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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] es pflegten auch die jenige/ welche etwas zu opffern verbunden waren/ und doch solches nicht bekommen konnten/ der Götter Hände/ denen sie zu opffern hatten/ aufs demühtigste Der Götter Hände küssen. zu küssen/ in Hoffnung/ es würden dieselben ihr williges Gemüht ansehen/ und also kein ander Opffer begehren.

Bey den Alten war dieser Gebrauch/ der Götter Bildnussen zu küssen/ gar gemein/ wie unter andern aus deß Cicero Orationen wider den Verres zu vernehmen/ wann er saget/ daß zu Agrigent/ einer Stadt in Sicilien/ ein ehrinnes Hercules-Bild gewest/ dem der Mund und das Kien von der grossen Menge deren/ die es mit küssen zu verehren dahin kommen waren/ gantz abgerieben gewesen. Wann Prudentius die Art und Weise deß Gottesdiensts beschreibet/ wormit die Alten die Sonne verehret/ sagt er unter andern/ daß sie auch den Pferden/ die der Sonnen Wagen gezogen/ die Füsse geküsset haben. Wir wenden uns aber wieder zur Hecate.

Diese wurde auf den Scheid-Wegen geehret/ allda ihr die jenigen/ so ihrer Hülffe gebrauchten/ einen Hund opfferten/ und mit unverständlichen Worten/ und grausamen Geheule das Gebet verrichteten/ damit sie es ihrer Mutter der Ceres (dann sie die Diana und Proserpina für eins hielten/) nachthun möchten/ als sie ihre verlohrne Tochter gesucht. Es hatten die Reichen im Gebrauch/ daß sie der Luna alle Monaten opfferten/ auch Brod und andere Dinge auf die Scheid-Wege setzten/ welche alsobald von den Armen und Dürfftigen weggenommen wurden: Solches nennte man der Hecate Mahlzeit/ wie Svidas erzehlet/ der auch hinzugesetzet/ daß sie sich unterweilen in scheußlicher Gestalt eines sehr grossen Menschen/ mit einem Die dreygestaltige Hecate. Schlangen-Kopff sehen lasse. Eben diese ist auch Dreygestaltig genennt und ausgebildet worden/ weil sie eine Vorsteherin der dreyfachen Scheid-Wege war. Andere aber sagen/ und vielleicht schicklicher/ sie habe deßwegen nach deß Orpheus Meinung drey Mäuler/ weil sie sich in mancherley Gestalten sehen lasse/ und ihre Kräffte theils am Himmel spühren lasse/ allwo sie der Mond; auf der Erde/ allda sie Diana; theils aber in denen innersten Oertern der Hölle/ woselbsten sie Hecate und Proserpina genennet werde; dann er/ (verstehe der Mond) wann er sich vor uns verbirget/ sich zu denen/ so unter der Erden wohnen/ zu begeben geglaubet wurde.

Eusebius erkläret dieses also: Der Mond (sagt er) wird Hecate und Dreygestaltig genennet/ wegen der mancherley Gestalten/ die er an sich nimmet/ nachdem er der Sonne entweder nähert/ oder von ihr weichet. Dannenhero er mit dreyfacher Krafft begabt/ deren eine ist/ wann er seinen ersten Schein erlanget/[Spaltenumbruch] denen Unterdingen selbigen mittheilet/ und sie wachsend machet. Diese deß Monds Gestalt stelleten die Alten vor/ indem sie seine Bildnus mit weissen und übergüldeten Kleidern bezierten/ und ihr eine brennende Fackel in die Hände gaben. Die andere Krafft desselben ist/ wann er den Mittel-Schein hat/ welcher durch den Korb abgebildet wurde/ darinnen man dessen Opffer brachte: dann indem der Mond-Schein täglich zunimmet/ werden die Früchte auch von Tag zu Tag reiffer/ und wann sie zeitig worden/ alsdann von den Bäumen abgebrochen/ und in Körbe gelegt. Seine dritte Krafft ist/ wann er in den vollen Schein eingetretten/ welcher mit sehr dunckeln Kleidern angedeutet wird.

