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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Königs Sohn, der Krone zu berauben.
Den Vater hatte er mit Gift aus dem Wege
geräumt, und die Königin, die bey der
Entdeckung seiner Absichten sich nach der
Westmünsterabtey mit ihren Kindern flüch-
tete, schon dahin gebracht, ihm den Erben
des Throns, der damals vierzehen Jahr
alt war, mit seinem jüngern Bruder York,
auszuliefern. Sie übergab sie bebend,
und schien das Schicksal ihrer Söhne zu
ahnden. Faust war Zuhörer, als der Dok-
tor Shaw, auf Befehl des Protektors, dem
erstaunten Volke von der Kanzel bewies:
daß seine und des verstorbenen Königs noch
lebende Mutter, verschiedne Liebhaber in
ihr Bette aufgenommen hätte, der verstor-
bene König im Ehebruch erzeugt sey, und
daß sich niemand vom königlichen Hause ei-
ner rechtmäßigen Geburt rühmen könnte,
außer der Protektor. Er sah die Großen
hinrichten, die diesem Plan nicht beytreten
wollten, und der Teufel führte ihn in dem
Augenblick in den Tower, da Tyronel den

recht-
T 2

Koͤnigs Sohn, der Krone zu berauben.
Den Vater hatte er mit Gift aus dem Wege
geraͤumt, und die Koͤnigin, die bey der
Entdeckung ſeiner Abſichten ſich nach der
Weſtmuͤnſterabtey mit ihren Kindern fluͤch-
tete, ſchon dahin gebracht, ihm den Erben
des Throns, der damals vierzehen Jahr
alt war, mit ſeinem juͤngern Bruder York,
auszuliefern. Sie uͤbergab ſie bebend,
und ſchien das Schickſal ihrer Soͤhne zu
ahnden. Fauſt war Zuhoͤrer, als der Dok-
tor Shaw, auf Befehl des Protektors, dem
erſtaunten Volke von der Kanzel bewies:
daß ſeine und des verſtorbenen Koͤnigs noch
lebende Mutter, verſchiedne Liebhaber in
ihr Bette aufgenommen haͤtte, der verſtor-
bene Koͤnig im Ehebruch erzeugt ſey, und
daß ſich niemand vom koͤniglichen Hauſe ei-
ner rechtmaͤßigen Geburt ruͤhmen koͤnnte,
außer der Protektor. Er ſah die Großen
hinrichten, die dieſem Plan nicht beytreten
wollten, und der Teufel fuͤhrte ihn in dem
Augenblick in den Tower, da Tyronel den

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T 2
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[291/0302] Koͤnigs Sohn, der Krone zu berauben. Den Vater hatte er mit Gift aus dem Wege geraͤumt, und die Koͤnigin, die bey der Entdeckung ſeiner Abſichten ſich nach der Weſtmuͤnſterabtey mit ihren Kindern fluͤch- tete, ſchon dahin gebracht, ihm den Erben des Throns, der damals vierzehen Jahr alt war, mit ſeinem juͤngern Bruder York, auszuliefern. Sie uͤbergab ſie bebend, und ſchien das Schickſal ihrer Soͤhne zu ahnden. Fauſt war Zuhoͤrer, als der Dok- tor Shaw, auf Befehl des Protektors, dem erſtaunten Volke von der Kanzel bewies: daß ſeine und des verſtorbenen Koͤnigs noch lebende Mutter, verſchiedne Liebhaber in ihr Bette aufgenommen haͤtte, der verſtor- bene Koͤnig im Ehebruch erzeugt ſey, und daß ſich niemand vom koͤniglichen Hauſe ei- ner rechtmaͤßigen Geburt ruͤhmen koͤnnte, außer der Protektor. Er ſah die Großen hinrichten, die dieſem Plan nicht beytreten wollten, und der Teufel fuͤhrte ihn in dem Augenblick in den Tower, da Tyronel den recht- T 2

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/302>, abgerufen am 26.04.2024.