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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XCII. Frag.


Die XCII. Frag/
Ob man bißweilen etwas Böses
thun dörffe/ auff daß etwas Guts

darauß erfolge?

HJerauff wird mit Unterschied geant-
wortet. Dann theils sachen scheinen schänd-
lich/ schädlich und beschwerlich zu seyn/ mit
denen es aber anders beschaffen: Theils seyn zwar
böß/ aber wann man sie mit andern vergleichet/ gut:
und dann seyn Theils recht böß/ die man keines wegs
thun oder begehen solle/ wann gleich etwas guts dar-
auß erfolgen könte; als zum Exempel/ wann einer
durch den verbottenen Beyschlaff von einer Kranck-
heit erlediget werden könte. Dann solches verbeut
nicht allein der Apostel/ zun Römern am 3. v. 8.
sondern es will auch die Vernunfft selbsten/ daß
man zu einem guten und ehrlichen Ende/ durch ehr-
liche und erlaubte/ nicht durch schändliche/ und
unerlaubte Mittel gelange: und wann man darüber
gleich grosse Leibes-Schmertzen/ ja die Folter/ und
Marter selbsten außstehen müste Der obern ersten
aber haben wir Beyspiel an Ulysse und Solone/
welche beyde sich gestellt/ als ob sie nicht bey ihrem
Verstande wären: und an Zopyro/ welcher sein
Angesicht schändlich verstellt/ damit er dem König
Dario die Stadt Babylon verrahten möchte.

Sihe
Die XCII. Frag.


Die XCII. Frag/
Ob man bißweilen etwas Boͤſes
thun doͤrffe/ auff daß etwas Guts

darauß erfolge?

HJerauff wird mit Unterſchied geant-
wortet. Dañ theils ſachen ſcheinen ſchaͤnd-
lich/ ſchaͤdlich und beſchwerlich zu ſeyn/ mit
denen es aber anders beſchaffen: Theils ſeyn zwar
boͤß/ aber wann man ſie mit andern vergleichet/ gut:
und dann ſeyn Theils recht boͤß/ die man keines wegs
thun oder begehen ſolle/ wann gleich etwas guts dar-
auß erfolgen koͤnte; als zum Exempel/ wann einer
durch den verbottenen Beyſchlaff von einer Kranck-
heit erlediget werden koͤnte. Dann ſolches verbeut
nicht allein der Apoſtel/ zun Roͤmern am 3. v. 8.
ſondern es will auch die Vernunfft ſelbſten/ daß
man zu einem guten und ehrlichen Ende/ durch ehr-
liche und erlaubte/ nicht durch ſchaͤndliche/ und
unerlaubte Mittel gelange: und wann man daruͤber
gleich groſſe Leibes-Schmertzen/ ja die Folter/ und
Marter ſelbſten außſtehen muͤſte Der obern erſten
aber haben wir Beyſpiel an Ulyſſe und Solone/
welche beyde ſich geſtellt/ als ob ſie nicht bey ihrem
Verſtande waͤren: und an Zopyro/ welcher ſein
Angeſicht ſchaͤndlich verſtellt/ damit er dem Koͤnig
Dario die Stadt Babylon verrahten moͤchte.

Sihe
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[340/0356] Die XCII. Frag. Die XCII. Frag/ Ob man bißweilen etwas Boͤſes thun doͤrffe/ auff daß etwas Guts darauß erfolge? HJerauff wird mit Unterſchied geant- wortet. Dañ theils ſachen ſcheinen ſchaͤnd- lich/ ſchaͤdlich und beſchwerlich zu ſeyn/ mit denen es aber anders beſchaffen: Theils ſeyn zwar boͤß/ aber wann man ſie mit andern vergleichet/ gut: und dann ſeyn Theils recht boͤß/ die man keines wegs thun oder begehen ſolle/ wann gleich etwas guts dar- auß erfolgen koͤnte; als zum Exempel/ wann einer durch den verbottenen Beyſchlaff von einer Kranck- heit erlediget werden koͤnte. Dann ſolches verbeut nicht allein der Apoſtel/ zun Roͤmern am 3. v. 8. ſondern es will auch die Vernunfft ſelbſten/ daß man zu einem guten und ehrlichen Ende/ durch ehr- liche und erlaubte/ nicht durch ſchaͤndliche/ und unerlaubte Mittel gelange: und wann man daruͤber gleich groſſe Leibes-Schmertzen/ ja die Folter/ und Marter ſelbſten außſtehen muͤſte Der obern erſten aber haben wir Beyſpiel an Ulyſſe und Solone/ welche beyde ſich geſtellt/ als ob ſie nicht bey ihrem Verſtande waͤren: und an Zopyro/ welcher ſein Angeſicht ſchaͤndlich verſtellt/ damit er dem Koͤnig Dario die Stadt Babylon verrahten moͤchte. Sihe

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/356>, abgerufen am 24.04.2024.