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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünffte Handlung.
Pick. Jch will sonst alles thun/ was ihr haben wollt.
Bel. Auff dieses wort lege ich eine vorbitte ein.
Rod. Euch die bitte nicht zu versagen/ soll er beym le-
ben bleiben/ doch mit der bedingung/ daß er alles
verrichte/ was ihr haben wollet.
Bel. Pickelhäring/ weil du nunmehr durch meine un-
terhandlung bey leben erhalten wirst/ so begehr ich
nichts von dir/ alsdas du dich unverzüglich mit met-
ner Melane in ein ehe-verlöbniß einlässest.
Pick. Jetzund besinne ich mich erst/ ich will hencken.
Bel. Heist dieses alles gethan/ was ich haben will?
Pick. Jch dachte nicht an das beschissene raben-aas.
Bel. Unterdessen hilfft nichts davor/ du hast es einmal
zugesagt/ und wann du nicht wilst/ laß ich dir einen
zehnfachen staub-besen geben/ und darnach solst du
doch hencken.
Pick. Wie ich wohl sehe/ so fall ich immer tieffer in
qvarck.
Bel. Zusage macht schuld.
Pick. Endlich/ wann es ja seinen fortgang haben sol-
te/ so last mich doch die möhre besehen/ daß ich kei-
nen blinden kauff thu.
Bel. Melane komm her/ und präsentire dich.
Mel. Gar gerne/ wie wills/ mein gold-schatz?
Pick. Nicht zum besten/ nun du schönes m[u]ster! laß
dich nun auch betrachten. Die haare sind so gold-
gelb/ wie ein carfunckel vor dem ofenloch/ was sind
denn das vor weisse dinger im haren/ ach es wird
eine sonderliche manier von dem Arabischen buder
seyn. Botz tansend/ es ist doch/ als wann die liebe
ein wenig anfienge. An der stirne ist diß das beste/
daß sie nicht geschminckt ist/ oder wo sie sich bat
schmin-
S 4
Fuͤnffte Handlung.
Pick. Jch will ſonſt alles thun/ was ihr haben wollt.
Bel. Auff dieſes wort lege ich eine vorbitte ein.
Rod. Euch die bitte nicht zu verſagen/ ſoll er beym le-
ben bleiben/ doch mit der bedingung/ daß er alles
verrichte/ was ihr haben wollet.
Bel. Pickelhaͤring/ weil du nunmehr durch meine un-
terhandlung bey leben erhalten wirſt/ ſo begehr ich
nichts von dir/ alsdas du dich unveꝛzuͤglich mit met-
ner Melane in ein ehe-verloͤbniß einlaͤſſeſt.
Pick. Jetzund beſinne ich mich erſt/ ich will hencken.
Bel. Heiſt dieſes alles gethan/ was ich haben will?
Pick. Jch dachte nicht an das beſchiſſene raben-aas.
Bel. Unterdeſſen hilfft nichts davor/ du haſt es einmal
zugeſagt/ und wann du nicht wilſt/ laß ich dir einen
zehnfachen ſtaub-beſen geben/ und darnach ſolſt du
doch hencken.
Pick. Wie ich wohl ſehe/ ſo fall ich immer tieffer in
qvarck.
Bel. Zuſage macht ſchuld.
Pick. Endlich/ wann es ja ſeinen fortgang haben ſol-
te/ ſo laſt mich doch die moͤhre beſehen/ daß ich kei-
nen blinden kauff thu.
Bel. Melane komm her/ und praͤſentire dich.
Mel. Gar gerne/ wie wills/ mein gold-ſchatz?
Pick. Nicht zum beſten/ nun du ſchoͤnes m[u]ſter! laß
dich nun auch betrachten. Die haare ſind ſo gold-
gelb/ wie ein carfunckel vor dem ofenloch/ was ſind
denn das vor weiſſe dinger im haren/ ach es wird
eine ſonderliche manier von dem Arabiſchen buder
ſeyn. Botz tanſend/ es iſt doch/ als wann die liebe
ein wenig anfienge. An der ſtirne iſt diß das beſte/
daß ſie nicht geſchminckt iſt/ oder wo ſie ſich bat
ſchmin-
S 4
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[279/0295] Fuͤnffte Handlung. Pick. Jch will ſonſt alles thun/ was ihr haben wollt. Bel. Auff dieſes wort lege ich eine vorbitte ein. Rod. Euch die bitte nicht zu verſagen/ ſoll er beym le- ben bleiben/ doch mit der bedingung/ daß er alles verrichte/ was ihr haben wollet. Bel. Pickelhaͤring/ weil du nunmehr durch meine un- terhandlung bey leben erhalten wirſt/ ſo begehr ich nichts von dir/ alsdas du dich unveꝛzuͤglich mit met- ner Melane in ein ehe-verloͤbniß einlaͤſſeſt. Pick. Jetzund beſinne ich mich erſt/ ich will hencken. Bel. Heiſt dieſes alles gethan/ was ich haben will? Pick. Jch dachte nicht an das beſchiſſene raben-aas. Bel. Unterdeſſen hilfft nichts davor/ du haſt es einmal zugeſagt/ und wann du nicht wilſt/ laß ich dir einen zehnfachen ſtaub-beſen geben/ und darnach ſolſt du doch hencken. Pick. Wie ich wohl ſehe/ ſo fall ich immer tieffer in qvarck. Bel. Zuſage macht ſchuld. Pick. Endlich/ wann es ja ſeinen fortgang haben ſol- te/ ſo laſt mich doch die moͤhre beſehen/ daß ich kei- nen blinden kauff thu. Bel. Melane komm her/ und praͤſentire dich. Mel. Gar gerne/ wie wills/ mein gold-ſchatz? Pick. Nicht zum beſten/ nun du ſchoͤnes muſter! laß dich nun auch betrachten. Die haare ſind ſo gold- gelb/ wie ein carfunckel vor dem ofenloch/ was ſind denn das vor weiſſe dinger im haren/ ach es wird eine ſonderliche manier von dem Arabiſchen buder ſeyn. Botz tanſend/ es iſt doch/ als wann die liebe ein wenig anfienge. An der ſtirne iſt diß das beſte/ daß ſie nicht geſchminckt iſt/ oder wo ſie ſich bat ſchmin- S 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/295>, abgerufen am 20.05.2024.