Dem Monde war sowol als dem Apollo vor Zeiten der Lorbeerbaum gewidmet/ dann von diesem (nämlich dem Apollo) empfähet er seinen Schein und feurige Röhte/ die er unterweilen sehen lässet. Eben diesem haben der Alten auch die Mahen zugeeignet/ wegen Menge nämlich der Seelen/ die/ wie man thöricht dafür hielte/ die Mondwelt bewohnen solten: dieweil das Mahen-Haupt mit seiner Gestalt eine Stadt vorbildet/ indem es von einander geschnitten/ die Mauren derselben darstellet/ die darinnen befindliche vielfältige Körnlein aber die Menge der Menschen andeuten. Aber es ist kein Wunder/ daß der gemeine Pöbel in solche Irrthümer gerahten/ dieweil auch unter den Philosophen einige gewesen/ die für gewiß geglaubet/ der Mondkreiß werde ebenmässig und ja sowol von Menschen bewohnt als die Erde/ und seyen die Flecken/ so man unterweilen im Monde bemercket/ nichts anders als Städte/ Wälder und Berge; Diese ihre Gedichte aber hat bereits Plinius sattsam widerlegt/ und gründlich erwiesen/ daß solche aus der Feuchtigkeit/ die der Mond aus der Erden an sich ziehet/ ihren Ursprung nehmen.

Pausanias in Corinthiacis schreibet/ daß die Aegineter vor andern Göttern insonderheit die Hecate geehret/ dero Höltzerne vom Myro verfertigte Bildnus bey ihnen zu sehen/ daran nur allein ein Mund/ der übrige Leib aber anders nichts als ein unbehobelter Klotz Die dreyköpfigte Hecate. gewesen. Alcamenes aber/ der sie bey den Atheniensern zu erst gebildet/ hatte sie dreyfach/ iedoch also/ daß sie mit den Leibern vereinigt waren/vorgestellet/ und wurde sie von ihnen Epipyrgidia genennet. Unter den dreyen Häuptern/ so die Hecate hatte/ war das zur rechten ein Pferde-Kopff/ das zur lincken ein Hunds-Kopff/ das mittelste aber eines bäurisch-groben Menschen Haupt/ oder/ nach anderer Meinung/ ein wilder Schweins-Kopff; welches vielleicht mit des Monds Natur mehr übereinkommet/ als der/ wie gesagt eben so viel/ als die Diana ist/ sofern er seine Kräffte der Erden mittheilet. Das wilde Schwein aber reimet sich sehr wol auf die Diana/ weil dieses Thier

[Spaltenumbruch] es pflegten auch die jenige/ welche etwas zu opffern verbunden waren/ und doch solches nicht bekommen konnten/ der Götter Hände/ denen sie zu opffern hatten/ aufs demühtigste Der Götter Hände küssen. zu küssen/ in Hoffnung/ es würden dieselben ihr williges Gemüht ansehen/ und also kein ander Opffer begehren.

Bey den Alten war dieser Gebrauch/ der Götter Bildnussen zu küssen/ gar gemein/ wie unter andern aus deß Cicero Orationen wider den Verres zu vernehmen/ wann er saget/ daß zu Agrigent/ einer Stadt in Sicilien/ ein ehrinnes Hercules-Bild gewest/ dem der Mund und das Kien von der grossen Menge deren/ die es mit küssen zu verehren dahin kommen waren/ gantz abgerieben gewesen. Wann Prudentius die Art und Weise deß Gottesdiensts beschreibet/ wormit die Alten die Sonne verehret/ sagt er unter andern/ daß sie auch den Pferden/ die der Sonnen Wagen gezogen/ die Füsse geküsset haben. Wir wenden uns aber wieder zur Hecate.

