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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geschehn/
Wann sie GOtt werden schaun im Tag der ewgen
Wonne?
27. Die Seeligen.
Was thun die seeligen/ so man es sagen kan?
Sie schaun ohn unterlaß die ewge Schönheit an.
28. Die Heiligen und Gottlosen.
Die Heiligen sind GOtt ein lieblicher Geruch:
Die Bösen ein Gestank/ ein Abschen/ und ein Fluch.
29. Die Liebe.
Die Lieb ist wie der Tod: sie tödtet meine Sinnen/
Sie brichet mir daß Hertz/ und führt den Geist von
hinnen.
30. GOtt über alle Gaben.
Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/
Doch wisse daß ich dich viel lieber selbst wil haben.
Drumm gieb mir was du wilt/es sey auch ewges Leben:
Giebstu mir dich nicht selbst/ so hastu nichts gegeben.
31. Die glückseelige Müsse.
Johannes an der Brust/ Maria bey den Füssen/
Thun alle zwey sonst nichts/ als daß sie Gotts geniessen:
Wiewol sind sie daran! könt' ich so müssig sein/
Jch regete mich nicht/ fiel auch der Himmel ein.
32. Eins jeden Element.
Jm Wasser lebt der Fisch/ die Pflantzen in der Erden/
Der Vogel in der Lufft/ die Sonn im Firmament:
Der Salamander muß im Feur erhalten werden:
Jm Hertzen JEsu ich/ als meinem Element.
33. Daß Paradeiß auf Erden.
Du suchst daß Paradeiß/ und wünschest hin zukommen/
Wo du von allem Leid und Unfried bist entnommen.
Befriedige dein Hertz/ und mach es Rein und weiß:
So bistu selbst noch hier dasselbe Paradeiß.
34. GOtt
Johannis Angeli
Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geſchehn/
Wann ſie GOtt werden ſchaun im Tag der ewgen
Wonne?
27. Die Seeligen.
Was thun die ſeeligen/ ſo man es ſagen kan?
Sie ſchaun ohn unterlaß die ewge Schoͤnheit an.
28. Die Heiligen und Gottloſen.
Die Heiligen ſind GOtt ein lieblicher Geruch:
Die Boͤſen ein Geſtank/ ein Abſchen/ und ein Fluch.
29. Die Liebe.
Die Lieb iſt wie der Tod: ſie toͤdtet meine Sinnen/
Sie brichet mir daß Hertz/ und fuͤhrt den Geiſt von
hinnen.
30. GOtt uͤber alle Gaben.
Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/
Doch wiſſe daß ich dich viel lieber ſelbſt wil haben.
Drum̃ gieb mir was du wilt/es ſey auch ewges Lebẽ:
Giebſtu mir dich nicht ſelbſt/ ſo haſtu nichts gegeben.
31. Die gluͤckſeelige Muͤſſe.
Johannes an der Bruſt/ Maria bey den Fuͤſſen/
Thun alle zwey ſonſt nichts/ als daß ſie Gotts genieſſẽ:
Wiewol ſind ſie daran! koͤnt’ ich ſo müſſig ſein/
Jch regete mich nicht/ fiel auch der Himmel ein.
32. Eins jeden Element.
Jm Waſſer lebt der Fiſch/ die Pflantzen in der Erdẽ/
Der Vogel in der Lufft/ die Sonn im Firmament:
Der Salamander muß im Feur erhalten werden:
Jm Hertzen JEſu ich/ als meinem Element.
33. Daß Paradeiß auf Erden.
Du ſuchſt daß Paradeiß/ und wuͤnſcheſt hin zukommen/
Wo du von allem Leid und Unfried biſt entnommen.
Befriedige dein Hertz/ und mach es Rein und weiß:
So biſtu ſelbſt noch hier daſſelbe Paradeiß.
34. GOtt
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[124[122]/0128] Johannis Angeli Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geſchehn/ Wann ſie GOtt werden ſchaun im Tag der ewgen Wonne? 27. Die Seeligen. Was thun die ſeeligen/ ſo man es ſagen kan? Sie ſchaun ohn unterlaß die ewge Schoͤnheit an. 28. Die Heiligen und Gottloſen. Die Heiligen ſind GOtt ein lieblicher Geruch: Die Boͤſen ein Geſtank/ ein Abſchen/ und ein Fluch. 29. Die Liebe. Die Lieb iſt wie der Tod: ſie toͤdtet meine Sinnen/ Sie brichet mir daß Hertz/ und fuͤhrt den Geiſt von hinnen. 30. GOtt uͤber alle Gaben. Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/ Doch wiſſe daß ich dich viel lieber ſelbſt wil haben. Drum̃ gieb mir was du wilt/es ſey auch ewges Lebẽ: Giebſtu mir dich nicht ſelbſt/ ſo haſtu nichts gegeben. 31. Die gluͤckſeelige Muͤſſe. Johannes an der Bruſt/ Maria bey den Fuͤſſen/ Thun alle zwey ſonſt nichts/ als daß ſie Gotts genieſſẽ: Wiewol ſind ſie daran! koͤnt’ ich ſo müſſig ſein/ Jch regete mich nicht/ fiel auch der Himmel ein. 32. Eins jeden Element. Jm Waſſer lebt der Fiſch/ die Pflantzen in der Erdẽ/ Der Vogel in der Lufft/ die Sonn im Firmament: Der Salamander muß im Feur erhalten werden: Jm Hertzen JEſu ich/ als meinem Element. 33. Daß Paradeiß auf Erden. Du ſuchſt daß Paradeiß/ und wuͤnſcheſt hin zukommen/ Wo du von allem Leid und Unfried biſt entnommen. Befriedige dein Hertz/ und mach es Rein und weiß: So biſtu ſelbſt noch hier daſſelbe Paradeiß. 34. GOtt

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 124[122]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/128>, abgerufen am 26.04.2024.