Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
4. Und also muß der windhund fort
Durch bitten und versprechen/
Durch klagen da und dort
Die ungewisse bahne brechen/
Biß man den ganßen rest
Der grossen docken lauffen läst.
5. Offt schiest man ehr und tugend todt/
Dann die verliebten minen
Sind wie der haasen-schrot:
Wohl denen die sich so bedienen!
Denn wer ein narr will seyn/
Schiest gar mit silbern kugeln drein.
6. Wiewohl manch armer jäger sagt
Er hab es gut erlesen/
Und hab ein reh gejagt/
So ist es kaum ein fuchs gewesen:
Und wer den hirschen hetzt/
Nimmt wol ein eichhorn auf die letzt:
7. Oft setzt ein hauer seinen zahn
Jn die getroffne liebe
Mit solchem eyfer an/
Daß alle gunst in einem hiebe
Zu grund und boden geht/
Und wenn sie noch so feste steht
8. Doch geht/ ihr freunde/ geht ins feld/
Habt ihr mit euren netzen
Schon einmahl auffgestellt/
So seyd ihrs schuldig fortzusetzen:
Denn der ist übel dran
Der hetzen und nicht fangen kan.
III.
Die unterschiedlichen Liebhaber.
JCh schwatzte neulich von galanen/
Als ich bey meinen mädgen stund;
Da
4. Und alſo muß der windhund fort
Durch bitten und verſprechen/
Durch klagen da und dort
Die ungewiſſe bahne brechen/
Biß man den ganßen reſt
Der groſſen docken lauffen laͤſt.
5. Offt ſchieſt man ehr und tugend todt/
Dann die verliebten minen
Sind wie der haaſen-ſchrot:
Wohl denen die ſich ſo bedienen!
Denn wer ein narr will ſeyn/
Schieſt gar mit ſilbern kugeln drein.
6. Wiewohl manch armer jaͤger ſagt
Er hab es gut erleſen/
Und hab ein reh gejagt/
So iſt es kaum ein fuchs geweſen:
Und wer den hirſchen hetzt/
Nimmt wol ein eichhorn auf die letzt:
7. Oft ſetzt ein hauer ſeinen zahn
Jn die getroffne liebe
Mit ſolchem eyfer an/
Daß alle gunſt in einem hiebe
Zu grund und boden geht/
Und wenn ſie noch ſo feſte ſteht
8. Doch geht/ ihr freunde/ geht ins feld/
Habt ihr mit euren netzen
Schon einmahl auffgeſtellt/
So ſeyd ihrs ſchuldig fortzuſetzen:
Denn der iſt uͤbel dran
Der hetzen und nicht fangen kan.
III.
Die unterſchiedlichen Liebhaber.
JCh ſchwatzte neulich von galanen/
Als ich bey meinen maͤdgen ſtund;
Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0020"/>
            <lg n="4">
              <l>4. Und al&#x017F;o muß der windhund fort</l><lb/>
              <l>Durch bitten und ver&#x017F;prechen/</l><lb/>
              <l>Durch klagen da und dort</l><lb/>
              <l>Die ungewi&#x017F;&#x017F;e bahne brechen/</l><lb/>
              <l>Biß man den ganßen re&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Der gro&#x017F;&#x017F;en docken lauffen la&#x0364;&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>5. Offt &#x017F;chie&#x017F;t man ehr und tugend todt/</l><lb/>
              <l>Dann die verliebten minen</l><lb/>
              <l>Sind wie der haa&#x017F;en-&#x017F;chrot:</l><lb/>
              <l>Wohl denen die &#x017F;ich &#x017F;o bedienen!</l><lb/>
              <l>Denn wer ein narr will &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Schie&#x017F;t gar mit &#x017F;ilbern kugeln drein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>6. Wiewohl manch armer ja&#x0364;ger &#x017F;agt</l><lb/>
              <l>Er hab es gut erle&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Und hab ein reh gejagt/</l><lb/>
              <l>So i&#x017F;t es kaum ein fuchs gewe&#x017F;en:</l><lb/>
              <l>Und wer den hir&#x017F;chen hetzt/</l><lb/>
              <l>Nimmt wol ein eichhorn auf die letzt:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>7. Oft &#x017F;etzt ein hauer &#x017F;einen zahn</l><lb/>
              <l>Jn die getroffne liebe</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;olchem eyfer an/</l><lb/>
              <l>Daß alle gun&#x017F;t in einem hiebe</l><lb/>
              <l>Zu grund und boden geht/</l><lb/>
              <l>Und wenn &#x017F;ie noch &#x017F;o fe&#x017F;te &#x017F;teht</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>8. Doch geht/ ihr freunde/ geht ins feld/</l><lb/>
              <l>Habt ihr mit euren netzen</l><lb/>
              <l>Schon einmahl auffge&#x017F;tellt/</l><lb/>
              <l>So &#x017F;eyd ihrs &#x017F;chuldig fortzu&#x017F;etzen:</l><lb/>
              <l>Denn der i&#x017F;t u&#x0364;bel dran</l><lb/>
              <l>Der hetzen und nicht fangen kan.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Die unter&#x017F;chiedlichen Liebhaber.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch &#x017F;chwatzte neulich von galanen/</l><lb/>
              <l>Als ich bey meinen ma&#x0364;dgen &#x017F;tund;</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0020] 4. Und alſo muß der windhund fort Durch bitten und verſprechen/ Durch klagen da und dort Die ungewiſſe bahne brechen/ Biß man den ganßen reſt Der groſſen docken lauffen laͤſt. 5. Offt ſchieſt man ehr und tugend todt/ Dann die verliebten minen Sind wie der haaſen-ſchrot: Wohl denen die ſich ſo bedienen! Denn wer ein narr will ſeyn/ Schieſt gar mit ſilbern kugeln drein. 6. Wiewohl manch armer jaͤger ſagt Er hab es gut erleſen/ Und hab ein reh gejagt/ So iſt es kaum ein fuchs geweſen: Und wer den hirſchen hetzt/ Nimmt wol ein eichhorn auf die letzt: 7. Oft ſetzt ein hauer ſeinen zahn Jn die getroffne liebe Mit ſolchem eyfer an/ Daß alle gunſt in einem hiebe Zu grund und boden geht/ Und wenn ſie noch ſo feſte ſteht 8. Doch geht/ ihr freunde/ geht ins feld/ Habt ihr mit euren netzen Schon einmahl auffgeſtellt/ So ſeyd ihrs ſchuldig fortzuſetzen: Denn der iſt uͤbel dran Der hetzen und nicht fangen kan. III. Die unterſchiedlichen Liebhaber. JCh ſchwatzte neulich von galanen/ Als ich bey meinen maͤdgen ſtund; Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/20
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/20>, abgerufen am 27.04.2024.