Diese wurde auf den Scheid-Wegen geehret/ allda ihr die jenigen/ so ihrer Hülffe gebrauchten/ einen Hund opfferten/ und mit unverständlichen Worten/ und grausamen Geheule das Gebet verrichteten/ damit sie es ihrer Mutter der Ceres (dann sie die Diana und Proserpina für eins hielten/) nachthun möchten/ als sie ihre verlohrne Tochter gesucht. Es hatten die Reichen im Gebrauch/ daß sie der Luna alle Monaten opfferten/ auch Brod und andere Dinge auf die Scheid-Wege setzten/ welche alsobald von den Armen und Dürfftigen weggenommen wurden: Solches nennte man der Hecate Mahlzeit/ wie Svidas erzehlet/ der auch hinzugesetzet/ daß sie sich unterweilen in scheußlicher Gestalt eines sehr grossen Menschen/ mit einem Die dreygestaltige Hecate. Schlangen-Kopff sehen lasse. Eben diese ist auch Dreygestaltig genennt und ausgebildet worden/ weil sie eine Vorsteherin der dreyfachen Scheid-Wege war. Andere aber sagen/ und vielleicht schicklicher/ sie habe deßwegen nach deß Orpheus Meinung drey Mäuler/ weil sie sich in mancherley Gestalten sehen lasse/ und ihre Kräffte theils am Himmel spühren lasse/ allwo sie der Mond; auf der Erde/ allda sie Diana; theils aber in denen innersten Oertern der Hölle/ woselbsten sie Hecate und Proserpina genennet werde; dann er/ (verstehe der Mond) wann er sich vor uns verbirget/ sich zu denen/ so unter der Erden wohnen/ zu begeben geglaubet wurde.

Eusebius erkläret dieses also: Der Mond (sagt er) wird Hecate und Dreygestaltig genennet/ wegen der mancherley Gestalten/ die er an sich nimmet/ nachdem er der Sonne entweder nähert/ oder von ihr weichet. Dannenhero er mit dreyfacher Krafft begabt/ deren eine ist/ wann er seinen ersten Schein erlanget/[Spaltenumbruch] denen Unterdingen selbigen mittheilet/ und sie wachsend machet. Diese deß Monds Gestalt stelleten die Alten vor/ indem sie seine Bildnus mit weissen und übergüldeten Kleidern bezierten/ und ihr eine brennende Fackel in die Hände gaben. Die andere Krafft desselben ist/ wann er den Mittel-Schein hat/ welcher durch den Korb abgebildet wurde/ darinnen man dessen Opffer brachte: dann indem der Mond-Schein täglich zunimmet/ werden die Früchte auch von Tag zu Tag reiffer/ und wann sie zeitig worden/ alsdann von den Bäumen abgebrochen/ und in Körbe gelegt. Seine dritte Krafft ist/ wann er in den vollen Schein eingetretten/ welcher mit sehr dunckeln Kleidern angedeutet wird.

Dem Monde war sowol als dem Apollo vor Zeiten der Lorbeerbaum gewidmet/ dann von diesem (nämlich dem Apollo) empfähet er seinen Schein und feurige Röhte/ die er unterweilen sehen lässet. Eben diesem haben der Alten auch die Mahen zugeeignet/ wegen Menge nämlich der Seelen/ die/ wie man thöricht dafür hielte/ die Mondwelt bewohnen solten: dieweil das Mahen-Haupt mit seiner Gestalt eine Stadt vorbildet/ indem es von einander geschnitten/ die Mauren derselben darstellet/ die darinnen befindliche vielfältige Körnlein aber die Menge der Menschen andeuten. Aber es ist kein Wunder/ daß der gemeine Pöbel in solche Irrthümer gerahten/ dieweil auch unter den Philosophen einige gewesen/ die für gewiß geglaubet/ der Mondkreiß werde ebenmässig und ja sowol von Menschen bewohnt als die Erde/ und seyen die Flecken/ so man unterweilen im Monde bemercket/ nichts anders als Städte/ Wälder und Berge; Diese ihre Gedichte aber hat bereits Plinius sattsam widerlegt/ und gründlich erwiesen/ daß solche aus der Feuchtigkeit/ die der Mond aus der Erden an sich ziehet/ ihren Ursprung nehmen.

