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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Neunte Capitel.
Fulgosus (*) von einer Französischen Grä-
vin/ Ida Nahmens/ dieses: Als ihre drey
junge Herrn als Kinder/ bey der Mutter
spielten/ und unter ihren Rock sich verkro-
chen; ihr Herr Vatter Eustachius ohnge-
fähr darzu kommen/ und gefragt hätte was
sie unter ihrer Kleidung trüge? hätte sie
mit lachen geantwortet: drey grosse Herrn;
einen Fürsten/ einen König/ und einen
Grafen. Unbedachtes Muhts hatte sie es
geredt/ und doch ist der Außgang also er-
folgt; weiln der Aeltiste Godofredus Bo-
lionius,
seinem Vettern Godofredo, im
Herzogtum Lothringen succedirt. Baldui-
nus
König zu Jerusalem worden: Eusta-
chius
der Jüngste/ die Gravschaft Bono-
ni
en oder Boulogne erlanget. Wann das
nicht ein Anzeig ist eines blinden unbeson-
nenen Glücksfalls/ so ist nichts mehr mit
dem Glück. Was ist es aber anders/ als
daß es ebenso ungefehr errahten worden ist?

Es hat zwar/ die Wahrheit zu sagen/ ei-
nen grossen Schein. Aber doch so man das
Exempel Caiphae betrachtet/ da er unwis-

send
(*) Baptista Fulgosus de dictis factis
memorabilibus Lib. I. C. III.

Das Neunte Capitel.
Fulgoſus (*) von einer Franzoͤſiſchen Graͤ-
vin/ Ida Nahmens/ dieſes: Als ihre drey
junge Herꝛn als Kinder/ bey der Mutter
ſpielten/ und unter ihren Rock ſich verkro-
chen; ihr Herꝛ Vatter Euſtachius ohnge-
faͤhr darzu kommen/ und gefragt haͤtte was
ſie unter ihrer Kleidung truͤge? haͤtte ſie
mit lachen geantwortet: drey groſſe Herꝛn;
einen Fuͤrſten/ einen Koͤnig/ und einen
Grafen. Unbedachtes Muhts hatte ſie es
geredt/ und doch iſt der Außgang alſo er-
folgt; weiln der Aeltiſte Godofredus Bo-
lionius,
ſeinem Vettern Godofredo, im
Herzogtum Lothringen ſuccedirt. Baldui-
nus
Koͤnig zu Jeruſalem worden: Euſta-
chius
der Juͤngſte/ die Gravſchaft Bono-
ni
en oder Boulogne erlanget. Wann das
nicht ein Anzeig iſt eines blinden unbeſon-
nenen Gluͤcksfalls/ ſo iſt nichts mehr mit
dem Gluͤck. Was iſt es aber anders/ als
daß es ebenſo ungefehr erꝛahten worden iſt?

Es hat zwar/ die Wahrheit zu ſagen/ ei-
nen groſſen Schein. Aber doch ſo man das
Exempel Caiphæ betrachtet/ da er unwiſ-

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[290/0364] Das Neunte Capitel. Fulgoſus (*) von einer Franzoͤſiſchen Graͤ- vin/ Ida Nahmens/ dieſes: Als ihre drey junge Herꝛn als Kinder/ bey der Mutter ſpielten/ und unter ihren Rock ſich verkro- chen; ihr Herꝛ Vatter Euſtachius ohnge- faͤhr darzu kommen/ und gefragt haͤtte was ſie unter ihrer Kleidung truͤge? haͤtte ſie mit lachen geantwortet: drey groſſe Herꝛn; einen Fuͤrſten/ einen Koͤnig/ und einen Grafen. Unbedachtes Muhts hatte ſie es geredt/ und doch iſt der Außgang alſo er- folgt; weiln der Aeltiſte Godofredus Bo- lionius, ſeinem Vettern Godofredo, im Herzogtum Lothringen ſuccedirt. Baldui- nus Koͤnig zu Jeruſalem worden: Euſta- chius der Juͤngſte/ die Gravſchaft Bono- nien oder Boulogne erlanget. Wann das nicht ein Anzeig iſt eines blinden unbeſon- nenen Gluͤcksfalls/ ſo iſt nichts mehr mit dem Gluͤck. Was iſt es aber anders/ als daß es ebenſo ungefehr erꝛahten worden iſt? Es hat zwar/ die Wahrheit zu ſagen/ ei- nen groſſen Schein. Aber doch ſo man das Exempel Caiphæ betrachtet/ da er unwiſ- ſend (*) Baptiſta Fulgoſus de dictis factisꝙ́ memorabilibus Lib. I. C. III.

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/364>, abgerufen am 28.04.2024.