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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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5. Doch wer zu lange schlaffen muß/
Der kan auch lange wachen/
Und kan den überfluß
Der späten nacht zum tage machen/
Wenn er die lager-statt/
Nur lang genug gedrücket hat.
6. Darum mein glücke schlaff nur aus/
Und bringe mit den segen
Hernachmals in das haus/
Jetzt will ich dich nicht mehr bewegen/
Die noth kan nicht bestehn/
Sie muß doch auch zu bette gehn.
7. Wo sie mich in der jugend läst
Bey der gewohnheit bleiben/
So werd ich wol den rest
Des alters mehr beglückt vertreiben/
Jnzwischen wird die schuld
Des glückes leichter durch gedult.
XI.
Hanß in allen gassen.
ZWey mädgen auf einmal/ fürwahr das ist zu viel/
Doch weil die liebe mich also bethören will/
Darff ich nicht widerstehen/
Jch seh mein elend an/
Und laß es immer gehen
So gut es gehen kan.
2. Jch weiß nicht welche mir am besten anlaß gibt/
Sie beyde sind polit/ sie beyde sind beliebt/
An ihrer schönen jugend/
An ihrer höfligkeit/
An ihrer liebes-tugend/
Jst gar kein unterscheid.
3. Was eine lieblich macht/ das fehlt der andern nicht/
Da ist ein augen-glantz/ da ist ein angesicht/
Die
5. Doch wer zu lange ſchlaffen muß/
Der kan auch lange wachen/
Und kan den uͤberfluß
Der ſpaͤten nacht zum tage machen/
Wenn er die lager-ſtatt/
Nur lang genug gedruͤcket hat.
6. Darum mein gluͤcke ſchlaff nur aus/
Und bringe mit den ſegen
Hernachmals in das haus/
Jetzt will ich dich nicht mehr bewegen/
Die noth kan nicht beſtehn/
Sie muß doch auch zu bette gehn.
7. Wo ſie mich in der jugend laͤſt
Bey der gewohnheit bleiben/
So werd ich wol den reſt
Des alters mehr begluͤckt vertreiben/
Jnzwiſchen wird die ſchuld
Des gluͤckes leichter durch gedult.
XI.
Hanß in allen gaſſen.
ZWey maͤdgen auf einmal/ fuͤrwahr das iſt zu viel/
Doch weil die liebe mich alſo bethoͤren will/
Darff ich nicht widerſtehen/
Jch ſeh mein elend an/
Und laß es immer gehen
So gut es gehen kan.
2. Jch weiß nicht welche mir am beſten anlaß gibt/
Sie beyde ſind polit/ ſie beyde ſind beliebt/
An ihrer ſchoͤnen jugend/
An ihrer hoͤfligkeit/
An ihrer liebes-tugend/
Jſt gar kein unterſcheid.
3. Was eine lieblich macht/ das fehlt der andern nicht/
Da iſt ein augen-glantz/ da iſt ein angeſicht/
Die
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[0032] 5. Doch wer zu lange ſchlaffen muß/ Der kan auch lange wachen/ Und kan den uͤberfluß Der ſpaͤten nacht zum tage machen/ Wenn er die lager-ſtatt/ Nur lang genug gedruͤcket hat. 6. Darum mein gluͤcke ſchlaff nur aus/ Und bringe mit den ſegen Hernachmals in das haus/ Jetzt will ich dich nicht mehr bewegen/ Die noth kan nicht beſtehn/ Sie muß doch auch zu bette gehn. 7. Wo ſie mich in der jugend laͤſt Bey der gewohnheit bleiben/ So werd ich wol den reſt Des alters mehr begluͤckt vertreiben/ Jnzwiſchen wird die ſchuld Des gluͤckes leichter durch gedult. XI. Hanß in allen gaſſen. ZWey maͤdgen auf einmal/ fuͤrwahr das iſt zu viel/ Doch weil die liebe mich alſo bethoͤren will/ Darff ich nicht widerſtehen/ Jch ſeh mein elend an/ Und laß es immer gehen So gut es gehen kan. 2. Jch weiß nicht welche mir am beſten anlaß gibt/ Sie beyde ſind polit/ ſie beyde ſind beliebt/ An ihrer ſchoͤnen jugend/ An ihrer hoͤfligkeit/ An ihrer liebes-tugend/ Jſt gar kein unterſcheid. 3. Was eine lieblich macht/ das fehlt der andern nicht/ Da iſt ein augen-glantz/ da iſt ein angeſicht/ Die

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/32>, abgerufen am 28.04.2024.