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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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das nicht vom Teufel leiden wollte. Man frage
nur den theuern Gottesmann Lavater!

Sechs und dreyßigstes Kapitel.

Laukhard in der Conciergerie



Ich hatte seit meinem Abschiede aus dem Hospi-
tal gut und vergnügt gelebt, und dachte die Zeit
abzuwarten, wo ich wieder zurück nach Deutschland
kehren könnte: denn zu einer Flucht aus Frankreich
nach der Weise so mancher Deserteurs und Gefang-
nen, wollte ich mich nicht mehr entschließen. Ich
hatte mein hinlängliches Auskommen, gute Ge-
sellschaft, angenehme Spaziergänge u. s. w. und
war gesund, bis auf meine geschwollnen Füße, und
die Wunde auf der Brust.

Um die Aerntezeit fiel mir dennoch ein, an den
Repräsentant Dentzel nach Paris zu schreiben:
denn dieser hatte mir doch in Landau versprochen,
für mich zu sorgen. Ich führte meinen Einfall aus,
und schrieb ihm einen weitläufigen Brief, worin
ich ihm meine Schicksale meldete, und ihn ersuch-
te, mir einen Paß nach Paris auszuwirken: ohne
spezielle Erlaubniß durfte man nämlich nicht dahin
kommen, und ich hatte doch große Lust, mich in

das nicht vom Teufel leiden wollte. Man frage
nur den theuern Gottesmann Lavater!

Sechs und dreyßigſtes Kapitel.

Laukhard in der Conciergerie



Ich hatte ſeit meinem Abſchiede aus dem Hoſpi-
tal gut und vergnuͤgt gelebt, und dachte die Zeit
abzuwarten, wo ich wieder zuruͤck nach Deutſchland
kehren koͤnnte: denn zu einer Flucht aus Frankreich
nach der Weiſe ſo mancher Deſerteurs und Gefang-
nen, wollte ich mich nicht mehr entſchließen. Ich
hatte mein hinlaͤngliches Auskommen, gute Ge-
ſellſchaft, angenehme Spaziergaͤnge u. ſ. w. und
war geſund, bis auf meine geſchwollnen Fuͤße, und
die Wunde auf der Bruſt.

Um die Aerntezeit fiel mir dennoch ein, an den
Repraͤſentant Dentzel nach Paris zu ſchreiben:
denn dieſer hatte mir doch in Landau verſprochen,
fuͤr mich zu ſorgen. Ich fuͤhrte meinen Einfall aus,
und ſchrieb ihm einen weitlaͤufigen Brief, worin
ich ihm meine Schickſale meldete, und ihn erſuch-
te, mir einen Paß nach Paris auszuwirken: ohne
ſpezielle Erlaubniß durfte man naͤmlich nicht dahin
kommen, und ich hatte doch große Luſt, mich in

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[504/0508] das nicht vom Teufel leiden wollte. Man frage nur den theuern Gottesmann Lavater! Sechs und dreyßigſtes Kapitel. Laukhard in der Conciergerie Ich hatte ſeit meinem Abſchiede aus dem Hoſpi- tal gut und vergnuͤgt gelebt, und dachte die Zeit abzuwarten, wo ich wieder zuruͤck nach Deutſchland kehren koͤnnte: denn zu einer Flucht aus Frankreich nach der Weiſe ſo mancher Deſerteurs und Gefang- nen, wollte ich mich nicht mehr entſchließen. Ich hatte mein hinlaͤngliches Auskommen, gute Ge- ſellſchaft, angenehme Spaziergaͤnge u. ſ. w. und war geſund, bis auf meine geſchwollnen Fuͤße, und die Wunde auf der Bruſt. Um die Aerntezeit fiel mir dennoch ein, an den Repraͤſentant Dentzel nach Paris zu ſchreiben: denn dieſer hatte mir doch in Landau verſprochen, fuͤr mich zu ſorgen. Ich fuͤhrte meinen Einfall aus, und ſchrieb ihm einen weitlaͤufigen Brief, worin ich ihm meine Schickſale meldete, und ihn erſuch- te, mir einen Paß nach Paris auszuwirken: ohne ſpezielle Erlaubniß durfte man naͤmlich nicht dahin kommen, und ich hatte doch große Luſt, mich in

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/508>, abgerufen am 30.04.2024.