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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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6. Kap. Von der Conception.
ze System der Gefäße und mithin den ganzen Kör-
per durchlaufen, ehe sie an denjenigen Ort hinkom-
men, wo die Nutrition geschehen soll. Wir wis-
sen aber auch die Ursache sehr wohl, warum dieses
geschiehet, und warum es geschehen muß; die
Nutrimente leiden, indem sie durch die alten Thei-
le des Körpers, und durch alle Gefäße desselben,
durchgehen, in einem jeden Theil, an einem jeden
Orte, wo sie hinkommen, eine besondere Verän-
derung, und werden also auf diese Art, ehe sie
an dem bestimmten Ort, wo die Nutrition gesche-
hen soll, hingelangen, so sehr verändert, daß sie
sich kaum noch ähnlich sind; und eben hierdurch
werden sie erstlich geschickt gemacht, daß sie die
jungen Theile nutriren können, und daß diese hin-
wiederum einen Theil von Jhnen in sich behal-
ten, einen andern Theil zur Formation neuer Thei-
le aus sich heraustreiben und absondern können.
Sie errathen nunmehro, welches die Eigenschaft
sey, die wir unserm Nutriment noch besonders zu-
schreiben müssen; da dieses nicht erst, wie die ge-
wöhnlichen Nutrimente, nöthig hat, durch den
ganzen Körper, dessen Theile durch dasselbe nutrirt
werden sollen, durchgeführt zu werden, sondern
dern unmittelbar von außen an diese Theile heran-
gebracht wird, und dennoch dieselben Dienste ver-
richtet, die jene, wenn sie schon alle Gefäße durch-
gegangen wären, alsdann erst würden zu leisten
im Stande gewesen seyn. Es muß nemlich dieses
nothwendig ein Nutriment seyn, welches denjeni-
gen Grad der Vollkommenheit in Ansehung des

Ver-
Q 4

6. Kap. Von der Conception.
ze Syſtem der Gefaͤße und mithin den ganzen Koͤr-
per durchlaufen, ehe ſie an denjenigen Ort hinkom-
men, wo die Nutrition geſchehen ſoll. Wir wiſ-
ſen aber auch die Urſache ſehr wohl, warum dieſes
geſchiehet, und warum es geſchehen muß; die
Nutrimente leiden, indem ſie durch die alten Thei-
le des Koͤrpers, und durch alle Gefaͤße deſſelben,
durchgehen, in einem jeden Theil, an einem jeden
Orte, wo ſie hinkommen, eine beſondere Veraͤn-
derung, und werden alſo auf dieſe Art, ehe ſie
an dem beſtimmten Ort, wo die Nutrition geſche-
hen ſoll, hingelangen, ſo ſehr veraͤndert, daß ſie
ſich kaum noch aͤhnlich ſind; und eben hierdurch
werden ſie erſtlich geſchickt gemacht, daß ſie die
jungen Theile nutriren koͤnnen, und daß dieſe hin-
wiederum einen Theil von Jhnen in ſich behal-
ten, einen andern Theil zur Formation neuer Thei-
le aus ſich heraustreiben und abſondern koͤnnen.
Sie errathen nunmehro, welches die Eigenſchaft
ſey, die wir unſerm Nutriment noch beſonders zu-
ſchreiben muͤſſen; da dieſes nicht erſt, wie die ge-
woͤhnlichen Nutrimente, noͤthig hat, durch den
ganzen Koͤrper, deſſen Theile durch daſſelbe nutrirt
werden ſollen, durchgefuͤhrt zu werden, ſondern
dern unmittelbar von außen an dieſe Theile heran-
gebracht wird, und dennoch dieſelben Dienſte ver-
richtet, die jene, wenn ſie ſchon alle Gefaͤße durch-
gegangen waͤren, alsdann erſt wuͤrden zu leiſten
im Stande geweſen ſeyn. Es muß nemlich dieſes
nothwendig ein Nutriment ſeyn, welches denjeni-
gen Grad der Vollkommenheit in Anſehung des

Ver-
Q 4
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[247/0269] 6. Kap. Von der Conception. ze Syſtem der Gefaͤße und mithin den ganzen Koͤr- per durchlaufen, ehe ſie an denjenigen Ort hinkom- men, wo die Nutrition geſchehen ſoll. Wir wiſ- ſen aber auch die Urſache ſehr wohl, warum dieſes geſchiehet, und warum es geſchehen muß; die Nutrimente leiden, indem ſie durch die alten Thei- le des Koͤrpers, und durch alle Gefaͤße deſſelben, durchgehen, in einem jeden Theil, an einem jeden Orte, wo ſie hinkommen, eine beſondere Veraͤn- derung, und werden alſo auf dieſe Art, ehe ſie an dem beſtimmten Ort, wo die Nutrition geſche- hen ſoll, hingelangen, ſo ſehr veraͤndert, daß ſie ſich kaum noch aͤhnlich ſind; und eben hierdurch werden ſie erſtlich geſchickt gemacht, daß ſie die jungen Theile nutriren koͤnnen, und daß dieſe hin- wiederum einen Theil von Jhnen in ſich behal- ten, einen andern Theil zur Formation neuer Thei- le aus ſich heraustreiben und abſondern koͤnnen. Sie errathen nunmehro, welches die Eigenſchaft ſey, die wir unſerm Nutriment noch beſonders zu- ſchreiben muͤſſen; da dieſes nicht erſt, wie die ge- woͤhnlichen Nutrimente, noͤthig hat, durch den ganzen Koͤrper, deſſen Theile durch daſſelbe nutrirt werden ſollen, durchgefuͤhrt zu werden, ſondern dern unmittelbar von außen an dieſe Theile heran- gebracht wird, und dennoch dieſelben Dienſte ver- richtet, die jene, wenn ſie ſchon alle Gefaͤße durch- gegangen waͤren, alsdann erſt wuͤrden zu leiſten im Stande geweſen ſeyn. Es muß nemlich dieſes nothwendig ein Nutriment ſeyn, welches denjeni- gen Grad der Vollkommenheit in Anſehung des Ver- Q 4

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/269>, abgerufen am 29.03.2024.