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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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derer statt alles Anderen in Anspruch. Sie riefen,
sie pochten, sie rüttelten, aber im Innern des
vereinsamten Schlosses antwortete Niemand, Nie-
mand kam von innen an die Thüre, sondern es
schnarchte da drinnen nur taub und gefühllos wei-
ter. Zuletzt mußten sie sich wie die übrigen an
der Thüre Gewesenen auch von der Nothwendigkeit
des Wartens überzeugen. Zufällig hatten sie ein-
ander von dem Zwecke ihrer Wanderung nichts
mitgetheilt, sie gingen auch jetzt ohne nähere Er-
klärung nach verschiedenen Seiten ab. Semilasso
schlug, da der Ehinger mit ihm wieder die Schloß-
straße hinunterwandern wollte, einen Nebenweg
in das Gebüsch ein, um nur von diesem Plebejer
sich loszumachen. Er brauchte dabei einen wahr-
scheinlichen Vorwand; die Geschichte hat ihn aber
vergessen oder Scheu getragen, ihn aufzuzeichnen.
Der Ehinger stellte sich dagegen unten am Fuße
des Hügels zu dem türkischen Fahrzeuge und suchte
sich die Zeit, so gut es gehen wollte, mit den
Affen und Papageien zu vertreiben. Auch mit
dem jungen Neger sprach er. Dieser redete ge-
brochen deutsch und antwortete auf die Frage, wo
sein Herr die Bude stehen habe? nachdem er ihren

derer ſtatt alles Anderen in Anſpruch. Sie riefen,
ſie pochten, ſie rüttelten, aber im Innern des
vereinſamten Schloſſes antwortete Niemand, Nie-
mand kam von innen an die Thüre, ſondern es
ſchnarchte da drinnen nur taub und gefühllos wei-
ter. Zuletzt mußten ſie ſich wie die übrigen an
der Thüre Geweſenen auch von der Nothwendigkeit
des Wartens überzeugen. Zufällig hatten ſie ein-
ander von dem Zwecke ihrer Wanderung nichts
mitgetheilt, ſie gingen auch jetzt ohne nähere Er-
klärung nach verſchiedenen Seiten ab. Semilaſſo
ſchlug, da der Ehinger mit ihm wieder die Schloß-
ſtraße hinunterwandern wollte, einen Nebenweg
in das Gebüſch ein, um nur von dieſem Plebejer
ſich loszumachen. Er brauchte dabei einen wahr-
ſcheinlichen Vorwand; die Geſchichte hat ihn aber
vergeſſen oder Scheu getragen, ihn aufzuzeichnen.
Der Ehinger ſtellte ſich dagegen unten am Fuße
des Hügels zu dem türkiſchen Fahrzeuge und ſuchte
ſich die Zeit, ſo gut es gehen wollte, mit den
Affen und Papageien zu vertreiben. Auch mit
dem jungen Neger ſprach er. Dieſer redete ge-
brochen deutſch und antwortete auf die Frage, wo
ſein Herr die Bude ſtehen habe? nachdem er ihren

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[258/0272] derer ſtatt alles Anderen in Anſpruch. Sie riefen, ſie pochten, ſie rüttelten, aber im Innern des vereinſamten Schloſſes antwortete Niemand, Nie- mand kam von innen an die Thüre, ſondern es ſchnarchte da drinnen nur taub und gefühllos wei- ter. Zuletzt mußten ſie ſich wie die übrigen an der Thüre Geweſenen auch von der Nothwendigkeit des Wartens überzeugen. Zufällig hatten ſie ein- ander von dem Zwecke ihrer Wanderung nichts mitgetheilt, ſie gingen auch jetzt ohne nähere Er- klärung nach verſchiedenen Seiten ab. Semilaſſo ſchlug, da der Ehinger mit ihm wieder die Schloß- ſtraße hinunterwandern wollte, einen Nebenweg in das Gebüſch ein, um nur von dieſem Plebejer ſich loszumachen. Er brauchte dabei einen wahr- ſcheinlichen Vorwand; die Geſchichte hat ihn aber vergeſſen oder Scheu getragen, ihn aufzuzeichnen. Der Ehinger ſtellte ſich dagegen unten am Fuße des Hügels zu dem türkiſchen Fahrzeuge und ſuchte ſich die Zeit, ſo gut es gehen wollte, mit den Affen und Papageien zu vertreiben. Auch mit dem jungen Neger ſprach er. Dieſer redete ge- brochen deutſch und antwortete auf die Frage, wo ſein Herr die Bude ſtehen habe? nachdem er ihren

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/272>, abgerufen am 26.04.2024.