischen Augen an. Die Herzogin hätte tausend Louisd'or darum gegeben, wenn es ihr möglich gewesen wäre, in diesem Augenblick leise zu erröthen.

- Seh'n Sie nur, wie er wedelt und scharwenzelt murmelte der Graf. - Wie ein junger Hund vor einer alten Katze, erwiederte der Baron. - Ich hätte ihn nie für einen so großen Komödianten gehalten. - Er hat sich 10 Jahre lang jeden Tag vor dem Spiegel im Gestikuliren geübt. - Es ist gar

Die Herzogin hatte sich indeß aufmerksamer emporgerichtet. Sie warf den rothen Kaschmirshawl in geheimnisvollere Falten, und dem Ritter das adlige Profil zeigend, den Handschuh der zierlichen Hand und den kleinen Fuß, erwiederte Sie mit freundlichem Lächeln: „„Aber, in der That, Herr Ritter, Sie führen eine wahre Seufzer-Konversation; Sie müssen entsetzlich unglücklich sein –““

„Entsetzlich! gnädige Frau –“

„„Aber geistreiche Leute sollten nie unglücklich sein; wenigstens sollten sie nie so sehr an ihrem Glück verzweifeln, daß sie sich länger als einen Tag lang ärgerten, oder ennuyirten. – Sagen Sie mir aufrichtig, Herr Ritter, sind Sie seit gestern unglücklich, oder seit heute?““

„Seit zehn Minuten, gnädige Frau!“ – Der Ritter faltete die Hände und sah die Herzogin mit schwärmerischen Augen an. Die Herzogin hätte tausend Louisd’or darum gegeben, wenn es ihr möglich gewesen wäre, in diesem Augenblick leise zu erröthen.

– Seh’n Sie nur, wie er wedelt und scharwenzelt murmelte der Graf. – Wie ein junger Hund vor einer alten Katze, erwiederte der Baron. – Ich hätte ihn nie für einen so großen Komödianten gehalten. – Er hat sich 10 Jahre lang jeden Tag vor dem Spiegel im Gestikuliren geübt. – Es ist gar

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0200" n="194"/>
          <p>Die Herzogin hatte sich indeß aufmerksamer emporgerichtet. Sie warf den rothen Kaschmirshawl in geheimnisvollere Falten, und dem Ritter das adlige Profil zeigend, den Handschuh der zierlichen Hand und den kleinen Fuß, erwiederte Sie mit freundlichem Lächeln: &#x201E;&#x201E;Aber, in der That, Herr Ritter, Sie führen eine wahre Seufzer-Konversation; Sie müssen entsetzlich unglücklich sein &#x2013;&#x201C;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Entsetzlich! gnädige Frau &#x2013;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;&#x201E;Aber geistreiche Leute sollten nie unglücklich sein; wenigstens sollten sie nie so sehr an ihrem Glück verzweifeln, daß sie sich länger als einen Tag lang ärgerten, oder ennuyirten. &#x2013; Sagen Sie mir aufrichtig, Herr Ritter, sind Sie seit gestern unglücklich, oder seit heute?&#x201C;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Seit zehn Minuten, gnädige Frau!&#x201C; &#x2013; Der Ritter faltete die Hände und sah die Herzogin mit schwärmerischen Augen an. Die Herzogin hätte tausend Louisd&#x2019;or darum gegeben, wenn es ihr möglich gewesen wäre, in diesem Augenblick leise zu erröthen.</p>
          <p>&#x2013; Seh&#x2019;n Sie nur, wie er wedelt und scharwenzelt murmelte der Graf. &#x2013; Wie ein junger Hund vor einer alten Katze, erwiederte der Baron. &#x2013; Ich hätte ihn nie für einen so großen Komödianten gehalten. &#x2013; Er hat sich 10 Jahre lang jeden Tag vor dem Spiegel im Gestikuliren geübt. &#x2013; Es ist gar
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0200] Die Herzogin hatte sich indeß aufmerksamer emporgerichtet. Sie warf den rothen Kaschmirshawl in geheimnisvollere Falten, und dem Ritter das adlige Profil zeigend, den Handschuh der zierlichen Hand und den kleinen Fuß, erwiederte Sie mit freundlichem Lächeln: „„Aber, in der That, Herr Ritter, Sie führen eine wahre Seufzer-Konversation; Sie müssen entsetzlich unglücklich sein –““ „Entsetzlich! gnädige Frau –“ „„Aber geistreiche Leute sollten nie unglücklich sein; wenigstens sollten sie nie so sehr an ihrem Glück verzweifeln, daß sie sich länger als einen Tag lang ärgerten, oder ennuyirten. – Sagen Sie mir aufrichtig, Herr Ritter, sind Sie seit gestern unglücklich, oder seit heute?““ „Seit zehn Minuten, gnädige Frau!“ – Der Ritter faltete die Hände und sah die Herzogin mit schwärmerischen Augen an. Die Herzogin hätte tausend Louisd’or darum gegeben, wenn es ihr möglich gewesen wäre, in diesem Augenblick leise zu erröthen. – Seh’n Sie nur, wie er wedelt und scharwenzelt murmelte der Graf. – Wie ein junger Hund vor einer alten Katze, erwiederte der Baron. – Ich hätte ihn nie für einen so großen Komödianten gehalten. – Er hat sich 10 Jahre lang jeden Tag vor dem Spiegel im Gestikuliren geübt. – Es ist gar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/200
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/200>, abgerufen am 30.04.2024.