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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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27.
Ja, leider! blieb mir nichts, seufzt Hüon, als ein leben
Das keine wohlthat ist! -- Das wird sich alles geben,
Erwiedert Scherasmin, und schiebt sein kämmerlein
Ihm hurtig auf, und schließt sich mit ihm ein.
Da, spricht er, nehmet plaz; bringt dann auf einem teller
Das beste was sein kleiner vorrathskeller
Vermag, herbey, oliven, brod und wein,
Und sezt sich neben ihn, und heißt ihn frölich seyn.
28.
Mein bester Herr, daß wir, nach allen streichen
Die uns das Glük gespielt, so unvermuthet hier
Zu Tunis, vor der hüttenthür
Des gärtner Ibrahims uns finden, ist ein zeichen
Daß Oberon ganz unvermerkt und still
Uns alle wiederum zusammenbringen will.
Noch fehlt das Beste; doch, zum pfande für Amanden
Ist wenigstens die Amme schon vorhanden.
29.
Was sagst du? ruft herr Hüon voller freuden.
Demselben Ibrahim, dem ich bedienstet bin,
Dient sie als Sclavin hier, erwiedert Scherasmin.
Wie wird das gute Weib die augen an euch weiden!
Drauf fängt er ihm bericht zu geben an,
Was er, in all der zeit, gelitten und gethan,
Und was ihn, unverrichter sachen,
Bewogen, von Paris sich wieder wegzumachen.
30. Und
Q 5
27.
Ja, leider! blieb mir nichts, ſeufzt Huͤon, als ein leben
Das keine wohlthat iſt! — Das wird ſich alles geben,
Erwiedert Scherasmin, und ſchiebt ſein kaͤmmerlein
Ihm hurtig auf, und ſchließt ſich mit ihm ein.
Da, ſpricht er, nehmet plaz; bringt dann auf einem teller
Das beſte was ſein kleiner vorrathskeller
Vermag, herbey, oliven, brod und wein,
Und ſezt ſich neben ihn, und heißt ihn froͤlich ſeyn.
28.
Mein beſter Herr, daß wir, nach allen ſtreichen
Die uns das Gluͤk geſpielt, ſo unvermuthet hier
Zu Tunis, vor der huͤttenthuͤr
Des gaͤrtner Ibrahims uns finden, iſt ein zeichen
Daß Oberon ganz unvermerkt und ſtill
Uns alle wiederum zuſammenbringen will.
Noch fehlt das Beſte; doch, zum pfande fuͤr Amanden
Iſt wenigſtens die Amme ſchon vorhanden.
29.
Was ſagſt du? ruft herr Huͤon voller freuden.
Demſelben Ibrahim, dem ich bedienſtet bin,
Dient ſie als Sclavin hier, erwiedert Scherasmin.
Wie wird das gute Weib die augen an euch weiden!
Drauf faͤngt er ihm bericht zu geben an,
Was er, in all der zeit, gelitten und gethan,
Und was ihn, unverrichter ſachen,
Bewogen, von Paris ſich wieder wegzumachen.
30. Und
Q 5
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[0255] 27. Ja, leider! blieb mir nichts, ſeufzt Huͤon, als ein leben Das keine wohlthat iſt! — Das wird ſich alles geben, Erwiedert Scherasmin, und ſchiebt ſein kaͤmmerlein Ihm hurtig auf, und ſchließt ſich mit ihm ein. Da, ſpricht er, nehmet plaz; bringt dann auf einem teller Das beſte was ſein kleiner vorrathskeller Vermag, herbey, oliven, brod und wein, Und ſezt ſich neben ihn, und heißt ihn froͤlich ſeyn. 28. Mein beſter Herr, daß wir, nach allen ſtreichen Die uns das Gluͤk geſpielt, ſo unvermuthet hier Zu Tunis, vor der huͤttenthuͤr Des gaͤrtner Ibrahims uns finden, iſt ein zeichen Daß Oberon ganz unvermerkt und ſtill Uns alle wiederum zuſammenbringen will. Noch fehlt das Beſte; doch, zum pfande fuͤr Amanden Iſt wenigſtens die Amme ſchon vorhanden. 29. Was ſagſt du? ruft herr Huͤon voller freuden. Demſelben Ibrahim, dem ich bedienſtet bin, Dient ſie als Sclavin hier, erwiedert Scherasmin. Wie wird das gute Weib die augen an euch weiden! Drauf faͤngt er ihm bericht zu geben an, Was er, in all der zeit, gelitten und gethan, Und was ihn, unverrichter ſachen, Bewogen, von Paris ſich wieder wegzumachen. 30. Und Q 5

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/255>, abgerufen am 14.05.2024.