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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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mirs gut ist? -- Er hatte vor seinem Tode
noch zwo für ihn sehr erfreuliche Begeben-
heiten erlebt. Der Kaufmann, der Fro-
mals und Medardus Gelder untet sich hatte
und ihnen von Zeit zu Zeit Provisio-
nen zuschickte, die sie in ihrer kleinen Kolo-
nie nicht besaßen, sendete ihnen solche einst-
mals unter der Aufsicht eines jungen Men-
schen, der sein Faktor war und andre Ma-
terialien, die in der Kolonie erbaut wurden,
mitnehmen sollte. Medardus, ein Freund
vom Gespräche, ließ sich mit ihm ein, er-
zählte ihm, wie gewöhnlich, sein Leben und
ließ sich das seinige erzählen; und aus
deutlichen Beweisen erhellte es sonnenklar,
daß der Fremde des Herrn Medardus --
leiblicher Sohn war, der ihn berichtete,
daß seine Geschwister außer einem alle ver-
blichen, seine übriggebliebne Schwester ver-
heirathet und er hieher geworfen worden
sey. -- Alle gestorben? sprach Medardus.
Siehst Du, mein Sohn? wer weiß, wozu
das gut ist? -- Er sollte mit der Zeit in
die Kolonien aufgenommen werden, allein
ehe es geschah, starb sein Vater und die fol-
genden Unruhen hintertrieben es.

Die

mirs gut iſt? — Er hatte vor ſeinem Tode
noch zwo fuͤr ihn ſehr erfreuliche Begeben-
heiten erlebt. Der Kaufmann, der Fro-
mals und Medardus Gelder untet ſich hatte
und ihnen von Zeit zu Zeit Proviſio-
nen zuſchickte, die ſie in ihrer kleinen Kolo-
nie nicht beſaßen, ſendete ihnen ſolche einſt-
mals unter der Aufſicht eines jungen Men-
ſchen, der ſein Faktor war und andre Ma-
terialien, die in der Kolonie erbaut wurden,
mitnehmen ſollte. Medardus, ein Freund
vom Geſpraͤche, ließ ſich mit ihm ein, er-
zaͤhlte ihm, wie gewoͤhnlich, ſein Leben und
ließ ſich das ſeinige erzaͤhlen; und aus
deutlichen Beweiſen erhellte es ſonnenklar,
daß der Fremde des Herrn Medardus —
leiblicher Sohn war, der ihn berichtete,
daß ſeine Geſchwiſter außer einem alle ver-
blichen, ſeine uͤbriggebliebne Schweſter ver-
heirathet und er hieher geworfen worden
ſey. — Alle geſtorben? ſprach Medardus.
Siehſt Du, mein Sohn? wer weiß, wozu
das gut iſt? — Er ſollte mit der Zeit in
die Kolonien aufgenommen werden, allein
ehe es geſchah, ſtarb ſein Vater und die fol-
genden Unruhen hintertrieben es.

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[308/0314] mirs gut iſt? — Er hatte vor ſeinem Tode noch zwo fuͤr ihn ſehr erfreuliche Begeben- heiten erlebt. Der Kaufmann, der Fro- mals und Medardus Gelder untet ſich hatte und ihnen von Zeit zu Zeit Proviſio- nen zuſchickte, die ſie in ihrer kleinen Kolo- nie nicht beſaßen, ſendete ihnen ſolche einſt- mals unter der Aufſicht eines jungen Men- ſchen, der ſein Faktor war und andre Ma- terialien, die in der Kolonie erbaut wurden, mitnehmen ſollte. Medardus, ein Freund vom Geſpraͤche, ließ ſich mit ihm ein, er- zaͤhlte ihm, wie gewoͤhnlich, ſein Leben und ließ ſich das ſeinige erzaͤhlen; und aus deutlichen Beweiſen erhellte es ſonnenklar, daß der Fremde des Herrn Medardus — leiblicher Sohn war, der ihn berichtete, daß ſeine Geſchwiſter außer einem alle ver- blichen, ſeine uͤbriggebliebne Schweſter ver- heirathet und er hieher geworfen worden ſey. — Alle geſtorben? ſprach Medardus. Siehſt Du, mein Sohn? wer weiß, wozu das gut iſt? — Er ſollte mit der Zeit in die Kolonien aufgenommen werden, allein ehe es geſchah, ſtarb ſein Vater und die fol- genden Unruhen hintertrieben es. Die

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/314>, abgerufen am 29.04.2024.