gerechtfertiget hat, so daß wir alle darüber stutzig wurden, (können Eltern ohne Sorgen wegen ihrer Tochter seyn, wenn sich eine Clarisse vergehet?) so ist ihr aller Briefwechsel mit Jhnen bey Verlust unserer Liebe verboten worden. Es ist dieses auf Befehl meines Mannes, und auf Verlangen Jh- rer Familie geschehen.
Jndessen betet das arme Mädchen alle Stunden für Sie. Dieser Vorbitte kann ich Sie ohne meiner Tochter Wissen versichern, und der Vor- bitte
Freytags den 21ten April. Jhrer bekümmerten Base D. Hervey.
Der ein und funfzigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
(Der vorhergehende war mit beygelegt.)
Sonnabends früh den 22. April.
Beyliegenden Brief habe ich eben von der Frau Hervey erhalten. Lassen Sie aber niemand etwas davon erfahren, daß sie an eine unglückliche und unverständige Base geschrieben hat.
Jch sehe, daß ich meiner Freunde wegen nach Lon- don oder in die weite Welt gehen kann. Niemand bekümmert sich darum, was aus mir wird. Jch woll- te meine Reise aufschieben, bis ich von Hause Nach- richt bekäme: und wenn ich einige Hoffnung zu einer
Aus-
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gerechtfertiget hat, ſo daß wir alle daruͤber ſtutzig wurden, (koͤnnen Eltern ohne Sorgen wegen ihrer Tochter ſeyn, wenn ſich eine Clariſſe vergehet?) ſo iſt ihr aller Briefwechſel mit Jhnen bey Verluſt unſerer Liebe verboten worden. Es iſt dieſes auf Befehl meines Mannes, und auf Verlangen Jh- rer Familie geſchehen.
Jndeſſen betet das arme Maͤdchen alle Stunden fuͤr Sie. Dieſer Vorbitte kann ich Sie ohne meiner Tochter Wiſſen verſichern, und der Vor- bitte
Freytags den 21ten April. Jhrer bekuͤmmerten Baſe D. Hervey.
Der ein und funfzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
(Der vorhergehende war mit beygelegt.)
Sonnabends fruͤh den 22. April.
Beyliegenden Brief habe ich eben von der Frau Hervey erhalten. Laſſen Sie aber niemand etwas davon erfahren, daß ſie an eine ungluͤckliche und unverſtaͤndige Baſe geſchrieben hat.
Jch ſehe, daß ich meiner Freunde wegen nach Lon- don oder in die weite Welt gehen kann. Niemand bekuͤmmert ſich darum, was aus mir wird. Jch woll- te meine Reiſe aufſchieben, bis ich von Hauſe Nach- richt bekaͤme: und wenn ich einige Hoffnung zu einer
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gerechtfertiget hat, ſo daß wir alle daruͤber ſtutzig
wurden, (koͤnnen Eltern ohne Sorgen wegen ihrer
Tochter ſeyn, wenn ſich eine Clariſſe vergehet?)
ſo iſt ihr aller Briefwechſel mit Jhnen bey Verluſt
unſerer Liebe verboten worden. Es iſt dieſes auf
Befehl meines Mannes, und auf Verlangen Jh-
rer Familie geſchehen.
Jndeſſen betet das arme Maͤdchen alle Stunden
fuͤr Sie. Dieſer Vorbitte kann ich Sie ohne
meiner Tochter Wiſſen verſichern, und der Vor-
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Jhrer bekuͤmmerten Baſe
D. Hervey.
Der ein und funfzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
(Der vorhergehende war mit beygelegt.)
Sonnabends fruͤh den 22. April.
Beyliegenden Brief habe ich eben von der Frau
Hervey erhalten. Laſſen Sie aber niemand
etwas davon erfahren, daß ſie an eine ungluͤckliche
und unverſtaͤndige Baſe geſchrieben hat.
Jch ſehe, daß ich meiner Freunde wegen nach Lon-
don oder in die weite Welt gehen kann. Niemand
bekuͤmmert ſich darum, was aus mir wird. Jch woll-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/405>, abgerufen am 26.04.2024.
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