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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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Der Mauerspecht ist im wärmern Europa zu
Hause, zeichnet sich aber durch seine Lebensart von
den bisher angezeigten Thieren aus. Er lebt
nicht in Wäldern, sondern mehr wie die Eulen,
in alten Gemäuern, auf Thürmen, Hochgerich-
ten etc. und weis sich die Arbeit beym Nestbau da-
durch zu erleichtern, daß er einen Schedel von
Menschen oder Thieren aufsucht, und sich blos
ein weiches Lager da hinein bettet.

15. trochilvs. Colibri. Honigsauger.
Rostrum subulato-filiforme longum. Man-
dibula inferiore tubulata, superiore vaginan-
te inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tu-
bulosa. pedes ambulatorii.

Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön-
heit, die weder Pinsel noch Beschreibung auszu-
drücken vermag. Das grün und roth und blau
ihrer Federn änelt dem gefärbten Golde, und
thut zumal im Sonnenschein eine unbeschreibliche
Wirkung. Diese Thiergen sind so zart, daß sie
sehr leicht den grossen Buschspinnen zum Raube
werden, und nicht anders als durch Besprüzen
mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst
mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke
geschoßen werden würden. Sie nähren sich vom
Honigsaft der Blumen, den sie im Schweben und
Flattern mit ihrem dünnen rörenförmigen Schna-
bel auszusaugen wissen. Die Bildung des Schna-
bels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er
ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nie-
derwärts gebogen. Das ganze Geschlecht ist wol
blos dem wärmern Amerika eigen.

Der Mauerspecht ist im wärmern Europa zu
Hause, zeichnet sich aber durch seine Lebensart von
den bisher angezeigten Thieren aus. Er lebt
nicht in Wäldern, sondern mehr wie die Eulen,
in alten Gemäuern, auf Thürmen, Hochgerich-
ten ꝛc. und weis sich die Arbeit beym Nestbau da-
durch zu erleichtern, daß er einen Schedel von
Menschen oder Thieren aufsucht, und sich blos
ein weiches Lager da hinein bettet.

15. trochilvs. Colibri. Honigsauger.
Rostrum subulato-filiforme longum. Man-
dibula inferiore tubulata, superiore vaginan-
te inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tu-
bulosa. pedes ambulatorii.

Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön-
heit, die weder Pinsel noch Beschreibung auszu-
drücken vermag. Das grün und roth und blau
ihrer Federn änelt dem gefärbten Golde, und
thut zumal im Sonnenschein eine unbeschreibliche
Wirkung. Diese Thiergen sind so zart, daß sie
sehr leicht den grossen Buschspinnen zum Raube
werden, und nicht anders als durch Besprüzen
mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst
mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke
geschoßen werden würden. Sie nähren sich vom
Honigsaft der Blumen, den sie im Schweben und
Flattern mit ihrem dünnen rörenförmigen Schna-
bel auszusaugen wissen. Die Bildung des Schna-
bels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er
ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nie-
derwärts gebogen. Das ganze Geschlecht ist wol
blos dem wärmern Amerika eigen.

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[197/0220] Der Mauerspecht ist im wärmern Europa zu Hause, zeichnet sich aber durch seine Lebensart von den bisher angezeigten Thieren aus. Er lebt nicht in Wäldern, sondern mehr wie die Eulen, in alten Gemäuern, auf Thürmen, Hochgerich- ten ꝛc. und weis sich die Arbeit beym Nestbau da- durch zu erleichtern, daß er einen Schedel von Menschen oder Thieren aufsucht, und sich blos ein weiches Lager da hinein bettet. 15. trochilvs. Colibri. Honigsauger. Rostrum subulato-filiforme longum. Man- dibula inferiore tubulata, superiore vaginan- te inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tu- bulosa. pedes ambulatorii. Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön- heit, die weder Pinsel noch Beschreibung auszu- drücken vermag. Das grün und roth und blau ihrer Federn änelt dem gefärbten Golde, und thut zumal im Sonnenschein eine unbeschreibliche Wirkung. Diese Thiergen sind so zart, daß sie sehr leicht den grossen Buschspinnen zum Raube werden, und nicht anders als durch Besprüzen mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke geschoßen werden würden. Sie nähren sich vom Honigsaft der Blumen, den sie im Schweben und Flattern mit ihrem dünnen rörenförmigen Schna- bel auszusaugen wissen. Die Bildung des Schna- bels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nie- derwärts gebogen. Das ganze Geschlecht ist wol blos dem wärmern Amerika eigen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/219>, abgerufen am 26.04.2024.