"Und Knef ist der umgekehrte Fenk -- und hast "dich bei Viktor für einen Italiener, der kein "Deutsch kann, ausgegeben -- und ihm den ganzen "Tag seine eigne Konduitenliste für den Lord abge¬ "schrieben, und für mich im Grunde auch, um sein "und mein Spion zu seyn." --
"So ist's -- und habe also (sagt' er) dem Lord "auch geschrieben, dein französischer Name Jean Paul "mache dich verdächtig und da du noch dazu selber "nicht weißt, wo du her bist, und dazu gerechnet "dein närrisches Stück Lebensweg, der wie in einem "englischen Garten nicht eine Meile lang gerade aus "geht" -- --
"Der Biograph, sagt' ich, sollte überhaupt sein "eigner seyn." -- *)
"Jetzt wird mir's unbegreiflich, wie ich nur "nicht gleich darauf fallen können: denn deine Aehn¬ "lichkeit mit Sebastian, die der fünfte Sohn des "Fürsten haben sollte, merktest du längst selber --
*) Und ich mache hier mit Vergnügen dem Publikum zu meiner eignen Lebensbeschreibung Hoffnung, womit ich es, wenn ich nur noch einige nöthige Kapitel daraus erlebt ha¬ be, unter dem Titel beschenken werde: Jean Pauls Apostel¬ geschichte, oder dessen Thaten, Begebenheiten und Meinun¬ gen.
»Fahr nur fort, ſagt' er.«
»Und Knef iſt der umgekehrte Fenk — und haſt »dich bei Viktor fuͤr einen Italiener, der kein »Deutſch kann, ausgegeben — und ihm den ganzen »Tag ſeine eigne Konduitenliſte fuͤr den Lord abge¬ »ſchrieben, und fuͤr mich im Grunde auch, um ſein »und mein Spion zu ſeyn.« —
»So iſt's — und habe alſo (ſagt' er) dem Lord »auch geſchrieben, dein franzoͤſiſcher Name Jean Paul »mache dich verdaͤchtig und da du noch dazu ſelber »nicht weißt, wo du her biſt, und dazu gerechnet »dein naͤrriſches Stuͤck Lebensweg, der wie in einem »engliſchen Garten nicht eine Meile lang gerade aus »geht« — —
»Jetzt wird mir's unbegreiflich, wie ich nur »nicht gleich darauf fallen koͤnnen: denn deine Aehn¬ »lichkeit mit Sebaſtian, die der fuͤnfte Sohn des »Fuͤrſten haben ſollte, merkteſt du laͤngſt ſelber —
*) Und ich mache hier mit Vergnügen dem Publikum zu meiner eignen Lebensbeſchreibung Hoffnung, womit ich es, wenn ich nur noch einige nöthige Kapitel daraus erlebt ha¬ be, unter dem Titel beſchenken werde: Jean Pauls Apoſtel¬ geſchichte, oder deſſen Thaten, Begebenheiten und Meinun¬ gen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0437"n="427"/><p>»Fahr nur fort, ſagt' er.«</p><lb/><p>»Und <hirendition="#g">Knef</hi> iſt der umgekehrte <hirendition="#g">Fenk</hi>— und haſt<lb/>
»dich bei Viktor fuͤr einen Italiener, der kein<lb/>
»Deutſch kann, ausgegeben — und ihm den ganzen<lb/>
»Tag ſeine eigne Konduitenliſte fuͤr den Lord abge¬<lb/>
»ſchrieben, und fuͤr mich im Grunde auch, um ſein<lb/>
»und mein Spion zu ſeyn.« —</p><lb/><p>»So iſt's — und habe alſo (ſagt' er) dem Lord<lb/>
»auch geſchrieben, dein franzoͤſiſcher Name <hirendition="#aq">Jean Paul</hi><lb/>
»mache dich verdaͤchtig und da du noch dazu ſelber<lb/>
»nicht weißt, wo du her biſt, und dazu gerechnet<lb/>
»dein naͤrriſches Stuͤck Lebensweg, der wie in einem<lb/>
»engliſchen Garten nicht eine Meile lang gerade aus<lb/>
»geht« ——</p><lb/><p>»Der Biograph, ſagt' ich, ſollte uͤberhaupt ſein<lb/>
»eigner ſeyn.« —<noteplace="foot"n="*)">Und ich mache hier mit Vergnügen dem Publikum zu<lb/>
meiner eignen Lebensbeſchreibung Hoffnung, womit ich es,<lb/>
wenn ich nur noch einige nöthige Kapitel daraus erlebt ha¬<lb/>
be, unter dem Titel beſchenken werde: Jean Pauls Apoſtel¬<lb/>
geſchichte, oder deſſen Thaten, Begebenheiten und Meinun¬<lb/>
gen.<lb/></note></p><lb/><p>»Jetzt wird mir's unbegreiflich, wie ich nur<lb/>
»nicht gleich darauf fallen koͤnnen: denn deine Aehn¬<lb/>
»lichkeit mit Sebaſtian, die der fuͤnfte Sohn des<lb/>
»Fuͤrſten haben ſollte, merkteſt du laͤngſt ſelber —<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[427/0437]
»Fahr nur fort, ſagt' er.«
»Und Knef iſt der umgekehrte Fenk — und haſt
»dich bei Viktor fuͤr einen Italiener, der kein
»Deutſch kann, ausgegeben — und ihm den ganzen
»Tag ſeine eigne Konduitenliſte fuͤr den Lord abge¬
»ſchrieben, und fuͤr mich im Grunde auch, um ſein
»und mein Spion zu ſeyn.« —
»So iſt's — und habe alſo (ſagt' er) dem Lord
»auch geſchrieben, dein franzoͤſiſcher Name Jean Paul
»mache dich verdaͤchtig und da du noch dazu ſelber
»nicht weißt, wo du her biſt, und dazu gerechnet
»dein naͤrriſches Stuͤck Lebensweg, der wie in einem
»engliſchen Garten nicht eine Meile lang gerade aus
»geht« — —
»Der Biograph, ſagt' ich, ſollte uͤberhaupt ſein
»eigner ſeyn.« — *)
»Jetzt wird mir's unbegreiflich, wie ich nur
»nicht gleich darauf fallen koͤnnen: denn deine Aehn¬
»lichkeit mit Sebaſtian, die der fuͤnfte Sohn des
»Fuͤrſten haben ſollte, merkteſt du laͤngſt ſelber —
*) Und ich mache hier mit Vergnügen dem Publikum zu
meiner eignen Lebensbeſchreibung Hoffnung, womit ich es,
wenn ich nur noch einige nöthige Kapitel daraus erlebt ha¬
be, unter dem Titel beſchenken werde: Jean Pauls Apoſtel¬
geſchichte, oder deſſen Thaten, Begebenheiten und Meinun¬
gen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/437>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.