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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Camtous- bis zum Sonntagsflusse.
bereiteten nicht sehr weit von der Hütte unsre Lagerplätze,
und konnten die ganze Nacht vor dem Geheul der Wölfe
und dem Brüllen der Löwen nicht schlafen.

Am folgenden Morgen, den 16. December, setz-
ten wir unsre Reise zu dem großen Sonntagsflusse (Groo-
te Sondags-Rivier
) fort. Die Ufer dieses Flusses sind
sehr steil. Das Land umher ist dürr und mager.

Vierter Abschnitt.
Rückreise vom Sonntagsflusse nach der
Capstadt
.

Unsre große Begleitung von Hottentotten hatte uns nun-
mehr größtentheils verlassen, da sie unterweges Wild-
pret genug, um sich nach Herzenslust gütlich zu thun,
bekommen hatten, und wir mehr und mehr einem
Lande uns näherten, wo wir bald nichts als eine voll-
kommne Wüsteney haben würden, wo kein Wild zu hof-
fen war, und wo zugleich der größte Mangel an Wasser
uns bevorstand. Wir waren daher jetzt so gut als einsam.
Dazu kam, daß die Ochsen meines Reisegenossen, des
Engländers, bereits größtentheils von der Klauenkrank-
heit befallen waren, so daß mehrere von ihnen stark hink-
ten, und einige fast gar nicht mehr vorgespannt werden
konnten. Aus diesen Ursachen mußten wir uns mit un-
sern Fuhrleuten berathschlagen, und das Resultat unsrer
gemeinschaftlichen Ueberlegung war der Entschluß, so äu-
ßerst ungern und gezwungen wir es auch thaten, hier das
Ende unsrer Reise seyn zu lassen, und wieder umzukehren,
woher wir gekommen waren. Wir sahen nur zu deutlich
ein, daß wir nicht im Stande seyn würden, mit abgemat-

Thunbergs Reise. 1. Bandes 2. Theil. F

Reiſe v. Camtous- bis zum Sonntagsfluſſe.
bereiteten nicht ſehr weit von der Huͤtte unſre Lagerplaͤtze,
und konnten die ganze Nacht vor dem Geheul der Woͤlfe
und dem Bruͤllen der Loͤwen nicht ſchlafen.

Am folgenden Morgen, den 16. December, ſetz-
ten wir unſre Reiſe zu dem großen Sonntagsfluſſe (Groo-
te Sondags-Rivier
) fort. Die Ufer dieſes Fluſſes ſind
ſehr ſteil. Das Land umher iſt duͤrr und mager.

Vierter Abſchnitt.
Ruͤckreiſe vom Sonntagsfluſſe nach der
Capſtadt
.

Unſre große Begleitung von Hottentotten hatte uns nun-
mehr groͤßtentheils verlaſſen, da ſie unterweges Wild-
pret genug, um ſich nach Herzensluſt guͤtlich zu thun,
bekommen hatten, und wir mehr und mehr einem
Lande uns naͤherten, wo wir bald nichts als eine voll-
kommne Wuͤſteney haben wuͤrden, wo kein Wild zu hof-
fen war, und wo zugleich der groͤßte Mangel an Waſſer
uns bevorſtand. Wir waren daher jetzt ſo gut als einſam.
Dazu kam, daß die Ochſen meines Reiſegenoſſen, des
Englaͤnders, bereits groͤßtentheils von der Klauenkrank-
heit befallen waren, ſo daß mehrere von ihnen ſtark hink-
ten, und einige faſt gar nicht mehr vorgeſpannt werden
konnten. Aus dieſen Urſachen mußten wir uns mit un-
ſern Fuhrleuten berathſchlagen, und das Reſultat unſrer
gemeinſchaftlichen Ueberlegung war der Entſchluß, ſo aͤu-
ßerſt ungern und gezwungen wir es auch thaten, hier das
Ende unſrer Reiſe ſeyn zu laſſen, und wieder umzukehren,
woher wir gekommen waren. Wir ſahen nur zu deutlich
ein, daß wir nicht im Stande ſeyn wuͤrden, mit abgemat-

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[81/0419] Reiſe v. Camtous- bis zum Sonntagsfluſſe. bereiteten nicht ſehr weit von der Huͤtte unſre Lagerplaͤtze, und konnten die ganze Nacht vor dem Geheul der Woͤlfe und dem Bruͤllen der Loͤwen nicht ſchlafen. Am folgenden Morgen, den 16. December, ſetz- ten wir unſre Reiſe zu dem großen Sonntagsfluſſe (Groo- te Sondags-Rivier) fort. Die Ufer dieſes Fluſſes ſind ſehr ſteil. Das Land umher iſt duͤrr und mager. Vierter Abſchnitt. Ruͤckreiſe vom Sonntagsfluſſe nach der Capſtadt. Unſre große Begleitung von Hottentotten hatte uns nun- mehr groͤßtentheils verlaſſen, da ſie unterweges Wild- pret genug, um ſich nach Herzensluſt guͤtlich zu thun, bekommen hatten, und wir mehr und mehr einem Lande uns naͤherten, wo wir bald nichts als eine voll- kommne Wuͤſteney haben wuͤrden, wo kein Wild zu hof- fen war, und wo zugleich der groͤßte Mangel an Waſſer uns bevorſtand. Wir waren daher jetzt ſo gut als einſam. Dazu kam, daß die Ochſen meines Reiſegenoſſen, des Englaͤnders, bereits groͤßtentheils von der Klauenkrank- heit befallen waren, ſo daß mehrere von ihnen ſtark hink- ten, und einige faſt gar nicht mehr vorgeſpannt werden konnten. Aus dieſen Urſachen mußten wir uns mit un- ſern Fuhrleuten berathſchlagen, und das Reſultat unſrer gemeinſchaftlichen Ueberlegung war der Entſchluß, ſo aͤu- ßerſt ungern und gezwungen wir es auch thaten, hier das Ende unſrer Reiſe ſeyn zu laſſen, und wieder umzukehren, woher wir gekommen waren. Wir ſahen nur zu deutlich ein, daß wir nicht im Stande ſeyn wuͤrden, mit abgemat- Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. F

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/419>, abgerufen am 30.04.2024.