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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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24.
Sie springen auf. Der Ritter faßt sein schwert
Und fleugt dahin, woher die zettertöne schallen;
Und sieh! ein Sarazen zu pferd,
Von einem Löwen angefallen,
Kämpft aus verzweiflung noch, erschöpft an kraft und mut,
Mit matter faust. Schon taumelt halbzerrissen
Sein roß, und wälzt mit ihm in einem strom von blut
Sich um, und hat vor schmerz die stange durchgebissen.
25.
Grimmschnaubend stürzt der Löw' auf seinen gegner los,
Aus jedem aug schießt eine feuerflamme.
Indem fährt Hüons stal ihm seitwärts in die wamme.
Der thiere Fürst, den solch ein gruß verdroß,
Erwiedert ihn mit einer langen schramme,
Nach der des Ritters blut aus tausend quellchen floß:
Hätt' Angulaffers ring nicht über ihm gewaltet,
Ihn hätt' auf Einen zug der Löw' entzweygespaltet.
26.
Herr Hüon rafft, was er an kraft vermag,
Zusammen (denn sein tod blizt aus des Löwen blicke)
Und stößt sein kurzes schwert mit macht ihm ins genicke.
Vergebens schwingt er noch den schweif zu einem schlag,
Von dem, wofern der Ritter nicht zurücke
Gesprungen wär', er halb zerschmettert lag;
Vergebens dräuet noch die fürchterliche tatze,
Ein streich von Scherasmin erlegt ihn auf dem platze.
27. Der
24.
Sie ſpringen auf. Der Ritter faßt ſein ſchwert
Und fleugt dahin, woher die zettertoͤne ſchallen;
Und ſieh! ein Sarazen zu pferd,
Von einem Loͤwen angefallen,
Kaͤmpft aus verzweiflung noch, erſchoͤpft an kraft und mut,
Mit matter fauſt. Schon taumelt halbzerriſſen
Sein roß, und waͤlzt mit ihm in einem ſtrom von blut
Sich um, und hat vor ſchmerz die ſtange durchgebiſſen.
25.
Grimmſchnaubend ſtuͤrzt der Loͤw' auf ſeinen gegner los,
Aus jedem aug ſchießt eine feuerflamme.
Indem faͤhrt Huͤons ſtal ihm ſeitwaͤrts in die wamme.
Der thiere Fuͤrſt, den ſolch ein gruß verdroß,
Erwiedert ihn mit einer langen ſchramme,
Nach der des Ritters blut aus tauſend quellchen floß:
Haͤtt' Angulaffers ring nicht uͤber ihm gewaltet,
Ihn haͤtt' auf Einen zug der Loͤw' entzweygeſpaltet.
26.
Herr Huͤon rafft, was er an kraft vermag,
Zuſammen (denn ſein tod blizt aus des Loͤwen blicke)
Und ſtoͤßt ſein kurzes ſchwert mit macht ihm ins genicke.
Vergebens ſchwingt er noch den ſchweif zu einem ſchlag,
Von dem, wofern der Ritter nicht zuruͤcke
Geſprungen waͤr', er halb zerſchmettert lag;
Vergebens draͤuet noch die fuͤrchterliche tatze,
Ein ſtreich von Scherasmin erlegt ihn auf dem platze.
27. Der
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[0084] 24. Sie ſpringen auf. Der Ritter faßt ſein ſchwert Und fleugt dahin, woher die zettertoͤne ſchallen; Und ſieh! ein Sarazen zu pferd, Von einem Loͤwen angefallen, Kaͤmpft aus verzweiflung noch, erſchoͤpft an kraft und mut, Mit matter fauſt. Schon taumelt halbzerriſſen Sein roß, und waͤlzt mit ihm in einem ſtrom von blut Sich um, und hat vor ſchmerz die ſtange durchgebiſſen. 25. Grimmſchnaubend ſtuͤrzt der Loͤw' auf ſeinen gegner los, Aus jedem aug ſchießt eine feuerflamme. Indem faͤhrt Huͤons ſtal ihm ſeitwaͤrts in die wamme. Der thiere Fuͤrſt, den ſolch ein gruß verdroß, Erwiedert ihn mit einer langen ſchramme, Nach der des Ritters blut aus tauſend quellchen floß: Haͤtt' Angulaffers ring nicht uͤber ihm gewaltet, Ihn haͤtt' auf Einen zug der Loͤw' entzweygeſpaltet. 26. Herr Huͤon rafft, was er an kraft vermag, Zuſammen (denn ſein tod blizt aus des Loͤwen blicke) Und ſtoͤßt ſein kurzes ſchwert mit macht ihm ins genicke. Vergebens ſchwingt er noch den ſchweif zu einem ſchlag, Von dem, wofern der Ritter nicht zuruͤcke Geſprungen waͤr', er halb zerſchmettert lag; Vergebens draͤuet noch die fuͤrchterliche tatze, Ein ſtreich von Scherasmin erlegt ihn auf dem platze. 27. Der

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/84>, abgerufen am 28.04.2024.