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Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dessenwillen sich schon ein nachträglicher Ausputzer hinnehmen ließ. In eine Ecke des Gastzimmers sich zurückziehend, nahm der Schreiber demnach des Küsters feierliche Anweisung entgegen und versprach, so lange Herr Habermus nicken würde, immer den Uebrigen um einen Thaler vorauf zu sein.

Als der Mahagonihammer dann von Neuem zur Aufnahme des Meistbietens zusammenrief, mischte sich des Schreibers schnarrende Stimme unter die der anderen Käufer, Anfangs zu deren großem Verdruß, nach und nach als gleichberechtigt angesehen und nur allemal mit einem Witze aufgenommen, da der Schreiber ungleich den anderen nur thalerweise aufstieg. Unglücklicherweise stand aber vor dem fern im Gedränge steckenden Küster ein Stuhlgast auf, so daß der zeichentelegraphische Zusammenhang zwischen Küster und Schreiber unterbrochen wurde, und trotz allem Halsrecken des Letzteren und allem Zehenspitzen des Ersteren nicht wieder hergestellt werden konnte.

Statt des Küsters trat ein anderer Käufer in der Person des Auctionars auf, und zwar sofort mit einem runden Zuschlag von hundert Thalern, welcher den übrigen Kauflustigen den Muth zum Höherbieten benahm und nach dreimaligem Rufen: "Niemand mehr?" das schließliche "Glück damit!" zur Folge hatte.

Neben dem betroffen und sprachlos dastehenden Küster sagte ein Hedeper Zimmergeselle: Für den Meister

dessenwillen sich schon ein nachträglicher Ausputzer hinnehmen ließ. In eine Ecke des Gastzimmers sich zurückziehend, nahm der Schreiber demnach des Küsters feierliche Anweisung entgegen und versprach, so lange Herr Habermus nicken würde, immer den Uebrigen um einen Thaler vorauf zu sein.

Als der Mahagonihammer dann von Neuem zur Aufnahme des Meistbietens zusammenrief, mischte sich des Schreibers schnarrende Stimme unter die der anderen Käufer, Anfangs zu deren großem Verdruß, nach und nach als gleichberechtigt angesehen und nur allemal mit einem Witze aufgenommen, da der Schreiber ungleich den anderen nur thalerweise aufstieg. Unglücklicherweise stand aber vor dem fern im Gedränge steckenden Küster ein Stuhlgast auf, so daß der zeichentelegraphische Zusammenhang zwischen Küster und Schreiber unterbrochen wurde, und trotz allem Halsrecken des Letzteren und allem Zehenspitzen des Ersteren nicht wieder hergestellt werden konnte.

Statt des Küsters trat ein anderer Käufer in der Person des Auctionars auf, und zwar sofort mit einem runden Zuschlag von hundert Thalern, welcher den übrigen Kauflustigen den Muth zum Höherbieten benahm und nach dreimaligem Rufen: „Niemand mehr?“ das schließliche „Glück damit!“ zur Folge hatte.

Neben dem betroffen und sprachlos dastehenden Küster sagte ein Hedeper Zimmergeselle: Für den Meister

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[0076] dessenwillen sich schon ein nachträglicher Ausputzer hinnehmen ließ. In eine Ecke des Gastzimmers sich zurückziehend, nahm der Schreiber demnach des Küsters feierliche Anweisung entgegen und versprach, so lange Herr Habermus nicken würde, immer den Uebrigen um einen Thaler vorauf zu sein. Als der Mahagonihammer dann von Neuem zur Aufnahme des Meistbietens zusammenrief, mischte sich des Schreibers schnarrende Stimme unter die der anderen Käufer, Anfangs zu deren großem Verdruß, nach und nach als gleichberechtigt angesehen und nur allemal mit einem Witze aufgenommen, da der Schreiber ungleich den anderen nur thalerweise aufstieg. Unglücklicherweise stand aber vor dem fern im Gedränge steckenden Küster ein Stuhlgast auf, so daß der zeichentelegraphische Zusammenhang zwischen Küster und Schreiber unterbrochen wurde, und trotz allem Halsrecken des Letzteren und allem Zehenspitzen des Ersteren nicht wieder hergestellt werden konnte. Statt des Küsters trat ein anderer Käufer in der Person des Auctionars auf, und zwar sofort mit einem runden Zuschlag von hundert Thalern, welcher den übrigen Kauflustigen den Muth zum Höherbieten benahm und nach dreimaligem Rufen: „Niemand mehr?“ das schließliche „Glück damit!“ zur Folge hatte. Neben dem betroffen und sprachlos dastehenden Küster sagte ein Hedeper Zimmergeselle: Für den Meister

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:58:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:58:19Z)

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Zitationshilfe: Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/76>, abgerufen am 30.04.2024.