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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Also ist es umb den stand/
Den du führest/ auch bewandt.

11. Manches schäfgen trägt die schwere
Seiner wollen mit verdruß/
Weil es auff des schäffers schere
Gar zu lange warten muß:
Manche rose krümmt den stiel/
Weil sie niemand brechen will.
12. Gute nacht du leere schüssel/
O du leuchter ohne licht!
Festes schloß/ doch sonder schlüssel/
Gute wag und kein gewicht/
Ach wie wohl ist die daran
Die bey zeiten freyen kan!
II.
Die verliebte jägerey.
DJe lieb ist gleichsam eine jagt/
Da sich ein grosser hauffen
Jn die gebüsche wagt/
Wo angst und müh entgegen lauffen/
Und wo die gantze welt
Sich fast in das gehäge stellt.
2. Die netze sind von heucheley
Und eitelkeit gestricket/
Darinnen wird die treu
Der jungen einfalt offt berücket/
Und wer nicht langen kan
Der flickt ein bißgen hoffnung dran.
3. Der spürhund ist die ungedult/
Der billt und läst sich hören/
Die unschuld mit der schuld
Jn ihrem lager zu verstören:
Wie ist er doch bemüht
Eh er das wild vor augen sieht?
4. Und
A 2

Alſo iſt es umb den ſtand/
Den du fuͤhreſt/ auch bewandt.

11. Manches ſchaͤfgen traͤgt die ſchwere
Seiner wollen mit verdruß/
Weil es auff des ſchaͤffers ſchere
Gar zu lange warten muß:
Manche roſe kruͤmmt den ſtiel/
Weil ſie niemand brechen will.
12. Gute nacht du leere ſchuͤſſel/
O du leuchter ohne licht!
Feſtes ſchloß/ doch ſonder ſchluͤſſel/
Gute wag und kein gewicht/
Ach wie wohl iſt die daran
Die bey zeiten freyen kan!
II.
Die verliebte jaͤgerey.
DJe lieb iſt gleichſam eine jagt/
Da ſich ein groſſer hauffen
Jn die gebuͤſche wagt/
Wo angſt und muͤh entgegen lauffen/
Und wo die gantze welt
Sich faſt in das gehaͤge ſtellt.
2. Die netze ſind von heucheley
Und eitelkeit geſtricket/
Darinnen wird die treu
Der jungen einfalt offt beruͤcket/
Und wer nicht langen kan
Der flickt ein bißgen hoffnung dran.
3. Der ſpuͤrhund iſt die ungedult/
Der billt und laͤſt ſich hoͤren/
Die unſchuld mit der ſchuld
Jn ihrem lager zu verſtoͤren:
Wie iſt er doch bemuͤht
Eh er das wild vor augen ſieht?
4. Und
A 2
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[0019] Alſo iſt es umb den ſtand/ Den du fuͤhreſt/ auch bewandt. 11. Manches ſchaͤfgen traͤgt die ſchwere Seiner wollen mit verdruß/ Weil es auff des ſchaͤffers ſchere Gar zu lange warten muß: Manche roſe kruͤmmt den ſtiel/ Weil ſie niemand brechen will. 12. Gute nacht du leere ſchuͤſſel/ O du leuchter ohne licht! Feſtes ſchloß/ doch ſonder ſchluͤſſel/ Gute wag und kein gewicht/ Ach wie wohl iſt die daran Die bey zeiten freyen kan! II. Die verliebte jaͤgerey. DJe lieb iſt gleichſam eine jagt/ Da ſich ein groſſer hauffen Jn die gebuͤſche wagt/ Wo angſt und muͤh entgegen lauffen/ Und wo die gantze welt Sich faſt in das gehaͤge ſtellt. 2. Die netze ſind von heucheley Und eitelkeit geſtricket/ Darinnen wird die treu Der jungen einfalt offt beruͤcket/ Und wer nicht langen kan Der flickt ein bißgen hoffnung dran. 3. Der ſpuͤrhund iſt die ungedult/ Der billt und laͤſt ſich hoͤren/ Die unſchuld mit der ſchuld Jn ihrem lager zu verſtoͤren: Wie iſt er doch bemuͤht Eh er das wild vor augen ſieht? 4. Und A 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/19>, abgerufen am 28.04.2024.