Pausanias in Corinthiacis schreibet/ daß die Aegineter vor andern Göttern insonderheit die Hecate geehret/ dero Höltzerne vom Myro verfertigte Bildnus bey ihnen zu sehen/ daran nur allein ein Mund/ der übrige Leib aber anders nichts als ein unbehobelter Klotz Die dreyköpfigte Hecate. gewesen. Alcamenes aber/ der sie bey den Atheniensern zu erst gebildet/ hatte sie dreyfach/ iedoch also/ daß sie mit den Leibern vereinigt waren/vorgestellet/ und wurde sie von ihnen Epipyrgidia genennet. Unter den dreyen Häuptern/ so die Hecate hatte/ war das zur rechten ein Pferde-Kopff/ das zur lincken ein Hunds-Kopff/ das mittelste aber eines bäurisch-groben Menschen Haupt/ oder/ nach anderer Meinung/ ein wilder Schweins-Kopff; welches vielleicht mit des Monds Natur mehr übereinkommet/ als der/ wie gesagt eben so viel/ als die Diana ist/ sofern er seine Kräffte der Erden mittheilet. Das wilde Schwein aber reimet sich sehr wol auf die Diana/ weil dieses Thier

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 41/0099] es pflegten auch die jenige/ welche etwas zu opffern verbunden waren/ und doch solches nicht bekommen konnten/ der Götter Hände/ denen sie zu opffern hatten/ aufs demühtigste zu küssen/ in Hoffnung/ es würden dieselben ihr williges Gemüht ansehen/ und also kein ander Opffer begehren. Der Götter Hände küssen.Bey den Alten war dieser Gebrauch/ der Götter Bildnussen zu küssen/ gar gemein/ wie unter andern aus deß Cicero Orationen wider den Verres zu vernehmen/ wann er saget/ daß zu Agrigent/ einer Stadt in Sicilien/ ein ehrinnes Hercules-Bild gewest/ dem der Mund und das Kien von der grossen Menge deren/ die es mit küssen zu verehren dahin kommen waren/ gantz abgerieben gewesen. Wann Prudentius die Art und Weise deß Gottesdiensts beschreibet/ wormit die Alten die Sonne verehret/ sagt er unter andern/ daß sie auch den Pferden/ die der Sonnen Wagen gezogen/ die Füsse geküsset haben. Wir wenden uns aber wieder zur Hecate. Diese wurde auf den Scheid-Wegen geehret/ allda ihr die jenigen/ so ihrer Hülffe gebrauchten/ einen Hund opfferten/ und mit unverständlichen Worten/ und grausamen Geheule das Gebet verrichteten/ damit sie es ihrer Mutter der Ceres (dann sie die Diana und Proserpina für eins hielten/) nachthun möchten/ als sie ihre verlohrne Tochter gesucht. Es hatten die Reichen im Gebrauch/ daß sie der Luna alle Monaten opfferten/ auch Brod und andere Dinge auf die Scheid- Wege setzten/ welche alsobald von den Armen und Dürfftigen weggenommen wurden: Solches nennte man der Hecate Mahlzeit/ wie Svidas erzehlet/ der auch hinzugesetzet/ daß sie sich unterweilen in scheußlicher Gestalt eines sehr grossen Menschen/ mit einem Schlangen-Kopff sehen lasse. Eben diese ist auch Dreygestaltig genennt und ausgebildet worden/ weil sie eine Vorsteherin der dreyfachen Scheid-Wege war. Andere aber sagen/ und vielleicht schicklicher/ sie habe deßwegen nach deß Orpheus Meinung drey Mäuler/ weil sie sich in mancherley Gestalten sehen lasse/ und ihre Kräffte theils am Himmel spühren lasse/ allwo sie der Mond; auf der Erde/ allda sie Diana; theils aber in denen innersten Oertern der Hölle/ woselbsten sie Hecate und Proserpina genennet werde; dann er/ (verstehe der Mond) wann er sich vor uns verbirget/ sich zu denen/ so unter der Erden wohnen/ zu begeben geglaubet wurde. Die dreygestaltige Hecate.Eusebius erkläret dieses also: Der Mond (sagt er) wird Hecate und Dreygestaltig genennet/ wegen der mancherley Gestalten/ die er an sich nimmet/ nachdem er der Sonne entweder nähert/ oder von ihr weichet. Dannenhero er mit dreyfacher Krafft begabt/ deren eine ist/ wann er seinen ersten Schein erlanget/ denen Unterdingen selbigen mittheilet/ und sie wachsend machet. Diese deß Monds Gestalt stelleten die Alten vor/ indem sie seine Bildnus mit weissen und übergüldeten Kleidern bezierten/ und ihr eine brennende Fackel in die Hände gaben. Die andere Krafft desselben ist/ wann er den Mittel-Schein hat/ welcher durch den Korb abgebildet wurde/ darinnen man dessen Opffer brachte: dann indem der Mond-Schein täglich zunimmet/ werden die Früchte auch von Tag zu Tag reiffer/ und wann sie zeitig worden/ alsdann von den Bäumen abgebrochen/ und in Körbe gelegt. Seine dritte Krafft ist/ wann er in den vollen Schein eingetretten/ welcher mit sehr dunckeln Kleidern angedeutet wird. Dem Monde war sowol als dem Apollo vor Zeiten der Lorbeerbaum gewidmet/ dann von diesem (nämlich dem Apollo) empfähet er seinen Schein und feurige Röhte/ die er unterweilen sehen lässet. Eben diesem haben der Alten auch die Mahen zugeeignet/ wegen Menge nämlich der Seelen/ die/ wie man thöricht dafür hielte/ die Mondwelt bewohnen solten: dieweil das Mahen-Haupt mit seiner Gestalt eine Stadt vorbildet/ indem es von einander geschnitten/ die Mauren derselben darstellet/ die darinnen befindliche vielfältige Körnlein aber die Menge der Menschen andeuten. Aber es ist kein Wunder/ daß der gemeine Pöbel in solche Irrthümer gerahten/ dieweil auch unter den Philosophen einige gewesen/ die für gewiß geglaubet/ der Mondkreiß werde ebenmässig und ja sowol von Menschen bewohnt als die Erde/ und seyen die Flecken/ so man unterweilen im Monde bemercket/ nichts anders als Städte/ Wälder und Berge; Diese ihre Gedichte aber hat bereits Plinius sattsam widerlegt/ und gründlich erwiesen/ daß solche aus der Feuchtigkeit/ die der Mond aus der Erden an sich ziehet/ ihren Ursprung nehmen. Pausanias in Corinthiacis schreibet/ daß die Aegineter vor andern Göttern insonderheit die Hecate geehret/ dero Höltzerne vom Myro verfertigte Bildnus bey ihnen zu sehen/ daran nur allein ein Mund/ der übrige Leib aber anders nichts als ein unbehobelter Klotz gewesen. Alcamenes aber/ der sie bey den Atheniensern zu erst gebildet/ hatte sie dreyfach/ iedoch also/ daß sie mit den Leibern vereinigt waren/vorgestellet/ und wurde sie von ihnen Epipyrgidia genennet. Unter den dreyen Häuptern/ so die Hecate hatte/ war das zur rechten ein Pferde-Kopff/ das zur lincken ein Hunds-Kopff/ das mittelste aber eines bäurisch-groben Menschen Haupt/ oder/ nach anderer Meinung/ ein wilder Schweins-Kopff; welches vielleicht mit des Monds Natur mehr übereinkommet/ als der/ wie gesagt eben so viel/ als die Diana ist/ sofern er seine Kräffte der Erden mittheilet. Das wilde Schwein aber reimet sich sehr wol auf die Diana/ weil dieses Thier Die dreyköpfigte Hecate.

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  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/99>, abgerufen am 28.04.2024.